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Mannheimer Zeitung — 1826

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Nro. 235 - Nro. 260 (1. October - 31. October)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44355#1010

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Stimmenmehrheit — bejaht. Gestern frühe unterhiel-
ten sich zwei Aerste im Zimmer des kranken Künstlers
leise über die Schritte des Herrn Erzbischoffs von
Paris. Talma vernahm etwas davon und forderte
Erklärung. Man fragte ihn, ob er den Hrn. Erzbi-
schoff zulasten wolle. Er erwiderte: „Nein. Ich bin
von der Güte des Hrn. Erzbischoffs sehr gerührt und
werde die Ehre haben, ihm dafür zu danken, sobald
ich gesund seyn werde."
So eben erhalten wir Briefe aus Bogota vom
ry. Juli und ans Earthagena vom 15. Aug. Nach er-
steren war cs in der Hauptstadt Columbiens vollkom-
men ruhig. Man erwartete mit jedem Augenblicke
den Libertador. Es waren, seit dem Erdbeben vom
vorhergehenden Monat, wieder mehrere leichte Erd-
stöße verspürt worden. Von fanatischen Bewegungen
gegen die Fremden, geschieht in diesen Briefen mit keiner
Sylbe Erwähnung. Es ist jedoch wahr daß der Con-
sul der Vereinigten Staaten in seinem Bette ermordet
wurde. Man schreibt dieses Verbrechen einem Prior
und der Eifersucht zu, die der unglückliche Fudger
diesem Mönche eingeflößt hatte. Die Briefe aus Car-
tbagena vom ly. August melden die Ankunft des Be-
freiers zu Bogota am 2. August. Folgenden Tags
war er gleich nach Earaccas weiter gereist.
Eine sehr auffallende Verfügung ist von der hohen
Policei insgeheim gemacht, und seit mehreren Wochen
in öffentlichen, administrativen und gerichtlichen Maß-
regeln vollzogen worden. Man verkauft nämlich un-
gestört die Büsten, die Bilder und sogar die unver-
fänglichen Lebensbeschreibungen Napoleons des Vaters,
aber man verfährt mit Strenge gegen alle sichtbare
Zeichen und Andenken des Herzogs von Reichstädt.
In der vorigen Woche geschah es sogar, daß ein
förmliches Urthcil eines Gerichtshofs den Verkauf der
Denkmäler Napoleons für eine erlaubte unschuldige
Handlung erklärt, und verhaftete Personen sowohl,
als in Beschlag genommene Gegenstände frei gegeben
hat. Aber Verkäufer von Bildern des Sohns sind ge-
straft worden, und in dem gerichtlichen Aussprüche
ward ausdrücklich gesagt, daß bei diesem Handel eine
boshafte Absicht zu Grunde liege. Weder die Opposi-
tion noch die Contreopposition haben diese Vorfälle
commentirt; sie haben sie nur als Thatsachen ange-
führt.
Italien.
Erst vor Kurzem hatten wir den Tod Vacca's zu
melden; der berühmte Scarpa ist nun auch gestor-
ben.
Auf der Insel Ischia fuhr am 21. Sept., gegen 8
Uhr Abends, während eines heftigen Regens, der
Blitz in das königliche Lustschloß, wo er sich in einem
der Gemächer in 2 electnsche Arme theilte, wovon der
eine die ganze Vergoldung der Wände u. s. f. zer-
störte, und der andere in den Hof des Schlosses hin-
anssuhr, und dort vielen Schaden anrichtete, der
Schildwache den Tornister auf dem Rücken in Stücken
zerriß, ohne den Soldaten selbst im geringsten zu
verletzen, den Sessel, worauf ein anderer Soldat eben

saß, zerschmetterte, und den betäubten Soldaten leicht
am linken Fuße verwundete.
Messina, den 20. Sept. Nach einem kurzen
Aufenthalte in den Gewässern von Cagliari erschien
Lord Cochrane am Bord des Unicorn vor unserm
Hafen, und verlangte zugelasscn zu werden; da je-
doch unter andern seine Sanitätspapiere nicht in Ord-
nung waren, wurde ihm die Aufnahme verweigert.
Er verließ hierauf die hiesigen Gewässer, kehrte aber
nach einiger Zeit von Malta wieder hierher zurück
und brachte geregeltere Papiere, mit denen er neuer-
dings Zulassung verlangte, die ihm jedoch abermals
verweigert wurde, worauf er sich gestern (den 19.)
wieder entfernte. Das königliche Linienschiff, der Ve-
suv, folgte ihm, und soll, wie man behauptet, den
Auftrag haben, seine Fahrt 120 Seemeilen weit von
der Küste des Königreiches zu beobachten. Nachrich-
ten aus Malta vom 17. d. M. melden, daß wenige
Tage vorher zwei, mit Kriegsmunition beladene,
Transportschiffe daselbst aus England eingelaufen, und
nach einem kurzen Aufenthalte nach Napoli di Roma-
nia abgegangen waren; sie sollen zu Lord Cochranes
Erpedition gehören.
Großbritannien.
London den ig. Oct. Die Fregatte der Husar,
ist mit vielem Gelde ans Merico zu Portsmouth an-
gekommen. Für Rechnung der mcricanischcn Regie-
rung überbringet sie 600,000 Dollars und eine gleiche
Summe für den Handelsstand. Die mericanischen
Effecten sind auf diese Nachricht sogleich auf 65^, 66,
gestiegen. Die columbischen stehen ans gr, gff die
griechischen ans die Consolidirten ans November-
rechnung standen um z Uhr auf 80
An den nordamericanischen Küsten haben Stürme
ungeheuren Schaden verursacht.
Capitän Franklin schrieb neuerlich au Hrn. Wolla-
ston, aus Fort Franklin unterm 650 nördlicher
Breite, und 12z ' zz" westlicher Länge von Greenwich.
Mitten im Julius mußte man dort stets Feuer un-
terhalten. Als man grub, um Thon zu suchen, fand
man die Erde im Julius schon in zwei Fuß Tiefe
gefroren. Am 7. September schreibt der Reisende
eben daher: in einem Keller, und zwar an einer Stel-
le, wo einen ganzen Monat lang Feuer gebrannt
hatte, fanden wir den Boden in drei Fuß Tiefe fest
gefroren. Unter'm 69" 29^ Breite und 1 g-ff'42^ Länge,
zwanzig kleine Seemeilen (zu 950 Toisen) von dem
Ausfluß des Mackenzie-Flusses, hat Capitän Franklin
zuerst das Meer erreicht.
Türket.
Der Spectateur Oriental schreibt unter'm
15. September: „Zwischen einigen türkischen Schif-
fen und den griechischen, sind bei Metelin und Fo-
chös Gefechte vorgefalleu. Miaulis war mit 20 Schif-
fen zu den Zz des Sachturi gestoßen, worauf die
Griechen in der Nacht vom 9. und Sonntags den
io. Sept, die türkische Escadre unter Segel vor Me-
telin angreifcn zu wollen schienen. Sie schickten ver-
geblich zwei Brander aus; einer davon, so wie eine
 
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