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https://doi.org/10.11588/diglit.7515#0219
Das Leben des Malers Augustijn Jorisz. Verburcht von Delft 205
Damast vor der Verarbeitung auslieferte, worauf er den Stoff
verkaufte und das Geld durchbrachte. Was aber nun? Als
der Tag des festlichen Empfangs herannahte, ging er dran,
nahm schönes weisses Papier, und Hess sich einen schönen
Rock daraus machen, den er mit schönen Damastblumen und
hübschen Ornamenten verzierte. Nun hatte der Marquis an
seinem Hof einen gelehrten Philosophen, einen Maler und
einen Dichter, die im Zuge alle drei in einer Reihe am
Palais, wo der Kaiser neben dem Marquis im Fenster lag,
vorbei zu gehen hatten. Als sie vorüber zogen, fragte der
Marquis den Kaiser, welchen Damast er am schönsten finde,
worauf dieser den des Malers bezeichnete, welcher durch
seine reine weisse Farbe und seine schöne Blumenmusterung
alle andern an Pracht des Anblicks übertraf. Darum wurde
Mabuse auch zum Tafeldienst befohlen und erhielt dann
vom Marquis, der um die ganze Sache wusste, die Weisung
zum Kaiser zu kommen, und als dieser sein Gewand be-
tastete, fühlte er das Papier. Als ihm darauf der Handel
erzählt wurde, hatte er grossen Spass daran und musste
herzlich lachen, so dass der Marquis nicht um viel Damast
gewünscht hätte, der Maler hätte diesen Streich, der dem
Kaiser so sehr gefiel, unterlassen. Mabuse, der etwas
sehr ungebunden lebte, wurde aus irgendeinem Grunde zu
Middelburg gefangen gesetzt2S0 und machte während dieser
Haft verschiedene hübsche Zeichnungen, von denen ich eine
Anzahl gesehen habe, die mit schwarzer Kreide schön aus-
geführt waren. Sein Geburts- und Todesjahr habe ich nicht
in Erfahrung bringen können.207
Das Leben des Malers Augustijn Jorisz.
Verburcht von Delft.
Der herrlichen Stadt Delft würde kein geringer Ruhm
in der Malkunst zuteil geworden sein, wenn ihr nicht un-
glücklicherweise durch einen frühen Tod ihr junger Bürger
Augustijn Jorisz entrissen worden wäre. Er wurde zu
Delft im Jahre des Herrn 1525 geboren. Sein Vater war
Damast vor der Verarbeitung auslieferte, worauf er den Stoff
verkaufte und das Geld durchbrachte. Was aber nun? Als
der Tag des festlichen Empfangs herannahte, ging er dran,
nahm schönes weisses Papier, und Hess sich einen schönen
Rock daraus machen, den er mit schönen Damastblumen und
hübschen Ornamenten verzierte. Nun hatte der Marquis an
seinem Hof einen gelehrten Philosophen, einen Maler und
einen Dichter, die im Zuge alle drei in einer Reihe am
Palais, wo der Kaiser neben dem Marquis im Fenster lag,
vorbei zu gehen hatten. Als sie vorüber zogen, fragte der
Marquis den Kaiser, welchen Damast er am schönsten finde,
worauf dieser den des Malers bezeichnete, welcher durch
seine reine weisse Farbe und seine schöne Blumenmusterung
alle andern an Pracht des Anblicks übertraf. Darum wurde
Mabuse auch zum Tafeldienst befohlen und erhielt dann
vom Marquis, der um die ganze Sache wusste, die Weisung
zum Kaiser zu kommen, und als dieser sein Gewand be-
tastete, fühlte er das Papier. Als ihm darauf der Handel
erzählt wurde, hatte er grossen Spass daran und musste
herzlich lachen, so dass der Marquis nicht um viel Damast
gewünscht hätte, der Maler hätte diesen Streich, der dem
Kaiser so sehr gefiel, unterlassen. Mabuse, der etwas
sehr ungebunden lebte, wurde aus irgendeinem Grunde zu
Middelburg gefangen gesetzt2S0 und machte während dieser
Haft verschiedene hübsche Zeichnungen, von denen ich eine
Anzahl gesehen habe, die mit schwarzer Kreide schön aus-
geführt waren. Sein Geburts- und Todesjahr habe ich nicht
in Erfahrung bringen können.207
Das Leben des Malers Augustijn Jorisz.
Verburcht von Delft.
Der herrlichen Stadt Delft würde kein geringer Ruhm
in der Malkunst zuteil geworden sein, wenn ihr nicht un-
glücklicherweise durch einen frühen Tod ihr junger Bürger
Augustijn Jorisz entrissen worden wäre. Er wurde zu
Delft im Jahre des Herrn 1525 geboren. Sein Vater war