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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 23.1980

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Nr. 4
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Presseschau - Notizen aus dem In- und Ausland
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Buchbesprechungen
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[Rezension von: Rainer Nickel, Xenophon]
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[Rezension von: Karl Christ, Krise und Untergang der römischen Republik]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33077#0088

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(Universitätsstudium) bestätigten unseren fraglosen Hochmut (nämlich alles lernen
zu können, was wir wollten): Wir hatten tatsächlich lernen gelernt“.
Ihr Eindruck von dem Besuch des Lateinunterrichts in einer Sexta: „Bilderbuch-
unterricht, und das nicht in einer .alternativen' Privatschule auf bunten Boden-
polstem gehalten, sondern vor preußisch hintereinander aufgereihten Zweiertischen
in einem wilhelminischen Gebäude.“
Griechisch in Obersekunda: „Uber die Hälfte dieser Klasse, höre ich, stehe auf eins
oder zwei, und eine große Gruppe hat zusätzlich auch noch eine Griechisch-Arbeits-
gemeinschaft am Nachmittag belegt.“ „Den späteren Nutzen dieses Eifers scheint kei-
ner von ihnen kleinkrämerisch zu berechnen, eher genießen sie offenbar ihre inten-
sive Beschäftigung.“ „Überarbeitet fühlt sich keiner.“ „Fast alle würden ihre Kinder
wieder auf dieses Gymnasium schicken.“ Trotz des geringen Anteils von Arbeiter-
kindern gilt: „Wer einmal drin ist und ,sich hält', der gehört, ungeachtet seiner Her-
kunft, seines Geschlechts oder seiner Religion, fraglos dazu“. Gegenüber ihrer
eigenen Zeit an dem damals schon koedukativen Gymnasium fällt Frau Praesent
auf: „Es ist beinahe Eleganz eingekehrt, Versöhnlichkeit, Milde.“
Das Faktum, daß die meisten Ehemaligen schon bald nach dem Abitur eine solche enga-
gierte Haltung, um nicht zu sagen: ein solches Wohlbehagen äußern, wenn sie auf „ihr“
humanistisches Gymnasium zu sprechen kommen, ist in der Tat erstaunlich. Es ist zu ver-
breitet, um als lokaler Sonderfall, zu vital, um als Nostalgie mit dem Hinweis abgetan wer-
den zu können, daß die Leute eben weich werden und zu schwärmen anfangen, wenn sie
sich an Kindheit, Jugend und Schule erinnern. Das humanistische Gymnasium hat, so viel
wird man sagen dürfen, sein eigenes wohltuendes Fluidum bewahrt - oder gewonnen!

Buchbesprechungen

Rainer Nickel, Xenophon. Erträge der Forschung Bd. 111. Wissenschaftliche Buchgesell-
schaft Darmstadt 1979, VI, 163 S„ 31,50 (19,50) DM
Obwohl X. zu den meistgelesenen Autoren gehört, steckt die wissenschaftliche Kommen-
tierung seiner Schriften noch in den Anfängen, und neue Einsichten über Lebenslauf und
Denken, die für die Beurteilung der literarischen Leistung von entscheidender Bedeutung
sein können, setzen sich nur allmählich durch. So sind Nickels Ausführungen — trotz des
RE-Artikels von Breitenbach und anderer Forschungsbeiträge der letzten Jahre - von be-
sonderem Wert. „Der Schwerpunkt der Ausführungen liegt in der Beschreibung der Ansätze
und Versuche, X.’s Persönlichkeit zu erfassen, wie sie in seinen verschiedenen Werken zum
Ausdruck kommt Damit wird die Aufmerksamkeit nicht nur auf das polit. Denken, die
Anschauungen und Überzeugungen, sondern auch auf den Lebenslauf, die kulturelle Um-
welt, die literarischen Voraussetzungen und die spezifische Arbeitstechnik des Autors ge-
lenkt“ (S. 3). Die Seiten 128-132 sind eine Art Wunschzettel an die Fachwissenschaft.
Ein knappes Literaturverzeichnis der neueren Arbeiten und ein zuverlässiges Register (Per-
sonen; Sachen; Stellen) runden den positiven Eindruck ab: Erträge der Forschung in allge-
meinverständlicher Form, die der Fachlehrer im Unterricht nutzen sollte.

Karl Christ, Krise und Untergang der römischen Republik, Wissenschaftliche Buchgesell-
schaft Darmstadt 1979, XV, 528 S., 11 Kartenskizzen, 45,- (28,-) DM
Der Marburger Althistoriker schreibt auf S. XIII, daß das Fundament seines Buches eine
neue Gesamtdarstellung des historischen Prozesses zwischen 200 und 30 v. Ohr. bildet,

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