Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Zeitung — 1826

DOI Kapitel:
Nro. 287 - Nro. 312 (1. December - 31. December)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44355#1222

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
kraut bereits vertilgt hat, wird die baierische Nation
gewiß auch von dem Drucke dieser Jahrmärkte, in der
Art, wie sie wirklich abgehalten werden, um so mehr
befreien, als dieselben nebenbei auch nur Gelegenheit
zum Unterschleif und zur Contrebande geben/' Wie
verschieden aber in dieser Beziehung die Ansichten sind,
zeigt sich in einem Schreiben aus Nürnberg vom
i6. Dec. (Journal de Francfort vom ly.Dec.) worin
es heißt: „Man hat das neue D o ua nengesetz
endlich erhalten. Es entspricht bei weitem der davon
gehegten Erwartung nicht. Mit Ausnahme einiger
Herabsetzung der Transitzölle für den Frachtzug nach
Oesterreich, die Schweiz nudJtülieu, findet man darin
statt der gehofften Erleichterungen für den Handel,
nur Verfügungen, die Einfuhrverboten gleichkommcn.
(Es werden nun die einzelnen Zollsätze angeführt,
welche wir schon in unfern Bl. v. iy. und 20. Dec.
bekannt machten.) So consolidirt sich das Jsolirungs-
(Vereinzclungs) System, wodurch der Handel vernich-
tet wird. Man begreift nicht, warum die Zollcom-
mission nicht vielmehr dem Beispiele Sachsens zu
folgen gesucht. In diesem glücklichen Lande gibt es
keine Douanen; man ist dort überzeugt, daß diese
Auflage die drückendste, unmoralischste und für den
Staat wcnigsteinträglichste ist; dabei gibt es wenige
Länder, wo die Fabriken blühender wären. "
Sachsen.
Aus Sachsen, vom^8. Dez. Das Großherzogl.
Sachsen - Wei in ar sehe Ober - Consistorium hat unterm
2rsten v. M. folgende Verordnungen erlassen;
„Durch die akademischen Disciplinargesetze vom 6ten
April 1824 ist verordnet, daß schon bei dem bloßen,
auf erwiesenen Anzeigen beruhenden Verdacht der
Theilnahme an gesetzwidrigen Studenten-Verbindun-
gen der Verlust der Armutbzeugnisse und anderer
Beneficien eintreten soll. In Gemäßheit dieser Vor-
schrift sind vor kurzem einige mit akademischen Sti-
pendien und Speisestellen Versehene ans dem Genuß
derselben gesetzt worden, und es wird dieser Nachtheil
im verkommenden Fall auch in Bezug auf Familien-
Stipendien eintreten.
Frankreich
Paris, den ig. Dec. Auf der Börse vom Sam-
stag wurden die 5 pCt. Eons, zu y8 Fr. io Et. und
die ZpCt. zu 66 Fr. 85 Et. geschlossen. Es schien
als eristirten Umtriebe, um auf jede Weise ein Fallen
der Staatspapiere hervorzubringen. Man setzte erdich-
tete Estasettengerüchte in Umlauf nm den panischen
Schrecken zu erbeben. In der Frühe wurde behaup-
tet, die Insurgenten seyen Herren von Lissabon. Auf
diese Nachricht trat ein Sinken ein, und da demnächst
bedeutende Ankäufe gemacht wurden, so folgte wieder
eine augenblickliche Reaction; zuletzt aber behielten die
Bären dennoch die Oberhand.
Ist die Quotidienne dießmal gut unterrichtet,
so wäre die französis. Besatzung ans Madrid zurück-
gezogen worden.
In der letzten Hofzeilnng von Madrid wird den
kvnigl. Cassen erlaubt, die portugiesischen Gold- und

Silbermünzen anzunehmcu. Diese Verfügung hat
unter den gegenwärtigen Umständen Aufsehen erregt.
Man liest im Moniteur: Nach den letzten Nach-
richten aus Madrid wußte man noch nichts Gewisses
über die in der Provinz Tras-os-Montes vorgefalle-
nen Unruhen. Die portugiesischen Deserteurs aus Al-
garvien hatten sich in der Provinz Alentejo mit denen
auf der Seite von Estremos eingcdrungenen vereinigt;
sie schienen sich beide gegen Algarvien gewendet zu ha-
ben. Zu Madrid waren die letzten Tage über die
widersprechendsten Gerüchte im Umlauf.
Lord Cochrane und seine Gemahlinn sind am 8> d.
M. von Marseille,, wie man vermuthet, nach Genf,
abgcreist. Sie werden bald wieder zurückerwartet.
kzDas Flüßchen Durolle hat in den Hüttenwerken
und Fabriken zu Thiers durch plötzliches Auötreten
vieles Unheil angerichtet; 2 bis Zoo,ooo Fr. reichen
kaum hin, nur das Nvthwendigste wiedcrherzustellen.
Man hält es für ein schlimmes Zeichen, daß die
allerwichtigsten Begebenheiten sich gerade in einem
Puncte zusammendrängen, nämlich der Einfall in Por-
tugal, die Eröffnung der französischen Kammern, die
Schritte der Apostolischen auf dem Festlande, das^Le-
dürfniß Englands nach dem Frieden mit seinen Ca-
tholiken, und die Krankheit mancher bedeutenden Per-
sonen.
Der Aristargue vom 16. sagt: Man versichert,
daß in die Militär-Divisionen, die an Spanien grän-
zcn, Befehle seyen geschickt worden, alle Truppen,
über die sie verfügen können, nach Bayonne m
Marsch zu srtzen. Diese Truppen sollen bestimmst seyn,
sogleich in Spanien einzurücken.
G r 0 ß bri t a n n i e n.
London, den 15. Dec. Fonds: In den Cou-
solidirten war der Vertrieb heute sehr lebhaft, sie stan-
den zu 77§, 78, 77P t, 98 und zuletzt zu auf
Rechnung. — Spanische Bons 12z-, ig; — portu-
giesische 64 — 66. Man schreibt die Besserung des
Carses neuen, aus Oporto und Paris eingetroffenen
Nachrichten zu.
Man liest in dem British Traveller: der Herzog
von Wellington hat London in einer Postchaise und
im Reisekleidc, begleitet von einem einzigen Officier
und einem einzigen Bedienten, verlassen. Gleich dar-
aus verbreitete sich das Gerücht: Se. Herrlichkeit sey
abgereist, um das Commando der englüchen Armee
in Portugal zu übernehmen. Der British Traveller
behauptet indessen, daß der Herzog von Wellington
nicht nach Portugal gehe, und daß Sir H. Clinton
die englische Armee daselbst befehligen werde.
Das Schiff Fanny - Vouse, ist, von Oporto kom-
mend, wo es am 7. absegelte, im Hafen von London
eingelaufen. Die Briefe, die cs mitbrachte, melden:
Der spanische Gesandte habe Befehl erhalten, Lissabon
binnen 24 Stunden zu verlassen; er hätte aber die
Erlaubniß nachgesucht, noch einige Tage als bloßer
Privatmann bleiben zu dürfen.
Die Insurgenten hätten Braganza geplürrdert, in
Brand gesteckt und zerstört, und die Einwohner sehr
 
Annotationen