Mannheimer Zeitung (1826)

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Mit Grrßherzoglich badischem gnädigst. auöschl. Privilegium.

77. Freitag, den 31. Marz 1826.

Leitbegcdenheilen.

Rußland.
St. Petersburg, 7. Marz. Die nabe Ankunft
des, den Leichnam uusers hochseligen Kaisers Alerau-
der begleitenden Leieheuzuges, der dem Vernehmen
nach schon am 12. dieses in Czarskoje-Selo eintreffcu
wird, nimmt in allen gesellschaftlichen Cirkeln unserer
Kaiscrstadt die Gemüther in Anspruch. Man hört
nur von Verabredungen sprechen, wann und wo mau
denselben wohl am besten sehn könnte. Nach dein
bereits von der Trauer-Commission erlassenen Ccre-
moniel, das eilf Bogen ansfüllt, trifft der Leichen-
zug hier von dem Lustschlosse Tschesme durch die mos-
causche Barriere ein, nimmt seinen Weg zu der über
die Fontanka führenden Abuchows-Brücke, über den
Heumarkt (einer unserer größten öffentlichen Platze,
auf dem täglicher Frucht - und Gemüsehandel getrie-
ben wird) die große Garteustraße längs des schönen
großen Kaufhaufts (Gostiuoy-Dwor), und biegt von
hier in die Newskische Perspective zur Casanschen
Kathedrale, die für die Summe von 80,022 Rubeln
mit wahrhaft kaiserlicher Pracht, der Würde dieser
Trauerfeierlichkeit entsprechend, decorirt ist. Hier
wird der Leichnam eine Woche ausgestellt bleiben.
Die in den Stadttheilen, durch welche der Zug am
Tage des Eintreffens und an dem der Bestattung
gehn soll, befindlichen Haus- und Miethbesitzer be-
stimmen nun schon die großen Tribute, die die Neu-
gier ihnen wird zollen müssen. Man spricht von
Zoo —400 Rubeln in Papier, die ein einziges Fen-
ster an diesen Tagen kosten wird. Vielen bangt hier
noch sehr für den Tag der Beerdigung: sie fürchten,
wohl ganz ohne Grund, cs möchte dann von den,
angeblich hier noch im Finstern umherschleichendcn
Ilebelgesinnten ein Lou^ cke nmiu verflicht werden.

Auf jeden Fall trifft die Regierung die nachdrückl'ch-'
sten Vorsichtsmaßregeln. So wurden selbst in der
vergangenen Woche, anf ein vorhergegangeues dunkles
Volksgerücht, sammtliche Kellergewölbe unter der Ca-
sanscheu Kathedrale von Militär- und Policei-Offi-
ciatKmi streng untersucht. Mau argwohnte in den-
selben" verborgenes Pulver. Mau fand, außer gerin-
gen Weinvorrätheu in einigen, welche die geistliche
Behörde au Privatweinhändler vermiethet hatte, nichts.
Lilles mußte aus den Gewölben schleunigst geräumt
werden, sie wurden versiegelt und zu jedem Eingänge
Militärwachen gestellt. Bekanntlich hatten die am
letzten 26. December ergriffenen Hochverräther früher
den Plan, gerade an diesem Tage der Bestattung ihre
verruchten Absichten zur Ausführung zu bringen.
Petersburg, den 14. März. Am Sonn-
tage traf der Leichenzug des verewigten Kaisers
in Czarskojeselo ein. Ihre Majestät her Kaiser
und die Kaiseriun Alerandra, so wie auch Se. kais.
Hobeit der Großfürst Michael haben sich am Sonn-
abend nach Czarskojeselo begeben, wohin gestern auch
Ihre kaiserl. Hoheit die Frau Großfürstinn abgegan-
gen ist. Am Eingänge der Schloß-Capelle wurde die
Leiche des Hochseligen Kaisers von der dem Zuge vor-
augegangcneu Geistlichkeit und von den Beamten em-
pfangen, die sich Tags vorher nach Czarskojeselo be-
geben hatten. Der Moment des Eintreffens des Lei-
cheuzuges in Czarskojeselo wurde durch das Glocken-
geläute der Kirchen und durch Absencrn des Geschützes
bezeichnet. Die Cauonenschüsse, deren in jeder Mi-
nute einer erfolgte, und das Geläute der Glocken,
dauerte bis zur Beendigung des Trauerdienstes fort,
der alsbald statt hatte, nachdem der Sarg auf den
in der Capelle errichteten Catafalk gebracht worden
war, welches von den General-Adjutanten und Ad-
jutanten des hochseligen Kaisers unter Vortritt der
Geistlichkeit geschah. Nach beendigtem Trauerdicnst
zogen sich alle, die daran Theil genommen, mit Aus-