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Fößel, Amalie; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Die Königin im mittelalterlichen Reich: Herrschaftsausübung, Herrschaftsrechte, Handlungsspielräume — Mittelalter-Forschungen, Band 4: Stuttgart, 2000

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.26280#0026
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gensatz zu den Lothringern und ihren Anhängern, die noch die folgenden Monate
in ihrer ablehnenden Haltung verharrten*^, distanzierte sich Erzbischof Pilgrim je-
doch ziemlich bald und erkannte das Königtum Konrads des Älteren an. Vor diesem
Hintergrund könnte die getrennt vollzogene Krönung des Königspaares im An-
schluß an die Wahl als deren politische Konsequenz gedeutet werden: Nachdem der
»Königsmacher« Aribo von Mainz in seiner Bischofskirche an Konrad II. Weihe und
Krönung vollzogen hatte, wurde Pilgrim die Bitte gewährt, die Krönung der Köni-
gin in Köln vorzunehmen, was im Hinblick auf hochmittelalterliche Konfliktlö-
sungsstrategien als öffentliche Demonstration der Aussöhnung zwischen dem Kö-
nig und dem Erzbischof angesehen werden könnte^.
Die in der Forschung immer wieder vorgetragene These, daß Aribo von Mainz
die Krönung Giselas verweigert habe, weil sie mit Konrad in einem kirchenrechtlich
unzulässigen Verwandtschaftsverhältnis gestanden habe^, basiert hingegen auf
dem Analogieschluß, daß sich Aribo im langjährigen spektakulären Hammerstein-
schen Ehestreit*^ als unerbittlicher Verfechter des strengen kirchlichen Eherechts er-
wiesen hat, sowie auf der vagen Andeutung Wipos, daß Neid und üble Nachrede ei-
niger Leute die Weihe der Königin um mehrere Tage verzögert und erst deren
Durchsetzungskraft dazu geführt habe, daß sie mit Zustimmung und auf die Bitte
der Fürsten hin geweiht worden sei*Ä
Daß sich hinter dieser Bemerkung Wipos, der über die Vorgänge in der engsten
Umgebung des Königspaares zweifellos gut informiert war, möglicherweise eine

uersz ad grafzam regz's praeter eos, zpzos communis conditio mortis praeoccapauz't, zyaz'c^az'd ipse praecepe-
rat, grataater accepere, Wipo, Gesta Chuonradi c. 2 S. 19f.
32 Zur Opposition der Lothringer und ihrer Anhänger, besonders Herzog Emsts von Schwaben,
vgl. unten S. 269-273.
33 Die Krönung Giselas durch Pilgrim erscheint insofern keineswegs als »überraschend«; so die
Einschätzung von Gerd WUNDER, Gisela von Schwaben, Gemahlin Kaiser Konrads 11.11043, in:
Lebensbilder aus Schwaben und Franken 14 (1980) S. 1-16; nachgedruckt in: DERS., Lebensläu-
fe: Bauer, Bürger, Edelmann, Bd. 2. In memoriam Gerd Wunder (Forschungen aus Württember-
gisch Franken 33,1988) S. 153-168, hier S. 159.
34 So z. B. SCHRAMM, Königskrönungen S. 125; Egon BosHOF, Die Salier (Urban-TB 387, 1987)
S. 38f. und Karl Rudolf ScHNiTH, Kaiser Konrad 11. (1024-1039), in: DERS. (Hg.), Mittelalterliche
Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern (1990) S. 186. - Den Grund
für die Nicht-Krönung Giselas sieht Norbert BiscHOFF, Über die Chronologie der Kaiserin Gise-
la und über die Verweigerung ihrer Krönung durch Aribo von Mainz, MIÖG 58 (1950)
S. 285-309, hier S. 306 im Gegensatz dazu in einem »Geburtsmakel«, den Armin WoLF, Königs-
kandidatur und Königsverwandtschaft. Hermann von Schwaben als Prüfstein für das »Prinzip
der freien Wahl«, DA 47 (1991) S. 45-117, hier S. 90f. in einer möglichen Nah-Ehe der Eltern Gi-
selas, Hermann von Schwaben und Gerberga, die im 3. Grad verwandt gewesen sein sollen,
vermutet.
35 Dorothea von KESSLER, Der Eheprozeß Ottos und Irmingards von Hammerstein. Studie zur Ge-
schichte des katholischen Eherechts im Mittelalter (Historische Studien 157, 1923); Siegfried
REICHE, Der Hammersteinsche Ehehandel im Lichte der mittelalterlichen Herrschaftsordnung,
Rheinische Vierteljahrsblätter 38 (1974) S. 203-224; Alois GERLiCH, Hammersteiner Ehe, in: Lex-
MA4(1989) Sp. 1892.
36 Hage t?aoraadaza bomz'aam z'aazdz'a, z?aag sagpg ab za/grzorzbas/arnzgaf ad saperz'orgs, per aiz'zyaof dies a
coTisecrah'cme saa z'mpgdz'gbatar. Caeferam, sz z'dad odz'aza z'asfe aw zaz'asfe perfaterzt, adtzac z'a z?aaesfz'oae
morafar; tamga uz'n'd's probz'tas di/emina az'cz't, ef ex coaseasa et petftfoae prz'acz'pam coasecrata aecessa-
rz'a comes regem se^aebatar, Wipo, Gesta Chuonradi c. 4 S. 25f. Zur Verwendung des antiken Frau-
enideals der Virago im Mittelalter vgl. Marie-Louise PoRTMANN, Die Darstellung der Frau in
der Geschichtsschreibung des früheren Mittelalters (Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft
69,1958) bes. S. 19-32.

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