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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 23.1980

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Nr. 3
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Blänsdorf, Jürgen; Büchner, Karl [Gefeierte Pers.]: Karl Büchner 70 Jahre
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Fuhrmann, Manfred: Allgemeinbildung - Staatsethos - Alte Sprachen, [2]: zu den Lesestücken der Lateinischen Unterrichtswerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.33077#0056

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land viel beachteten Studie über Ciceros Somnium Scipionis soll demnächst
ein Kommentar zur ganzen De re publica folgen.
Büchners Bemühungen um die „Resultate römischen Lebens in römischen
Schriftwerken“ — so der bezeichnende Titel des 6. Bandes seiner Studien zur
römischen Literatur — fand auch im Gymnasium reichen Widerhall. Bekannt
ist die Fülle seiner Schriften und Vorträge, die die römische Literatur und die
in ihnen eingefangene Wirklichkeit für die Schule erschließen sollen. Seine
stets auf den Wesenskern, das wahrhaft Frag- und Nachdenkenswerte eines lite-
rarischen Werkes gerichtete Philologie kommt gerade dem neueren, problem-
orientierten Lateinunterricht entgegen. Jürgen Blänsdorf (Mainz)

Manfred Fuhrmann: Allgemeinbildung - Staatsethos - Alte Sprachen
Anhang: Zu den Lesestücken der Lateinischen Unterrichtswerke (Fortsetzung)
5. Casars Ende (Linnenkugel A, 196521,26)
1. Bellicosas et periculosas nationes Caesar legionibus suis vicerat. — 2. Magnitudinem im-
perü Romani valde amplificaverat. - e. Itaque permagna auctoritas eius ubique erat. — 4.
Cum pacem post tot bella renovavisset, rem publicam novis legibus confirmavit, pauperta-
tem plebis Romanae largitionibus sublevavit. - 5. Salus publica ei erat suprema lex. — 6.
Itaque senatus Caesarem dictatorem perpetuum dixit. - 7. Tum erat in summo fastigio feli-
citatis et postestatis. — 8. Merito Caesar primum locum in civitate Romana tenebat. - 9.
Tarnen sexaginta fere Romani contra eum coniuraverunt. - 10. Timebant enim, ne regiam
dignitatem affectaret et priscam libertatem deleret. -11. Inter principes coniurationis erat
M. Iunius Brutus, vir et origine et fortitudine praeclarus. - 12. Frustra Calpumia uxor
somno perterrita maritum precibus lacrimisque monuerat, ne Idibus Martiis senatui interes-
set . - 13. Senatus illo die in curia Pompeii habitus est. - 14. Cum Caesar curiam intraret,
coniurati iam aderant. - 15. Unus ex iis mala fraude aliquid (= etwas) rogavit. — 16. Cum
Caesar negaret, eum sicis trucidaverunt. - 17. Postquam aliquamdiu humi iacuit, a servis
lectica domum portatus est.
Ein Beispiel, das wohl noch weit schlimmer ist als das vorige. Man folge dem Gedanken-
gang: Cäsar tritt auf als Sieger über kriegslustige und gefährliche Völker, als Mehrer des
Reiches - folglich genießt er überall hohes Ansehen. Dann etwas über Innenpolitik: Der
Frieden (doch wohl ein Frieden, der den Kampf gegen die bellicosae et periculosae nationes
ablöste) ist wiederhergestellt - Cäsar erläßt förderliche Gesetze, trifft soziale Maßnahmen,
kennt nur das öffentliche Wohl. Folglich (itaque, Satz 6) erhält er die Diktatur auf Lebens-
zeit; er steht auf dem Gipfel der Macht: er ist merito (Satz 8) der erste Mann im Römer-
staate. Und doch (tarnen, Satz 9) verschworen sich etwa 60 Römer gegen ihn; sie hatten
nämlich Bedenken, daß er nach der Königswürde strebe und der altüberlieferten Freiheit
ein Ende bereite. Kein Wort über die Bürgerkriege; der Senat verleiht offenbar aus freiestem
Willen die Diktatur; was Brutus und seine Genossen taten, ist unsinnig oder verbreche-
risch (tarnen!); ihr Motiv, der Kampf für die Republik, erscheint als bloße Ausgeburt ihrer
Furcht, und das, nachdem in aller Harmlosigkeit die Diktatur auf Lebenszeit erwähnt wor-
den ist.
Nunmehr vier positive Beispiele, die dem Bereich der Politik und der öffentlichen Mo-
ral entstammen; die beiden ersten sind - zum Beweise, daß sich der hier befürwortete Ten-
denzwandel nicht unvermittelt eingestellt hat - älteren Unterrichtswerken entnommen.

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