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Mander, Carel van; Floerke, Hanns [Transl.]
Das Leben der niederländischen und deutschen Maler (Band 1) — München, 1906

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.7515#0378

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Das Leben des Malers Rijkaart Aertsz. von Wijck aan Zee 357

in Ölfarbe aus verschiedenen Perioden seines Lebens, prächtige,
ansprechende und gut gemalte Bilder, und zwar im Hause
seines Neffen Jacques van der Heck.510 Nachdem nun
Marten zu seiner Zeit ein besonderes Licht für die Kunst
gewesen war, schied er am 1. Oktober 1574 im Alter von
76 Jahren aus diesem vergänglichen Leben, nachdem er zwei
Jahre kürzer gelebt hatte als sein Vater. Seine sterbliche
Hülle wurde in der Nordkapelle der grossen Kirche zu
Harlem begraben. Aber wie er eine Leuchte der Kunst
war, so wird diese, so lange sie selbst bei den Menschen
geschätzt und hochgehalten wird, seinen Namen auch nicht im
Dunkeln lassen.

Das Leben des Malers Rijkaart Aertsz. oder „Rijck
mit der Stelze" von Wijk aan Zee.

Wer vermag zu begreifen oder zu erklären, was für eine
gute und reine, von der See herwehende Luft sich in dem
nordholländischen Winkel geltend macht, dass das Land
dort so von Natur geeignet scheint, zeitweise edle und ver-
ständnisvolle Talente in unserer sinnvollen Malkunst hervor-
zubringen, wie dies zu Bewerwijck, Schoorel, Heems-
kerck und Wijk aan Zee geschehen ist, wo man unter der
bäuerlichen Jugend eine solche Neigung zur Kunst, und zwar
fast ohne dass dazu anregende Vorbilder vorhanden gewesen
wären, wahrgenommen und festgestellt hat. In dem genannten
Seedorf Wijk aan Zee lebte ein Fischer namens Aart,
dessen Sohn Rijck in seiner Jugend das Unglück hatte, sein
eines Bein zu verbrennen. Er wurde nach Harlem gebracht,
um dort behandelt zu werden, doch musste ihm das Bein als
unheilbar abgenommen werden. Als nun der Knabe viel am
Feuer sass, fühlte er eine natürliche Neigung zur Zeichen-
kunst in sich erwachen, die ihn, ohne dass er irgendein
Vorbild gehabt hätte, veranlasste, mit Kohle auf die Seiten
und den weissen Mantel des Kamins allerlei Figuren zu
zeichnen, worauf man ihn fragte, ob er Lust habe Malen zu
 
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