Martin, Rudolf: Lehrbuch der Anthropologie in systematischer Darstellung: mit besonderer Berücksichtigung der anthropologischen Methoden ; für Studierende, Ärzte und Forschungsreisende ; mit 460 Abbildungen im Text, 3 Tafeln und 2 Beobachtungsblättern (Jena, 1914)

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Kraniologie.

anderen asiatischen Gruppen in die orthognathe Reihe, ein Beweis
dafür, daß die Mesognathie ihres Ganzprofil winkeis nur auf dem Vor-
springen der Alveolarpartie beruht. Die Negroiden sind mesognath.
Am größten ist die Variationsbreite des alveolaren Profilwinkels,
denn sie erstreckt sich in den Mitteln von 62" bis 86", individuell
von 49" bis 100". Im allgemeinen ist bei allen menschlichen Rassen
die Alveolarpartie etwas nach vorn geneigt, und ausgesprochene Ortho-
gnathie ist vielmehr nur eine individuelle Bildung. Infolgedessen sind
auch nur die europäischen Typen mesognath, alle übrigen, auch die
mongoloiden, reihen sich in die prognathe Abteilung ein. Noch aus-
gesprochener prognath als die letztgenannten sind Aegypter, Vorder-


Fig. 325. Schema, der vertikalen Gesichtsprofilierung. Mittlerer Typus der
einzelnen Gruppen. Nach LÜTmY.. 1. Australier. 2. Kamerun-Neger. 3. Nord-
ostafrikanische Neger. 4. Battak. 5. Wedda. 6. Aegypter. 7. Schweizer (Bündner).

inder und Ostasiaten, während Australier, Papua und Neger als hyper-
orthognath bezeichnet werden müssen (Fig. 325 u. 328).
Der Ganzprofilwinkel der einzelnen Gruppen und Individuen
wird also erst unter Berücksichtigung des nasalen und alveolaren
Profilwinkels in seinem Wesen verständlich. So beruht die Ortho-
gnathie der alpinen europäischen Bevölkerung wesentlich auf der
starken Orthognathie des Mittelgesichtes. Zwar springt die Alveolar-
partie etwas mehr vor, aber der Richtungsunterschied fällt kaum ins
Auge, da er nur 5" bis 6" beträgt. Prognathie des ganzen Ober-
gesichtes fehlt bei diesem Typus vollständig und selbst Mesognathie
ist selten. Unter den Bayern der Vorberge z. B. liegt der Gesichts-