Das Leben von Frans Minnebroer und anderer älterer Maler 225
einen grossen Maulhelden, der ihn mit dem Bildnis sitzen Hess,
ohne ihn zu bezahlen. Als Jacques die Geduld riss, malte
er mit Wasserfarbe ein Gitter vor das Bild, so dass der
Kapitän im Gefängnis zu sitzen schien und stellte es dann
zur Schau. Als der Kapitän davon hörte, kam er angelaufen
und sagte zu ihm, er sei wohl ganz besessen, dass er so
etwas tue. Der Maler antwortete, er müsse so lange also
gefangen sitzen, bis er bezahlt hätte. Darauf bezahlte der
Kapitän und verlangte, dass das Gitter vor seinen Augen
entfernt würde, worauf Jacques einen Schwamm nahm und
es herunter wusch. Er hat viele gute Porträts gemalt, reiste
dann nach Ostland oder Dänemark und starb dort um
das Jahr 1570.823 — Der Mechelner Wasserfarbenmaler
Gregorius Beerincx, mit dem Beinamen „in der Schere",821
war in Rom gewesen und malte sehr hübsche und an-
ziehende Ruinenbilder.326 Als er in Rom war und sein
Geld aufgebraucht hatte, kam er, um schnell wieder zu Geld
zu gelangen auf den Einfall, eine Sintflut auf Leinwand zu
malen, ein Bild, auf dem weiter nichts zu sehen war, als ein
Regenhimmel und eine Wasserfläche mit der Arche, aber kein
menschliches Wesen. Als man ihn fragte, was das vorstellen
solle, antwortete er: „die Sintflut", und auf die weitere Frage:
„wo sind denn aber die Menschen?" entgegnete er: „Die sind
alle ertrunken, wenn das Wasser sinkt, wird man sie sehen
können, der Rest aber ist in der Arche." Fast jeder wollte nun
ein solches Bild haben, und da sie schnell gemalt waren, kam
er wieder zu einem vollen Beutel. Das war kein schlechtes
Geschäft. Er starb zu Mecheln im Jahre 1570.825 — Hier
habe ich nun eine Anzahl der hervorragendsten Mechelner
aufgezählt, ausgenommen Coxcie und Bol, von denen weiter
unten ausführlicher die Rede sein soll. Ich habe diese Meister
nicht genau nach der zeitlichen Reihenfolge aufgeführt, es war
mir hauptsächlich darum zu tun, keinen Mann von Bedeutung
auszulassen und wenigstens — so weit eben meine Informationen
reichten — alle Namen zu nennen und die Lebensumstände
flüchtig zu berühren.
van Mander, Schilder-Boeck.
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einen grossen Maulhelden, der ihn mit dem Bildnis sitzen Hess,
ohne ihn zu bezahlen. Als Jacques die Geduld riss, malte
er mit Wasserfarbe ein Gitter vor das Bild, so dass der
Kapitän im Gefängnis zu sitzen schien und stellte es dann
zur Schau. Als der Kapitän davon hörte, kam er angelaufen
und sagte zu ihm, er sei wohl ganz besessen, dass er so
etwas tue. Der Maler antwortete, er müsse so lange also
gefangen sitzen, bis er bezahlt hätte. Darauf bezahlte der
Kapitän und verlangte, dass das Gitter vor seinen Augen
entfernt würde, worauf Jacques einen Schwamm nahm und
es herunter wusch. Er hat viele gute Porträts gemalt, reiste
dann nach Ostland oder Dänemark und starb dort um
das Jahr 1570.823 — Der Mechelner Wasserfarbenmaler
Gregorius Beerincx, mit dem Beinamen „in der Schere",821
war in Rom gewesen und malte sehr hübsche und an-
ziehende Ruinenbilder.326 Als er in Rom war und sein
Geld aufgebraucht hatte, kam er, um schnell wieder zu Geld
zu gelangen auf den Einfall, eine Sintflut auf Leinwand zu
malen, ein Bild, auf dem weiter nichts zu sehen war, als ein
Regenhimmel und eine Wasserfläche mit der Arche, aber kein
menschliches Wesen. Als man ihn fragte, was das vorstellen
solle, antwortete er: „die Sintflut", und auf die weitere Frage:
„wo sind denn aber die Menschen?" entgegnete er: „Die sind
alle ertrunken, wenn das Wasser sinkt, wird man sie sehen
können, der Rest aber ist in der Arche." Fast jeder wollte nun
ein solches Bild haben, und da sie schnell gemalt waren, kam
er wieder zu einem vollen Beutel. Das war kein schlechtes
Geschäft. Er starb zu Mecheln im Jahre 1570.825 — Hier
habe ich nun eine Anzahl der hervorragendsten Mechelner
aufgezählt, ausgenommen Coxcie und Bol, von denen weiter
unten ausführlicher die Rede sein soll. Ich habe diese Meister
nicht genau nach der zeitlichen Reihenfolge aufgeführt, es war
mir hauptsächlich darum zu tun, keinen Mann von Bedeutung
auszulassen und wenigstens — so weit eben meine Informationen
reichten — alle Namen zu nennen und die Lebensumstände
flüchtig zu berühren.
van Mander, Schilder-Boeck.
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