Das Leben des Malers Rijkaart Aertsz. von Wijck aan Zee 359
lernen. Und als er dies mit grossem Ernst bejahte, wurde
er zu Jan Mostaert547 in die Lehre gegeben. Da er mit
einer Stelze ging, wurde er „Rijck mit der Stelze" genannt.
Er zeigte grossen Fleiss im Lernen und wurde ein guter
Meister. Von seiner Hand waren die Flügel des Lastträger-
Altars, der seinerzeit von Meister Jakob, dem Lehrer von
Jan Mostart gemalt worden war. Auf diese Flügel malte
Rijck die Ankunft der Brüder Josephs, die Korn zu erbitten
kommen, in Ägypten, ferner Joseph einem König gleich in
grosser Herrlichkeit thronend und ähnliche Darstellungen.
Viele von Rijcks Werken waren in Friesland zu sehen,
eine ganze Anzahl ist auch zugrunde gegangen, so dass ich
weiter keine nachzuweisen vermag.648 Er war ein stiller,
umgänglicher, friedfertiger, tugendsamer und frommer Mann,
der die heilige Schrift und die Seelenruhe sehr liebte. Er
siedelte schliesslich nach Antwerpen über, wo er sich um
seiner Ruhe willen zuletzt mit nichts anderem beschäftigte
als die nackten Teile der Figuren auf den Bildern ver-
schiedener Maler gegen das übliche Entgelt zu malen. Keines
von seinen Kindern erzog er für die Kunst.549 Als er ein
hohes Alter erreicht hatte und seine Augen ihm nicht mehr
recht dienen wollten, und er nicht mehr sah, was er machte,
strich er die Farbe so dick auf die Malbretter, dass niemand
mehr Geschmack daran fand und sie im Gegenteil häufig
heruntergekratzt werden musste. Und so wurde er auch zu-
weilen zornig, weil die Leute seine Sachen nicht mehr wollten.
Er trat im Jahre 1520 in die Malergilde und Rhetorikerkammer
zur Levkoje ein, welche Kammer im Jahre 1400 gegründet
wurde und die Devise: „Aus Freundschaft vereinigt" führte.
Er wurde von Frans Floris als St. Lukas, der die Madonna
malt, porträtiert, ein Bild, das für die Malerkammer bestimmt
war;550 denn er war sehr beliebt und fröhlich und pflegte zu
sagen: „Ich bin reich und wohlgestellt",551 auch hatte er ein
hübsches malerisches Gesicht. Er starb ungefähr ein halbes
Jahr nach der „Spanischen Furie", um den Mai 1577 herum,
95 Jahre alt.
lernen. Und als er dies mit grossem Ernst bejahte, wurde
er zu Jan Mostaert547 in die Lehre gegeben. Da er mit
einer Stelze ging, wurde er „Rijck mit der Stelze" genannt.
Er zeigte grossen Fleiss im Lernen und wurde ein guter
Meister. Von seiner Hand waren die Flügel des Lastträger-
Altars, der seinerzeit von Meister Jakob, dem Lehrer von
Jan Mostart gemalt worden war. Auf diese Flügel malte
Rijck die Ankunft der Brüder Josephs, die Korn zu erbitten
kommen, in Ägypten, ferner Joseph einem König gleich in
grosser Herrlichkeit thronend und ähnliche Darstellungen.
Viele von Rijcks Werken waren in Friesland zu sehen,
eine ganze Anzahl ist auch zugrunde gegangen, so dass ich
weiter keine nachzuweisen vermag.648 Er war ein stiller,
umgänglicher, friedfertiger, tugendsamer und frommer Mann,
der die heilige Schrift und die Seelenruhe sehr liebte. Er
siedelte schliesslich nach Antwerpen über, wo er sich um
seiner Ruhe willen zuletzt mit nichts anderem beschäftigte
als die nackten Teile der Figuren auf den Bildern ver-
schiedener Maler gegen das übliche Entgelt zu malen. Keines
von seinen Kindern erzog er für die Kunst.549 Als er ein
hohes Alter erreicht hatte und seine Augen ihm nicht mehr
recht dienen wollten, und er nicht mehr sah, was er machte,
strich er die Farbe so dick auf die Malbretter, dass niemand
mehr Geschmack daran fand und sie im Gegenteil häufig
heruntergekratzt werden musste. Und so wurde er auch zu-
weilen zornig, weil die Leute seine Sachen nicht mehr wollten.
Er trat im Jahre 1520 in die Malergilde und Rhetorikerkammer
zur Levkoje ein, welche Kammer im Jahre 1400 gegründet
wurde und die Devise: „Aus Freundschaft vereinigt" führte.
Er wurde von Frans Floris als St. Lukas, der die Madonna
malt, porträtiert, ein Bild, das für die Malerkammer bestimmt
war;550 denn er war sehr beliebt und fröhlich und pflegte zu
sagen: „Ich bin reich und wohlgestellt",551 auch hatte er ein
hübsches malerisches Gesicht. Er starb ungefähr ein halbes
Jahr nach der „Spanischen Furie", um den Mai 1577 herum,
95 Jahre alt.