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Deutscher Altphilologenverband [Editor]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 10.1967

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Nr. 3
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Roland, Günther: Griechisch-Unterricht
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https://doi.org/10.11588/diglit.33074#0042

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1„ die zweite charakteristische Sprache an diesem Gymnasium, die schriflliches Priifungs-
fach bei der Reifeprüfung ist, in- verglichen mit den anderen Zweigen des Gymnasiums
- ungerechtfertigter Weise auf 5 (statt 7) Jahre eingeschränkt wird,

2. entgegen den politischen Bemühungen um eine Annäherung zwischen Frankreich und
Deutschland der Unterricht im Französischen eine neuerliche starke Einengung erfährt.
Das wäre gerade in Rheinland-Pfalz zu bedauern.

gez. Günther Roland, 1. Vorsitzender

Griechischunterricht in der Schweiz

Der Beitrag wurde mit Genehmigung entnommen aus: Die Alten Sprachen im Unter-
richt Jahrgang XIV Heft 3/4 66 (Nachrichtenblatt d. Altphilologischen Fachgruppe im
Bayerischen Philologenverband).

Vorbemerkung: Der Verfasser hat im Spätsommer 1965 als Gast an der zweiten
Ferientagung für die Bayerischen Altphilologen in Marktoberndorf teilgenommen. Die
Ausfiihrungen geben in stark verkiirzter Form den Diskussionsbeitrag wieder.

Wie in allen Schulfragen kennt die Schweiz auch fiir den Griechischunterricht keine
einheitliche Regelung, weil die Schulhoheit den Kantonen zusteht. Zudem gehen die
Gymnasien der einzelnen Landesteile durch ihre sprachliche und kulturelle Abhängigkeit
von Deutschland, Frankreich und Italien von sehr verschiedenen, meist auch historisch
bedingten Gegebenheiten aus. Immerhin sorgt die Eidgenössische Maturitätskommission
dafür, daß die Abweichungen einen gewissen Rahmen nicht überschreiten und daß bei
aller Freiheit in der Anlage des Unterrichtes ein bestimmtes Leistungsniveau erreicht
wird.

Im folgenden sei nur die Rede von jenen Gymnasien der deutschen Schweiz, die - es
handelt sich um den verbreitetsten Typ - im Anschluß an sechs Jahre Volksschule über
eine Unterrichtsdauer von sechseinhalb Jahren verfügen. Erste Fremdsprache ist Latein.
Im zweiten Schuljahr folgt Französisch als für alle Mittelschulen obligatorische zweite
Landessprache. Das Griechische beginnt im dritten Jahr. Bei durchschnittlich sechs Wo-
chenstunden hat das Fach demnach im Verlauf von viereinhalb Jahren mit siebenund-
zwanzig Jahresstunden auszukommen 1. Diese Regelung gilt unverändert seit Jahrzehnten,
steht also in keinem Zusammenhang mit der auch in der Schweiz spürbaren Tendenz, die
alten Sprachen zurückzudrängen.

Jeder Unterricht hat in seiner Gestaltung vom angestrebten Ziel auszugehen. Das
Telos, welches im Griechischen zu erreichen ist, entspricht mutatis mutandis auch dem
Lehrziel des Lateins: Das klassische Altertum hat, so läßt es sich verkürzt ausdriicken,
alle jene Fragen gestellt, auf deren Beantwortung die abendländische Geistesgeschichte
ausgerichtet ist. Die antike Fragestellung ist damit zu einer überzeitlichen „arche“ ge-
worden, ohne deren Kenntnis der europäische Mensch seiner selbst nicht inne zu werden
vermag. Vornehmste Aufgabe also des Griechischunterrichtes muß es sein, die Schüler zu
jenen Fragen hinzuführen, die ihn in die Lage versetzen, sich selbst zu verstehen. Das
bedeutet aber, daß die Beherrschung der Sprache nur Mittel zum Zweck sein darf, so
ernst auch die formale Ausbildung in den ersten Unterrichtsjahren zu nehmen ist.

1 Einzelne Gymnasien (Klosterschulen der Innerschweiz, Humanistisches Gymnasium
Basel) führen acht Klassen. Sie kommen bei fünf- bis sechsjähriger Dauer des Griechisch-
unterrichtes auf durchschnittlich dreißig Wochenstunden.

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