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Deutscher Altphilologenverband [Editor]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 10.1967

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Nr. 4
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https://doi.org/10.11588/diglit.33074#0072

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schen Dichtung. Der monologische Charakter verbindet c. 76 mit der modernen Lyrik.
Catulls Liebe zu Lesbia war von Anfang an nicht nur sinnlich, sondern hatte eine reli-
giöse Fundierung (fides, foedus). Das Zerreißen der seelischen Bindung und das Fort-
bestehen der sinnlichen Liebe ist am prägnantesten in c. 85 zum Ausdruck gebracht. —
F. W. Lenz: Die Selbstverteidigung eines politischen Angeklagten. Untersuchungen
zu der Rede des Apollonios von Tyana bei Philostratos. S. 95-101. Im Mittelpunkt
steht die Frage nach der literarischen Gattung der Rede. Aus den vorangegangenen
Kapiteln bei Philostrat geht eindeutig hervor, daß es keine tatsächlich gehaltene Rede
ist, sondern daß sie „in ihrer Gesamtanlage und im einzelnen ein Produkt des frühen
dritten Jahrhunderts“ ist. Sie ist in das Werk so eingefügt, daß sie zeigt, „wie der
Weise sich in dem kritischen Augenblick seines Lebens bewährt hat“. Die Art der
Rede, in der an die Stelle der Verteidigung der Angriff tritt, wo der Angeklagte zum
Ratgeber und Kritiker wird, läßt deutlich werden, daß hier ein „mahnender Fiirsten-
spiegel“ vorliegt, gedacht fiir Philostrats eigene Zeit. Bestimmt wäre er fiir Caracalla,
dessen Mutter Julia Domna das Werk gewidmet ist. „Es zeigt sich immer wieder, daß
Philostrat im Grunde kein biographisches Werk schreiben wollte, sondern daß die
Biographie des legendär gewordenen Wundertäters nur Maske ist, hinter der der
pythagoreisch-sokratische Weise sichtbar wird.“ Die Verteidigungsrede ist dann „nicht
so sehr eine rhetorische Leistung“, wie Ed. Meyer meinte, „sondern ein praktisches
Manifest, in dem sich pädagogisch-didaktische Elemente mit politischen mischen, um
zu zeigen, wie ein Kaiser nicht sein darf, wenn er auf seine Stellung Wert legt.“ —
I. Husar: Von Goethes Beziehungen zur antiken Kunst. S. 110-117. H. weist auf „die
für Goethe charakteristische Verbindung von Dichtung und bildender Kunst“ hin,
die bereits in seinen frühen Gedichten spürbar ist. Die enge Begegnung mit der antiken
Kunst kam beim Aufenthalt in Italien, wo er einem „klassischen Realismus zustrebte“.
Die Auswirkungen zeigen sich auch in Goethes Zeichnungen, von denen 6 in Abbil-
dungen beigegeben sind. - U. Piacentini: Über die Rolle des Lateinunterrichtes und
der römischen Geschichte im faschistischen Italien. S. 117-126. - Das Heft schließt mit
einem Nekrolog auf einen der Großen der russischen klassischen Philologie, S. So-
bolewski (1864-1963), von W. F. Beljajew. S. 126-128. K. Böhm

Museum Helveticum, Vol. 24 Fasc. 2 April 1967

Herwig Maehler: Griechische literarische Papyri. S. 61. Unter den bisher unpu-
blizierten Papyri der Berliner Museen, die sich in der Ägyptischen Abteilung in Berlin-
Charlottenburg befinden und mit Mitteln der „Stiftung Volkswagenwerk“ bear-
beitet werden, gibt es zahlreiche, meistens leider nur kleine literarische Fragmente.
Die Herkunft der Texte war in einigen Fällen nicht mehr zu ermitteln. Oft sind
zusammenhängende Funde zerstreut oder Stiicke verschiedener Provenienz zusammen-
geworfen worden. Die vorgelegten Homerpapyri weisen keine nennenswerten Va-
rianten vom Vulgata-Text auf, während die Stücke aus Xenophon (Memorabilia),
Hesiod (Erga), Menander (Georgos) für Textherstellung und -geschichte nicht ohne
Wert sind. - Eduard Fraenkel: Zwei Aias-Szenen hinter der Bühne. S. 79. Bei v.
91ff. steht dem Dichter die vor Beginn des Dramas liegende Scene, eine unerläßliche
Voraussetzung für die folgende Handlung, in allen Einzelheiten klar vor Augen; er
erwartet, daß sie sich auch seinen Zuhörern aus den wenigen, aber unzweideutigen
Llinweisen, die er gibt, lebendig zusammenfügt. Bei v. 646 ist ein Gespräch des Aias.
mit Tekmessa während des Chorliedes im Zelt vorausgesetzt. - Behandelt wird ferner
der Text v. 546 und 574 und das Problem des „Quasimonologs“: Einsamkeit des
Redenden und zugleich Wirkung auf die anderen, deren Anwesenheit er nicht be-
achtet (Aias 646-692, vgl. Aesch. Septem 653-676). - Hermann Tränkle: Neoterische
Kleinigkeiten. S. 87. Bei den „Fragmenten“ der Weggenossen Catulls handelt es sich

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