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Mander, Carel van; Floerke, Hanns [Übers.]
Das Leben der niederländischen und deutschen Maler (Band 1) — München, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.7515#0352

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Das Leben des hervorragenden Malers Pieter Aertsen von Amsterdam 331

schönen Bilder verschiedener Meister zu sehen, die sich dort
befanden, versehen mit einem Empfehlungsschreiben des
Schultheissen von A m s t e r d am.505 Von dort ging Pieter
nach Antwerpen und wohnte dort bei einem Wallonen
namens Jan Mandyn. Ich bin aber der Meinung, dass es
zwei Maler dieses Namens gegeben hat, nämlich noch einen
andern aus Harlem, der sehr hübsche seltsame Sachen in
der Art des Hieronymus Bosch malte und von der Stadt
Antwerpen ein Jahrgeld auf Lebenszeit bezog.6"6 Pieter
verheiratete sich schliesslich zu Antwerpen und trat im
Jahre des Herrn 1533 in die Malergilde ein.507 Er verlegte
sich darauf, Küchen mit allerlei Geräten und Viktualien nach
der Natur zu malen, und traf alle die einzelnen Farben so
getreu, dass die Dinge natürlich zu sein schienen. Dadurch,
dass er dies viel übte, ist er wohl der in der Farbengebung
sicherste Meister geworden, den man je gefunden hat — eine
Errungenschaft, die den Mitgliedern seiner Familie allezeit
geblieben ist. Er war ein Mann, der wenig von sich selbst
hielt und sehr einfach und bäuerisch aussah, so dass ihn
niemand für einen so grossen Künstler gehalten haben würde,
hätten seine Werke nicht so laut für ihn gezeugt. Von seiner
Hand war ein Küchenbild, das später von Rauwaert in
Amsterdam gekauft wurde, und auf dem er seinen zweiten
Sohn, der damals ein kleines Kind war, nach der Natur
wiedergegeben hatte, — nämlich den noch gegenwärtig lebenden
Aert Pietersz. Auf diesem Küchenbilde sieht man unter
anderm einen Ochsenkopf, dem das Fell so abgezogen ist,
wie es bei den Schlächtern geschieht.508 Dieses Bild wurde,
nachdem es in Amsterdam bekannt geworden war, die
Ursache, dass er mit der Ausschmückung des Hochaltars der
alten oder Liebfrauenkirche zu Amsterdam betraut
wurde. Als Pieter an den Ort gekommen war, wo die
Herren mit ihm verhandeln wollten, und er am Herd sass,
geschah es, dass er nach dem Meister Pieter gefragt wurde;
denn man wusste nicht, dass er es selbst war. Unter anderm
fragte ihn der Bürgermeister Joos Buyck, ein trefflicher
Mann (der von Stadts wegen dem König Philipp von Spanien
 
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