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Mannheimer Zeitung — 1826

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Nro. 156 - Nro. 181 (1. Juli - 30. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44355#0673

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Die politische Mann-
Krimer Zeitung
uebst dem Unterhaltnngs
blatte Phonir, koste»
zusammen halbjährlich
vier Fl.



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Untrankirlk Zu,
schristen werden nicht E
genonnnen. Alic Zusen,
Lungen wolle man an die
Redaction addresstren.
Einrnckungegebühr 4Kr.
die Zeile.

Mit Großherzoglich badischem gnädigst. ausschl. Privilegium.

M 168. Samstag,

Vaden

Nach einem Localblatte theilen wir unfern Lesern
folgende Notizen über einen Ort mit, dessen Schicksal
unser volles Mitleid dermalen so sehr in Anspruch
nimmt.
Das Städtchen Tryberg auf dem Schwarzwalde,
liegt in einem engen Thale zwischen Z Bergen, woher
es seinen Namen erhalten haben mag. Auch in drei-
facher Rücksicht ist dieser Ort im In- und Auslande
bekannt, nämlich wegen seiner Betriebsamkeit, wegen
der in der Nähe des- Städtchens befindlichen Wall-
fahrt uud wegen des Wasserfalls.
Wie es in assen größer», zusammenhängenden Or-
ten des Schwarzwaldes der Fall ist, können die Be-
wohner auch hier von Ackerbau oder Viehzucht sich
nicht allein ernähren; denn die Bergschlucht, worin
Tryberg liegt, mißt kaum roo Morgen, und die ganze
Gemarkung mit den nahen, aus Granit bestehenden
Bergrücken, besteht nur aus ungefähr 468 Jeuch (die
Zeuch zu zbo Quadratruthen gerechnet), worunter
auf das Ackerfeld, einschließlich eines Morgens Gar-
tenlandes, 52 Jeuch, auf die Wiesen 94 Jeuch, auf
das Neutfeld Z22 Jeuch gerechnet werden.
Außer Korn, Haber, Kartoffeln und etwas Kraut,
sieht man nichts im Anbau. Dagegen zeichnen sich
die Einwohner Tryberg's, wie die der benachbarten
Orte, durch große Betriebsamkeit aus, welches allein
die Ursache ist, daß 752 Seelen ihr ordentliches Aus-
kommen aus diesem beschränkten Platze haben.
Folgende Ucbersicht zeigt die Anzahl der Gewerbe
nach vem neuesten Kataster.
In Tryberg befinden sich: r Apotheker, 8 Bäcker,
l Barbier, i Buchbinder, 1 Dreher, ein Fardenberei-
ier, r Färber, l Fuhrmann, l Glaser, 12 Handels-
leute, 5 Holzuhrenmacher, 1 Hutmacher, r Karrrma-

den 15. Juli 1826.

eher, 2 Kiefer, l Kupferschmied, 1 Leinenweber, z
Löffelmacher, l Maurer, 4 Metzger, l Müller, 2 Na-
gelschmiede, l Orgelbauer, 2 Rothgerber, l Weißgcr-
ber, 1 Seiler, r Sattler, r Sackuhrenmacher, l Sei-
fensieder, Z Schildmaler, 2 Schlosser, i Schmied, z
Schneider, 2 Schreiner, 5 Schuster, 2 Schuhfiicker,
2 Stricker, io Taglöhner, l Tuchmacher, n Wirthe,
l Wollspinner, 1 Zimmermann.
Das Verhaltniß zwischen dem Ackerbau und den
Gewerben kann aus dem Stenercapital einigermaßen
entnommen werden.
Das Grund - und Gefällstener - Capital von Try-
berg beträgt nur 53,750 fl-, das Gewerbsteuercapitak
beträgt 125,822 fl.; schlägt man hierzu das Steuer-
capital der Häuser mit 128,250 fl., so beträgt das
Totale 287,302 fl.
Die Betriebsamkeit der Bewohner, besonders, daß
schon Kinder mit Strohgeflechten etwas zu verdienen
im Stande sind, hat das Amt Tryberg dem vor emi-
gcn Jahren verstorbenen Obervogt Huber in Tryberg
zu verdanken; denn er ließ die Kinder schon in den
Schulen allerlei Gattungen Geflechts lehren.
Dieses Strohgcflccht wird zum Theil auf dem
Schwarzwalde selbst verarbeitet, theils in das Aus-
land verführt. (Alle Samstag kommen jene, welche
Geflechte oder Hüte haben, nach Tryberg in' das
Wirthshaus zum Adler, und bringen ihre Maaren
mit, wo ihnen dieselben baar nach bestimmten Preisen
bezahlt werden. Dieses ist das Wirthshaus, wo am
i. d. M. der Brand ausgebrochen ist.
Dadurch wurde Vie Jugend, welche in diesen rau-
hen Gegenden nicht gehörig beschäftigt werden könnte,
vom Betteln und Müßiggehen, als dem Anfang zum
Laster, abgehalten. Da Obervogt Huber wegen des
Handels für gute Wege auf eine gleichsam leidenschaft-
liche Art sorgte, so lebt er in dieser Hinsicht mit
Recht m dankbarem Andenken bei den Thalbewoh-
nern.
 
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