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Deutscher Altphilologenverband [Editor]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 11.1968

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Nr. 2
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Altphilologentreffen in Saarbrücken
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Broemser, Ferdinand: [Rezension von: Yigael Yadin, Masada, der letzte Kampf um die Festung des Herodes]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33078#0031

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sind. So können diese Eklogen nur voll verständlich werden, wenn sie auf der Biihne
agiert werden (wie es in der Antike der Fall war).

Ein reizvolles Beispiel philologischer Kleinarbeit gab der Vortrag von Herrn Prof.
Dr. Lendle Saarbrücken: Archilochos, politischer Berater seiner Mitbiirger. Die Rekon-
struktion zweier neuer Archilochusfragmente (die die Hörer auf hektographierten
Blättern mitvollziehen konnten) zeigt den griechischen Dichter als leidenschaftlich enga-
gierten Politiker, der sich mit detaillierten Vorschlägen um das Wohl seiner Heimatstadt
Paros bemüht.

Neben den Fachvorträgen 1 stand der methodische Vortrag von Herrn OstD Dr.
Mügge, Lateinmentor in Saarlouis: „Die Richtlinien in Niedersachsen für den Latein-
unterricht, ein Erfahrungsbericht“. Besonders interessant für die Saarländer war es zu
hören, daß in Niedersachsen die Hinübersetzung geradezu verpönt ist und daß die Zu-
satzfragen in Klassenarbeiten der Oberstufe nahezu obligatorisch sind — zwei Anregun-
gen, die in den nachfolgenden, regelmäßig stattfindenden Kolloquien gewiß eifrig
diskutiert werden. W. B., Dudweiler

1 Die drei wissenschafllichen Vorträge werden an anderer Stelle veröffentlicht.

Buchbesprechung

Yigael Yadin: Masada. Der letzte Kampf um die Festung des Herodes.

Hoffmann und Campe, Hamburg 1967. DM 38,-.

Dieses außerordentliche Buch, ein zwar populärer aber stichfester Ausgrabungsbe-
richt, ausgezeichnet ins Deutsche übersetzt nach der englischen Übertragung des hebräi-
schen Urtextes und unübertrefflich in der Illustration, rückt uns Ereignisse lebendig vor
Augen, die bisher als bloße Namen und Fakten durch Iosephus Flavius bekannt waren:
Das Schicksal der Felsenfestung Masada westlich des Toten Meeres. Sie wurde von Hero-
des dem Großen (73-4 a. Chr.) mit Festungs-, Vorrats- und Palastanlagen ausgebaut,
mit einer 1300 Meter langen Doppelmauer umgeben und diente während des Parther-
einfalls 40 a. Chr. als Zufluchtsort. Aber nicht nur die Aufdeckung der Bauten des Hero-
des gelang Yadin, dem Archäologen der Hebräischen Universität Jerusalem in den Jahren
1963—1965 mit einer großen Schar von Freiwilligen aus vielen Ländern der Erde: Bedeut-
samer für ihn und seine Landsleute war es, daß die Spuren der letzten Aufständischen
entdeckt wurden, die sich gegen Ende des großen jüdischen Aufstands gegen die Römer
(66-73 p. Chr.) hierher zurückgezogen hatten, nachdem Jerusalem 70 p. Chr. gefallen
war. Yadins Bericht läßt Iosephus ausführlich zu Wort kommen in der Schilderung der
960 Verteidiger des Berges, die es vorzogen, sich selbst den Tod zu geben, als in die
Hände der Feinde zu fallen, als die Verteidigung aussichtslos geworden war. Welche Be-
deutung das heutige Israel den Vorgängen aus dem Jahre 73 p. Chr. beimißt, geht aus
den Gedenkmünzen hervor, die aus Anlaß dieser Entdeckung geprägt wurden: Sie zeigen
den Felsen mit der Umschrift „We shall remain free men“.

Nicht nur diese Historica mit ihrem unmittelbaren Zeitbedarf machen den Bericht
so fesselnd. Bei der Lektüre der Beschreibung der römischen Belagerungsanlagen erinnerte
ich mich immer wieder an die Belagerung und Einschließung einer anderen Felsenfestung,
nämlich der Alesias durch Caesar. In beiden Fällen eine circumvallatio mit Lagern und
Türmen, die kein Entrinnen möglich machten. Die Mauer des römischen Generals Flavius
Silva konnte mit ca. 3 V2 Kilometern wesentlich kürzer sein, da Masada sich nur ca.
600 Meter in der Nord-Süd-, 200 Meter in der Ost-West-Richtung erstreckt; und auch
die Zahl von acht Lagern ist weit geringer als die der Stützpunkte vor Alesia. Einer
contravallatio bedurfte es nicht, da die Belagerten auf Masada kein Entsatzheer zu er-

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