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Deutscher Altphilologenverband [Editor]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 11.1968

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Nr. 3
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https://doi.org/10.11588/diglit.33078#0053

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Museum Helveticum, Vol. 24 Fasc. 3 Juli 1967

Thomas Gelzer: Bemerkungen zu Sprache und Text des Epikers Musaios. S. 129.
Uber den Dichter der epischen Verserzählung von der Liebe zwischen Hero und
Leander sind außer seinem Titel „Grammatikos“ keine biographischen Angaben er-
halten. Das genaue Abhängigkeitsverhältnis der Handschriften des 15. Jahrhunderts,
in dem das Gedicht sehr populär war, ist noch nicht erforscht. Jedenfalls hat Musaios
seit den grundlegenden Forschungen Gottfried Hermanns (Orphica, Leipzig 1805)
seinen Platz in der Schule des Nonnos; Musaios hat frühestens im letzten Drittel des
5. Jahrhunderts gedichtet. Seine Sprache ist eine vollkommen künstliche, entstanden
aus der Nachahmung von Vorbildern verschiedener Zeit und Herkunft. Das Dichten
nach diesen Prinzipien gleicht einem Zusammensetzspiel, bei dem aus kleinsten Ein-
heiten alter Werke neue Formen gebildet werden. Ein gewisser Ehrgeiz liegt in der
Neubildung von Wörtern und Konstruktionen nach den anerkannten grammatischen
und ästhetischen Regeln. „Besonderheiten“ im Gebrauch der epischen Sprache führen
dazu, daß es in manchen Fällen schwer zu erkennen ist, ob es sich um eine beab-
sichtigte gelehrte Rarität oder um einen unbeabsichtigten Byzantinismus (oder um
einen gewöhnlichen Fehler) handelt. Die Darstellung der Liebe Heros und Leanders
wird von Musaios als Vehikel einer neuplatonisch-christlichen Allegorie benutzt. -
Theo Wirth: Arrians Erinnerungen an Epiktet. S. 149. Zwischen der Inhaltsüber-
sicht des ersten Buches und der Diatribe I 1 ist ein Brief an einen uns unbekannten
Lucius Gellius überliefert. Es handelt sich nicht um einen Privatbrief als Erklärungs-
oder Rechtfertigungsschreiben, sondern er ist als literarischer Brief auf die Ver-
öffentlichung hin konzipiert. Die Aussagen des Briefes verdecken den Sachverhalt:
Arrian hat aus Epiktets Reden eine Auswahl getroffen, zeitlich Getrenntes zusam-
mengefügt und die Diatriben offensichtlich aus eigenem Antrieb veröffentlicht. Es
war ihm ein Anliegen, Größe und Ansehen seines Lehrers augenscheinlich zu machen,
deshalb hat er auch Erzählungen von Epiktet selbst über die Visiten von Männern
höheren Standes in sein Werk aufgenommen. Wenn andererseits Epiktet um Hilfe in
Familiendingen angegangen wird, dann erhält Arrian die Möglichkeit, seinen Lehrer
als Berater in Angelegenheiten des Umganges mit den Mitmenschen darzustellen,
um auch hier dessen Überlegenheit zu beweisen. Vermutlich war Xenophon Arrians
Vorbild. Berichte über Fälle von Einzelseelsorge können nicht stenographische Nach-
schriften sein, sondern müssen als Arrians eigene Schöpfungen, die auf mündliche Mit-
teilungen basieren mögen, betrachtet werden. Auch III 7, die Unterredung Epiktets
mit einem Epikureer, ist von Arrian komponiert worden. - Eduard Fraenkel: An-
reden an nur gedachte Zuhörer. S. 190. Aufforderungen an einen nur im Augenblick
vorgestellten, nicht genauer zu bestimmenden Teilnehmer wie „vide“, „schau“, „sieh
mal“, „voyez“, „look“ finden sich in der volkstümlichen Rede vieler Sprachen. Die
Bedeutung derartiger Wendungen im attischen Drama ist nicht selten verkannt wor-
den, so ist z. B. Ar. Ach. 366 „'ü'eaaou“ statt „{feäaüe“ so die Lesart des Ravennas,
die „Verschlimmbesserung“ eines Mannes, der sich daran stieß, daß der Singular ge-
braucht wird, obwohl keine zweite Person am Gespräch beteiligt ist, und den Plural
schrieb, also den Chor angeredet sein ließ. An eine Allgemeinheit nur gedachter Zu-
hörer ist auch zu denken: Soph. Trach. 1079f. und Soph. Ai. 1026f. — Harald Fuchs:
„frenosus“. S. 193. Das seltsame Wort „frenosus“, für das es nur einen Beleg gibt, ist
ein Schatten, der sich verfliichtigt, wenn man Ps. Augustinus Quaest. vet. et nov. te-
stam. 115, 37, CSEL'50 (ed. A. Souter) 329, 26f. . . . equus frenorum impatiens . . .
liest. - Maria Grazia Tibiletti-Bruno: fWurm oder Wurzel c. S. 194. Auch bei den
Terrakotten aus den Gräbern von Pedemonte (F. Pattaroni, I sepolcreti di Pedemonte,
Illustrazione Ossolana 6 Domodossola 1964 2. 22.) handelt es sich um Wurzelspuren.

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