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Mander, Carel van; Floerke, Hanns [Transl.]
Das Leben der niederländischen und deutschen Maler (Band 1) — München, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.7515#0134

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Das Leben des hervorragenden Malers Lukas von Leyden 127

erhalten zu bleiben. Unter anderm befindet sich bei Goltzius,
der seine Arbeiten schätzt, ein Bildchen auf Glas, das den
Tanz der Frauen darstellt, die David entgegengehen. Es ist
wunderhübsch in der Ausführung und auch von Jan Saen-
redam sehr gut in Kupfer gestochen.10" Als Lukas un-
gefähr 33 Jahre alt war, kam ihn die Lust an, einmal die Maler
in Seeland, Flandern und Brabant zu besuchen, und er
machte sich wie ein reicher Mann auf die Reise, ich glaube
sogar auf einem eigenen, zu diesem Zwecke hergerichteten
Schiff, mit allem wohl versehen. Nach Middelburg ge-
kommen, freute er sich dort die Arbeiten des fleissigen und
kunstreichen Jan de Mabuse108 zu sehen, der damals dort
wohnte und verschiedene Werke geschaffen hatte. Hier gab
Lukas von Leyden dem Mabuse und anderen Malern ein
Bankett, das sechzig Gulden kostete. Ein Gleiches tat er
auch an anderen Orten, nämlich zu Gent, Mecheln und
Antwerpen,108 wo er überall die Maler für sechzig Gulden
freihielt. Und überall war er von dem genannten Jan van
Mabuse begleitet, der sehr stattlich und prächtig in einem
Gewand von Goldstoff einherging, während Lukas einen Rock
von gelbseidenem Kamelot trug, der in der Sonne auch wie
Gold glänzte. Aber weil Mabuse ihn in der Kleidung über-
traf, meinen einige, dass Lukas unter den Künstlern miss-
achtet oder geringer geschätzt worden sei. Was jedoch noch
mehr dem Charakter der Kunst und der Natur der Künstler
widerstreiten dürfte, ist das Gerücht, Lukas habe seitdem
die Reise oftmals beklagt und beständig gedacht, ein Neider
habe ihm irgend ein Gift beigebracht; denn von jener Zeit
ab war er niemals mehr recht gesund. Ob er nun diese böse
Vorstellung zu Unrecht in seinen Gedanken hatte zur Herr-
schaft kommen lassen oder nicht, Tatsache ist doch, dass er
während der sechs folgenden Jahre bis zu seinem Tode viel zu
Bett gelegen hat. Ob es sich nun um Schwindsucht oder Aus-
zehrung handelte, jedenfalls wurde er beständig von dem er-
wähnten Verdacht gequält. Aber wenn er auch zu Bett lag,
Hess er dennoch wenig Zeit ungenutzt verstreichen, sondern
stach oder malte, nachdem er seine Gerätschaften zu diesem
 
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