Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Zeitung — 1826

DOI Kapitel:
Nro. 209 - Nro. 234 (1. September - 30. September)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44355#0938

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
drei Jahre, die auf zwei Jahre nur ein Jahr diese
Strafe erleiden sollen, worauf sie nach den sibirischen
Colonien geschickt werden. Die auf unbestimmte Zeit
nach Sibirien geschickten Verschwörer sollen nur zwan-
zig Jahre dort bleiben müssen,
Aki ermann, vom 2y. August. Fünf Werste von
der Stadt befindet sich xin Springbrunnen, der um so
merkwürdiger ist, da er nm sich her Kühle und Grün
zu verbreiten scheint, wahrend die ganze Umgegend
unfruchtbar und mit Sand bedeckt ist. Dieser Ort
dient den ottomannischen Bevollmächtigten zum gewöhn-
lichen Spaziergange, wo man sie oft allein, öfter aber
von einer großen Suite begleitet, erblickt. Vielleicht
begrüßt sie, an dieser Stelle, die Rückerinnerung an
die lieblichen Abende der Levante. Seit einigen Tagen
ist eine Gauklertrnppe, unter der Direktion des Hrn.
Ciabati, in unserer Stadt angekommen. Hadi und
Ibrahim- Effendi haben diesem Schauspiel einige Mal
mit Vergnügen beigewohnt und ihre Platze neben de-
nen der russischen Bevollmächtigten eingenommen.
Wan wird mit Erfrischungen bedient und die türkischen
Gesandten rauchen während des ganzen Schauspiels.
Die Pfeifen werden ihnen von ihren Tschibuckschis, mit
allem Lurus und aller Zierlichkeit asiatischer Sitte dar-
gestellt. (Journ. d'Odessa.)
Von der russischen Gränze, den io. Dept.
In Betreff der setzt obschwebenden Unterhandlungen
in Akjerman, deren entscheidendes Resultat kraft des
von Rußland der Pforte gesetzten Termins nahe be-
vorsteht, erhalt man aus guter Quelle Nachrichten,
die den Freunden des Friedens sehr willkommen seyn,
und zugleich Europa in Hinsicht der vorgeblichen ehr-
geizigen Absichten Rußlands gänzlich beruhigen wer-
den. Schon während der Anwesenheit des Herzogs
von Wellington zu Petersburg im April d. I. kam
in den, zwischen ihm und dem Grafen Nesselrode ge-
haltenen Eonferenzcn die Rußland von Seite der
Pforte gebührende Genugthuung zur Sprache. Hier-
auf kamen die Höfe von London und Petersburg, de^
nen später auch die von Wien, Berlin und Paris bel-
getreten seyn sollen, überein, daß, im äußersten Falle
einer militärischen Demonstration, keiner der genann-
ten Höfe je 'auf eine Gebietsvermehrung Ansprüche
machen wolle. Verweigert nun die Pforte die An-
nahme des russischen Ultimatums, was unter den je-
tzigen Umständen kaum zu glauben ist, so droht Ruß-
land die Moldau und Wallachei so lange temporair
zu besetzen, bis seine von allen Niachten gebilligten
Forderungen von Seite der Pforte erfüllt sind., Ein
förmlicher Friedensbruch zwischen den beiden Machten
ist sonach wenig zu besorgen, hingegen dürfte eine
energische Drohung Rußlands um so weniger befrem-
den, als die Erfahrung gelehrt hat, daß die Pforte
immer nnr durch die ernsthaftesten Drohungen zum
Nachgeben vermocht wird.
Oesterreich.
Wien, den 2Z. Sept. Metalliques 8877; Bank-
actien loze-.

Sachsen.
Dresden, den 21. Sept. Se. k. k. Hoheit der
Großherzog von Toscana haben heute früh die Rück-
reise nach Florenz angetreten. —Unter den merkwürdi-
gen Neubauten, welche zur wachsenden Verschönerung
Dresdens aus den durch das Abtragen der Wälle ge-
wonnenen freien Plätzen aufgeführt werden, verdient
das Gebäude Erwähnung, dessen Bestimmung seyn
wird, öffentliche Schaugegcnstände, z. B. Reitkünste,
seltene Thiere, Panoramen u. s. w. aufzunehmen.
Keine große Stadt sollte einer dergleichen Anstalt ent-
behren, da die schlechte Beschaffenheit der gewöhnlichen
Vorrichtungen für diese Gegenstände, schon zu vielen
Unglücksfallen Veranlassung gegeben hat.
Die königl. Ober-Postbehörde zu Leipzig warnt ge-
gen Versendungen nach Neapel, da von Rom aus alle
Postverbindung dahin unterbrochen sey.
Baiern.
A schaffend u rg, den 26. Sept. Heute früh sind
Se. Mas. der König, nach einem fast monatlichen,
höchst beglückenden Aufenthalte, wieder von hier nach
der Hauptstadt München abgereist.
Großherzogthum Weimar.
Weimar, den 20. Sept. Am Morgen
des 17. September ward auf großherzoglicher Biblio-
thek zu Weimar Schillers Marmorbüste, das Meister-
werk Danneckers, feierlich aufgestellt. Lange im Stil-
len vorbereitet, war diese ernste Feier bis zur Hieher-
kunft von Schiller's Sohn (Ernst v. Schiller, Assessor
des königlichen Lppellationshofes zu Eöln) verschoben
worden, und nm so mehr, da noch eine andere Ge-
dächtnißwcihe der k seltensten Art damit verbunden
werden sollte. Lrchiller's irdische Ueberreste waren
nämlich gleich nach seinem Ableben (y. Mai l805) nur-
vorläufig in dem sogenannten Eassengewölbe (einer
altherkömmlich!, für ausgezeichnete Personen bestimm-
ten, geräumigen Gruft beigesetzt worden, bis man sich
über den würdigsten Ort der bleibenden Ruhestätte
mit der Familie vereinigen.würde. Diese hatte spä-
terhin die Absicht, Marbach, Schiller's Geburtsort im
Würtcmbergischen, oder doch ein in dessen Nähe anzu-
kaufendes Famstiengut, dazu zu bestimmen, ein Vor-
haben, das man zu Weimar ganz natürlich nicht be-
günstigen konnte. Die düstern Kriegszeiten schoben
sich dazwischen, und so war eben so wenig an Aus-
führung eines anderweitigen Denkmals, wie laut sich
auch die Sehnsucht darnach, zu Weimar eben so Wohl
als anderwärts, regte, und wie vielfache Pläne dazu
Vorlagen, füglich zu denken. Endlich kam der Tag
heran, wo der neu angelegte, große und freundliche
Gottesacker für Weimar, an der südöstlichen Anhöhe
vor der Stadt, eröffnet werden konnte, an dessen
höchstem Puncte kurz nachher der Großherzog die
fürstliche Familiengruft, mit einer angemessenen Ca-
pelle darüber erbauen, und im Sommer 1324 die
fürstlichen Särge seiner Ahnen feierlich dahin bringen
ließ, damit dereinst Er, wie Sie, in der Mitte sei-
ner treuen Bürger ruhen möge. Älsobald faßte man
den Platz dicht zur Rechten dieser Fürstengruft als
 
Annotationen