Verweigerung der Krönung Giselas durch den Mainzer Erzbischof verbirgt, ist kaum
auszuschließen. Unklar bleibt der Grund dafür, da Wipo in rätselhafter Weise nur an-
merkt, daß es sich um ein Gerücht gehandelt habe, von dem es bis heute fraglich sei,
ob dieses zu Recht oder zu Unrecht geäußert worden seiU Das schon vor der Wahl
hinlänglich bekannte Problem einer zu engen Verwandtschaft des Herrscherpaares
kann damit schwerlich gemeint sein, zumal dann auch die nach Wipo eindeutige
Wahl des in gleicher Weise betroffenen Konrad des Älteren durch Erzbischof Aribo,
dessen Spruch sich die übrigen Fürsten angeschlossen hätten^, kaum mehr erklärbar
würde. Weiterhin ist festzustellen, daß der Mainzer Primas gerade in den ersten Jah-
ren nach der Königswahl als der bei weitem häufigste Interventionspartner der Kö-
nigin in den Urkunden Konrads II. auftritt. Diese Zusammenarbeit am Hof macht
deutlich, daß es zwischen Aribo und Gisela keinen dauerhaften ernsten Konflikt ge-
geben haben kann, der die Stellung Giselas als Königin beeinträchtigt hättet
Dennoch: Glaubt man Wipo - und es nicht zu tun, besteht kaum Anlaß - dann
hätte es 1024 durchaus eine gemeinsame Krönung des Königspaares geben können,
wenn nicht kurz zuvor Gerüchte in Umlauf gekommen wären, aufgrund derer es
geboten schien, die Weihe der Königin für's erste zu verschieben. Der Klatsch der
Leute betraf wohl die Person der Königin und konnte von ihr schnell entkräftet wer-
den. Was auch immer ihn ausgelöst hatte, läßt sich nicht mehr rekonstruieren. Im-
merhin führte er aber wohl dazu, daß auch 1024 zeitlich und räumlich getrennte
Krönungszeremonien abgehalten wurden.
Mit der Krönung Giselas durch Pilgrim ist zudem ein offizieller Abschluß der
Ausgleichsbemühungen zwischen Konrad II. und dem Kölner Erzbischof nach den
Irritationen bei der Wahl erreicht worden^. Eine langfristige Bedeutung erhielt die
37 Erich BRANDENBURG, Probleme um die Kaiserin Gisela (Berichte über die Verhandlungen der
Sächsischen Akademie der Wissenschaften phil.-hist. Klasse, Bd. 80, Heft 4, 1928) S. 21-29
kommt zu dem Schluß, daß Unregelmäßigkeiten bei der zweiten Eheschließung Giselas zur
Verweigerung ihrer Krönung durch Aribo geführt hätten. - Kurt-Ulrich JÄSCHKE, Tarnen virilis
probitas in femina vicit, in: Ex ipsis rerum documentis. Beiträge zur Mediävistik. Festschrift für
Harald Zimmermann zum 65. Geburtstag, hg. von Klaus HERBERS, Hans Henning KoRTÜM und
Carlo SERVATius (1991) S. 429M48, hier S. 435M37 zufolge stehe hinter dieser Bemerkung Wipos
»Sozialneid« (437).
38 AnAz'gpz'scopMS MogMnfz'nezrsz's, CMZMS sgnfenfz'a ante aiz'os accz'pz'eMa/HO rogahzs a popzzio, zpzzü szkz uz-
deretM?*, abandanh coHe, Man voce ioM&uz'f et eiegif mazons aefah's CMcncnem saam in cioazz'aaza et
regem atzyae recforeza et defeasoreziz pafrz'ae, Wipo, Gesta Chuonradi c. 2 S. 18f.
39 JÄSCHKE, Tarnen virilis probitas, lehnt die Forschungsthese der Verweigerung der Weihe Giselas
durch Aribo von Mainz mit dem Hinweis auf den »Präzedenzfall« der Königinnenweihe Ku-
nigundes 1002 ab, die »ebenfalls getrennt von derjenigen des Königs und an anderem Ort er-
folgt war« (S. 435). Diese Argumentation vermag jedoch nicht zu überzeugen, da die zeitliche
und örtliche Trennung der Krönungszeremonien von König und Königin im Jahr 1002, die auf-
grund der reichspolitisch nicht ganz unproblematisch verlaufenen Herrschaftsübernahme
Heinrichs II. notwendig geworden sein dürfte, kaum als »Präzedenzfall« für 1024 angesehen
werden kann. Der entscheidende Unterschied liegt vielmehr dain, daß Gisela nicht - wie Kunig-
unde - durch den Mainzer Primas, sondern durch den Erzbischof von Köln geweiht, und die
Weihe auch nicht in Paderborn, sondern im Kölner Dom zelebriert wurde.
