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https://doi.org/10.11588/diglit.7515#0350
Das Leben des hervorragenden Malers PieterAcrtsen von Amsterdam 329
es für ihn ein höheres Lob bedeutet, mit dir verglichen zu
werden, — mit wem könnte man dich dann vergleichen,
wenn nicht mit dir selbst allein, da Floris doch der grösste
Maler heisst?
Das Leben des hervorragenden Malers Pieter
Aertsen von Amsterdam.
Es ist ein unbegreifliches seltsames Werk, das die Natur
im geheimen bei manchen jungen Menschenwesen ohne
Wissen oder auch gegen den Willen der Eltern zuwege bringt,
indem sie ihre Neigung und ihr Sinnen auf die oder jene
Kunst oder Beschäftigung richtet, die ihnen häufig zu Nutz
und Frommen ausschlägt, wie dies bei Pieter Aertsen, dem
hervorragenden Maler von Amsterdam der Fall war, der
wegen seiner langen Gestalt gewöhnlich der „Lange Peter"
genannt wurde. Und als er seinem Verdienst entsprechend
weit berühmt geworden war, nannten ihn die Italiener
Pietro Lungo, was auch „Langer Peter" bedeutet, und
dieses Wort Lungo würde seiner Familie nicht übel als Zu-
name anstehen.502 Er war im Jahre 1519503 zu Amsterdam
geboren. Seine Eltern stammten aus dem Purmerland.
Sein Vater wohnte zu Amsterdam und wollte seinen Sohn
für sein Handwerk, die Strumpfwirkerei, erziehen. Seine
Mutter wollte ihn jedoch in seiner grossen Neigung, die er
für die Kunst empfand, fördern und sagte: „Und sollte ich
das Geld mit Spinnen verdienen müssen, so will ich ihn
doch malen lernen lassen." Also wurde Pieter zu einem
gewissen Allart Claessen 604 in die Lehre gegeben, der
damals einer der besten Maler von Amsterdam war, und
von dem auf den Amsterdamer Bürgerwehr-Herbergen
noch verschiedene Porträtstücke vorhanden sind. Pieter
hat sich von Anfang an eine feste sichere Malweise an-
gewöhnt und hat alles kühnlich angepackt, so dass er durch
seine Kunst zu hohem Ansehen gelangt ist. Als er ungefähr
17 oder 18 Jahre alt war, reiste er nach dem damals sehr
berühmten Schloss von Boussu im Hennegau, um die
es für ihn ein höheres Lob bedeutet, mit dir verglichen zu
werden, — mit wem könnte man dich dann vergleichen,
wenn nicht mit dir selbst allein, da Floris doch der grösste
Maler heisst?
Das Leben des hervorragenden Malers Pieter
Aertsen von Amsterdam.
Es ist ein unbegreifliches seltsames Werk, das die Natur
im geheimen bei manchen jungen Menschenwesen ohne
Wissen oder auch gegen den Willen der Eltern zuwege bringt,
indem sie ihre Neigung und ihr Sinnen auf die oder jene
Kunst oder Beschäftigung richtet, die ihnen häufig zu Nutz
und Frommen ausschlägt, wie dies bei Pieter Aertsen, dem
hervorragenden Maler von Amsterdam der Fall war, der
wegen seiner langen Gestalt gewöhnlich der „Lange Peter"
genannt wurde. Und als er seinem Verdienst entsprechend
weit berühmt geworden war, nannten ihn die Italiener
Pietro Lungo, was auch „Langer Peter" bedeutet, und
dieses Wort Lungo würde seiner Familie nicht übel als Zu-
name anstehen.502 Er war im Jahre 1519503 zu Amsterdam
geboren. Seine Eltern stammten aus dem Purmerland.
Sein Vater wohnte zu Amsterdam und wollte seinen Sohn
für sein Handwerk, die Strumpfwirkerei, erziehen. Seine
Mutter wollte ihn jedoch in seiner grossen Neigung, die er
für die Kunst empfand, fördern und sagte: „Und sollte ich
das Geld mit Spinnen verdienen müssen, so will ich ihn
doch malen lernen lassen." Also wurde Pieter zu einem
gewissen Allart Claessen 604 in die Lehre gegeben, der
damals einer der besten Maler von Amsterdam war, und
von dem auf den Amsterdamer Bürgerwehr-Herbergen
noch verschiedene Porträtstücke vorhanden sind. Pieter
hat sich von Anfang an eine feste sichere Malweise an-
gewöhnt und hat alles kühnlich angepackt, so dass er durch
seine Kunst zu hohem Ansehen gelangt ist. Als er ungefähr
17 oder 18 Jahre alt war, reiste er nach dem damals sehr
berühmten Schloss von Boussu im Hennegau, um die