Das Leben des berühmten Malers Antonis Mor von Utrecht 241
Verhältnissen des einzelnen angemessenen Preis, auch erhielt
er einige goldene Ketten. Auch am Hofe des Kaisers hat er
noch verschiedene Werke geschaffen. Darauf wurde er vom
Kaiser nach England gesandt,355 wo er die Königin Maria,
die zweite Frau König Philipps malte und eine goldene Kette,
hundert Pfund Sterling und ausserdem noch ein Jahrgeld von
hundert Pfund Sterling erhielt.356 Das Antlitz dieser Königin,
die eine sehr schöne Frau war, kopierte er verschiedenemal
auf Kopfformatbrettchen, die er an grosse Herren, z. B. Mit-
glieder des Ordens vom goldenen Vliess und an Granvella
verschenkte. Eines dieser Bildnisse schenkte er auch dem
Kaiser, der ihm dafür 200 Gulden gab. Von anderer Seite
wird jedoch erzählt, dass er eines dieser Porträts dem
Kardinal Granvella in Brüssel brachte, der ihn zum
Kaiser schickte, damit er es diesem überreiche. Der Kaiser
aber sagte: Ich halte kein Haus mehr, ich habe alles meinem
Sohn übergeben. Ohne etwas ausgerichtet zu haben, kam der
Maler wieder zum Kardinal, der ihm sagte, er solle ihn nur
machen lassen, zum Kaiser ging, das Bildnis und die Schönheit
der Fürstin ausserordentlich rühmte und fragte, was er dem
Maler verehrt habe. Nichts, sagte der Kaiser und fragte,
was er dafür geben müsse. Tausend Gulden oder 300 Dukaten,
sagte der Kardinal, worauf ihm der Kaiser schliesslich die
Regelung der Angelegenheit übergeben haben soll. Dies soll
anderthalb Jahre nach seiner Rückkehr aus Spanien vor-
gefallen sein. Als der Friede zwischen dem König von
Spanien und dem König von Frankreich geschlossen
war, zog Moro wieder mit dem König nach Spanien,357
wo er an seinem Hofe in hohem Ansehen stand, freund-
schaftlich mit ihm verkehrte und ihn nebst vielen grossen
Herren porträtierte. Hier erlaubte sich Mor sogar die
Freiheit, dem König, als dieser ihm einmal mit der Hand
auf die Schulter klopfte, aus Spass den Malstock auf die
Schulter zu legen — ein bedenkliches Beginnen; denn es ist
gefährlich den Löwen zu berühren. Diese Vertraulichkeit
hätte ihm übel bekommen können, wenn er nicht von einem
hochstehenden spanischen Edelmann aus Freundschaft und
van Mander, Schilder-Boeck. 16
Verhältnissen des einzelnen angemessenen Preis, auch erhielt
er einige goldene Ketten. Auch am Hofe des Kaisers hat er
noch verschiedene Werke geschaffen. Darauf wurde er vom
Kaiser nach England gesandt,355 wo er die Königin Maria,
die zweite Frau König Philipps malte und eine goldene Kette,
hundert Pfund Sterling und ausserdem noch ein Jahrgeld von
hundert Pfund Sterling erhielt.356 Das Antlitz dieser Königin,
die eine sehr schöne Frau war, kopierte er verschiedenemal
auf Kopfformatbrettchen, die er an grosse Herren, z. B. Mit-
glieder des Ordens vom goldenen Vliess und an Granvella
verschenkte. Eines dieser Bildnisse schenkte er auch dem
Kaiser, der ihm dafür 200 Gulden gab. Von anderer Seite
wird jedoch erzählt, dass er eines dieser Porträts dem
Kardinal Granvella in Brüssel brachte, der ihn zum
Kaiser schickte, damit er es diesem überreiche. Der Kaiser
aber sagte: Ich halte kein Haus mehr, ich habe alles meinem
Sohn übergeben. Ohne etwas ausgerichtet zu haben, kam der
Maler wieder zum Kardinal, der ihm sagte, er solle ihn nur
machen lassen, zum Kaiser ging, das Bildnis und die Schönheit
der Fürstin ausserordentlich rühmte und fragte, was er dem
Maler verehrt habe. Nichts, sagte der Kaiser und fragte,
was er dafür geben müsse. Tausend Gulden oder 300 Dukaten,
sagte der Kardinal, worauf ihm der Kaiser schliesslich die
Regelung der Angelegenheit übergeben haben soll. Dies soll
anderthalb Jahre nach seiner Rückkehr aus Spanien vor-
gefallen sein. Als der Friede zwischen dem König von
Spanien und dem König von Frankreich geschlossen
war, zog Moro wieder mit dem König nach Spanien,357
wo er an seinem Hofe in hohem Ansehen stand, freund-
schaftlich mit ihm verkehrte und ihn nebst vielen grossen
Herren porträtierte. Hier erlaubte sich Mor sogar die
Freiheit, dem König, als dieser ihm einmal mit der Hand
auf die Schulter klopfte, aus Spass den Malstock auf die
Schulter zu legen — ein bedenkliches Beginnen; denn es ist
gefährlich den Löwen zu berühren. Diese Vertraulichkeit
hätte ihm übel bekommen können, wenn er nicht von einem
hochstehenden spanischen Edelmann aus Freundschaft und
van Mander, Schilder-Boeck. 16