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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 11.1968

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Zusammenfassung der Ansprache des ersten Vorsitzenden des DAV, Herrn Hansen
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https://doi.org/10.11588/diglit.33078#0024

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Zusammenfassung der Anspraclie des ersten Vorsitzenden desDAV,

Herrn Hansen

Er weist zunächst darauf hin, daß die Tagung einen besonderen Charakter
habe, und daß durch die Beiträge der Politologen, Soziologen und Didaktiker
ein neuartiger Akzent gesetzt würde. Die Stellung des altsprachlichen Unter-
richts in der heutigen Zeit solle griindlich durchdacht werden. Er begrüßt sodann
den anwesenden Senator für das Schulwesen, Herrn Carl-Heinz Evers, und ins-
besondere auch neun Damen und Herren vom Schulausschuß des Berliner Ab-
geordnetenhauses sowie viele prominente Vertreter des Berliner Geisteslebens.
Er dankt Herrn Dr. Werner und Herrn Prof. Radke für die sorgfältige Vor-
bereitung der Tagung und begrüßt namentlich auswärtige Gäste aus Frankreich,
der Schweiz, österreich, und der Tschechoslowakei. Er weist auf die tiefgreifen-
den Veränderungen im Bildungswesen hin, die zur Zeit vor sich gingen und für
die Zukunft zu erwarten seien. Auch der altsprachliche Unterricht wolle seinen
Beitrag leisten, aber leider sehe die öffentlichkeit etwa den Lateinunterricht und
insbesondere die sogenannten Großen und Kleinen Latina unter falschen Aspek-
ten. Ausgehend von einer Sonderseite einer überregionalen Tageszeitung weist
er darauf hin, daß sowohl die Freunde wie die Kritiker des Lateinunterrichts
oft von falschen Voraussetzungen ausgingen. Die Stundenzahlen des Latein-
unterrichts seien in den meisten Fällen zu gering und würden immer weiter ver-
kürzt, so daß die Schüler und Studenten über den tatsächlichen Erfolg dieses
Unterrichts und ihre geringen Kenntnisse enttäuscht seien und infolgedessen die
sogenannte Latina heutiger Art mit Recht angriffen. Der DAV lege seinerseits
keinen Wert darauf, daß seine Mitglieder diese falschen Berechtigungsscheine zu
erteilen gezwungen würden, sondern wünsche nicht unbedingt Lateinunterricht
für alle, aber ausreichenden Unterricht für diejenigen, die wirklich Latein lernen
möchten. Wörtlich hieß es am Schluß: „Die Beschäftigung mit dem Griechischen
oder dem Lateinischen ist eine hervorragende geistige Bildungsmöglichkeit von
wirklicher Zweckmäßigkeit, da sie eine gründliche Schulung der Geistes- und
Verstandeskräfte ermöglicht, die sie neben den anderen Schularten aber nicht
hinter oder gar unter diesen leisten möchte. Dariiber sollte die öffentlichkeit
informiert werden, sie sollte wissen, warum in der Tat das heutige Große La-
tinum und ein großer Teil des Lateinunterrid.it in vielen Fällen etwas höchst
Problematisches hat, und die Behörden und Universitäten sollten überprüfen,
welcher Disziplin mit der bisherigen Praxis gedient ist. Aber man sollte un-
befriedigende Kenntnisse nicht den Schulen anlasten, die mit minimalen Stunden-
zahlen keine optimalen Leistungen erzielen können, und man sollte die War-
nung vor Kürzung der Stundenzahlen nicht als Wehgeschrei und Beharren auf
Althergebrachtem diffamieren. Man sollte diesen ganzen ressentimentgeladenen
Fragenkreis endlich sachlich beurteilen. Dazu möchte diese Tagung ihren Bei-
trag liefern.

UNIVERSITÄTS
RIRF iOTHTK
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