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Deutscher Altphilologenverband [Editor]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 11.1968

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Nr. 2
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Jacob, A.: "Ein Modell ist in seiner Problematik zeitlos gültig"- eine Entgegnung
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Altphilologentreffen in Saarbrücken
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https://doi.org/10.11588/diglit.33078#0030

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blematik als voll und ganz richtig (Herr Dr. Schulze schließt sich ihr ja ebenfalls
an), wie ich es ja oben mit „Auseinandersetzung mit dem Modell“, gleichbe-
deutend mit „ Verifizierung des Modells“ angedeutet habe.

In einem Punkte nur glaube ich Herrn Dr. Schulze widersprechen zu müssen,
nämlich darin, daß es sich mit dem philologischen Begriff „Modell“ um eine „un-
zulässige Umwandlung des aus dem Bereich der Mathematik und Physik her-
kommenden Modellbegriffes handelt“. Ist es denn nicht so, daß in der Mathema-
tik wie in der Philologie nicht nur der gleiche Begriff, sondern auch die gleiche
Erscheinung vorliegt, mit dem einzigen Unterschied, daß die Mathematik und
Physik den Begriff „Modell“ zeitlich eher als die Philologie anwandte?

Ergebnis: Die Fassung des Begriffes „Modell“, wie Herr Dr. Schulze und ich
sie vornehmen, stimmen überein. Nur zog Herr Dr. Schulze infolge Nichtbeach-
tung des Begriffszusatzes „in seiner Problematik“ und der daraus resultierenden
unzulässigen Assoziation „zeitlos gültig“ = „absolute ewige Wahrheit“ etc.
mit seiner Kritik eine falsche Schlußfolgerung, d. h. die Verifizierung meines
Modellbegriffes wurde von ihm nicht den gebräuchlichen Regeln entsprechend
vorgenommen.

A. Jacob, Saarlouis

AltphilologentrefFen in Saarbrücken

Am 30. Oktober fand im Ludwigsgymnasium in Saarbrücken die Tagung des Landes-
verbandes Saar im DAV statt. Fast 100 Teilnehmer hatten sich zu den Vorträgen ein-
gefunden - eine erfreuliche Zahl, wenn man die Kleinheit unseres Ländchens in Rechnung
stellt und bedenkt, daß der 30. Oktober gerade der 1. Ferientag war. Aus Rheinland-
Pfalz hatten sich einige Gäste eingefunden, unter ihnen Herr OstD. Otto Walter. In
seiner Begrüßung betonte der Vorsitzende, Herr Dr. Steinmetz, daß die Situation des
altsprachlichen Unterrichts im Saarland besser sei als in manchen anderen Bundesländern,
daß aber der schleichende Abbau auch hier allgemein zu einer gewissen Verdrossenheit
und Resignation geführt habe. So richtete er an den Vertreter der Regierung einige
Wünsche: z. B. die Errichtung von humanistischen Zweigen an größeren neugegründeten
Schulen und die Schaffung der Möglichkeit für Schüler an humanistischen Gymnasien,
den Unterricht in einer modernen Fremdsprache bis zum Abitur beizubehalten.

Herr Prof. Dr. Poeschl sprach dann über „Grundzüge der augusteischen Klassik“:
Die augusteische Zeit ist immer noch mit dem Odium des Sekundären gegenüber der
Originalität der Griechen belastet. Und doch hat Rom mit seinem Ein- oder besser
Umschmelzungsvorgang das Griechentum fiir die europäische Geistesgeschichte erst
„anwendbar“ gemacht. Nichts ist römischer als Vergil in seiner Imitatio des Homer:
das eigentlich Römische und „Politische“ findet sich genau im Zentrum seiner Aeneis
(6. Buch), um das herum sich die „Odyssee“ und die „Ilias“ lagern. Diese symmetrische
Anordnung um das Zentrum, das so die ideale Einheit von Kultur und Staat umgreift,
findet sich auch in vielen horazischen Oden.

Herr Privatdozent Dr. Steinmetz untersuchte „Dramatische Elemente in Vergils Ek-
logen“. Die antiken Theokrit- und Vergilscholien lassen erkennen, daß es im genus
bucolicum eine species dramatica gegeben hat. Die Eklogen 1.3.5.9 tragen alle erforder-
lichen dramatischen Kennzeichen: Exposition mit individuellen Personen (nicht typi-
schen Charakteren); eine fortschreitende Handlung; knappe, aber hinreichend klare
Situationsangaben, die im heiligen Arkadien zuweilen gar von der Politik bestimmt

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