40 Unter Ausklammerung der Wahlvorgänge und in Heranziehung des 1880 in Mainz gefundenen
Kaiserinnen-Schmucks, der in der älteren Forschung als Schmuck der Kaiserin Gisela angese-
hen wurde, stellte Günther G. WOLF, Die Wiener Reichskrone (Schriften des Kunsthistorischen
Museums 1, 1995) S. 168-173 die These auf, daß die Krönung Giselas durch Erzbischof Aribo
zusammen mit Konrad II. in Mainz deshalb nicht stattfinden konnte, weil der dafür zeremonia-
le Schmuck entwendet und vergraben worden war, um die Krönung Giselas zu verzögern. Wolf
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auszuschließen. Unklar bleibt der Grund dafür, da Wipo in rätselhafter Weise nur an-
merkt, daß es sich um ein Gerücht gehandelt habe, von dem es bis heute fraglich sei,
ob dieses zu Recht oder zu Unrecht geäußert worden seiU Das schon vor der Wahl
hinlänglich bekannte Problem einer zu engen Verwandtschaft des Herrscherpaares
kann damit schwerlich gemeint sein, zumal dann auch die nach Wipo eindeutige
Wahl des in gleicher Weise betroffenen Konrad des Älteren durch Erzbischof Aribo,
dessen Spruch sich die übrigen Fürsten angeschlossen hätten^, kaum mehr erklärbar
würde. Weiterhin ist festzustellen, daß der Mainzer Primas gerade in den ersten Jah-
ren nach der Königswahl als der bei weitem häufigste Interventionspartner der Kö-
nigin in den Urkunden Konrads II. auftritt. Diese Zusammenarbeit am Hof macht
deutlich, daß es zwischen Aribo und Gisela keinen dauerhaften ernsten Konflikt ge-
geben haben kann, der die Stellung Giselas als Königin beeinträchtigt hättet
Dennoch: Glaubt man Wipo - und es nicht zu tun, besteht kaum Anlaß - dann
hätte es 1024 durchaus eine gemeinsame Krönung des Königspaares geben können,
wenn nicht kurz zuvor Gerüchte in Umlauf gekommen wären, aufgrund derer es
geboten schien, die Weihe der Königin für's erste zu verschieben. Der Klatsch der
Leute betraf wohl die Person der Königin und konnte von ihr schnell entkräftet wer-
den. Was auch immer ihn ausgelöst hatte, läßt sich nicht mehr rekonstruieren. Im-
merhin führte er aber wohl dazu, daß auch 1024 zeitlich und räumlich getrennte
Krönungszeremonien abgehalten wurden.
Mit der Krönung Giselas durch Pilgrim ist zudem ein offizieller Abschluß der
Ausgleichsbemühungen zwischen Konrad II. und dem Kölner Erzbischof nach den
Irritationen bei der Wahl erreicht worden^. Eine langfristige Bedeutung erhielt die
37 Erich BRANDENBURG, Probleme um die Kaiserin Gisela (Berichte über die Verhandlungen der
Sächsischen Akademie der Wissenschaften phil.-hist. Klasse, Bd. 80, Heft 4, 1928) S. 21-29
kommt zu dem Schluß, daß Unregelmäßigkeiten bei der zweiten Eheschließung Giselas zur
Verweigerung ihrer Krönung durch Aribo geführt hätten. - Kurt-Ulrich JÄSCHKE, Tarnen virilis
probitas in femina vicit, in: Ex ipsis rerum documentis. Beiträge zur Mediävistik. Festschrift für
Harald Zimmermann zum 65. Geburtstag, hg. von Klaus HERBERS, Hans Henning KoRTÜM und
Carlo SERVATius (1991) S. 429M48, hier S. 435M37 zufolge stehe hinter dieser Bemerkung Wipos
»Sozialneid« (437).
38 AnAz'gpz'scopMS MogMnfz'nezrsz's, CMZMS sgnfenfz'a ante aiz'os accz'pz'eMa/HO rogahzs a popzzio, zpzzü szkz uz-
deretM?*, abandanh coHe, Man voce ioM&uz'f et eiegif mazons aefah's CMcncnem saam in cioazz'aaza et
regem atzyae recforeza et defeasoreziz pafrz'ae, Wipo, Gesta Chuonradi c. 2 S. 18f.
39 JÄSCHKE, Tarnen virilis probitas, lehnt die Forschungsthese der Verweigerung der Weihe Giselas
durch Aribo von Mainz mit dem Hinweis auf den »Präzedenzfall« der Königinnenweihe Ku-
nigundes 1002 ab, die »ebenfalls getrennt von derjenigen des Königs und an anderem Ort er-
folgt war« (S. 435). Diese Argumentation vermag jedoch nicht zu überzeugen, da die zeitliche
und örtliche Trennung der Krönungszeremonien von König und Königin im Jahr 1002, die auf-
grund der reichspolitisch nicht ganz unproblematisch verlaufenen Herrschaftsübernahme
Heinrichs II. notwendig geworden sein dürfte, kaum als »Präzedenzfall« für 1024 angesehen
werden kann. Der entscheidende Unterschied liegt vielmehr dain, daß Gisela nicht - wie Kunig-
unde - durch den Mainzer Primas, sondern durch den Erzbischof von Köln geweiht, und die
Weihe auch nicht in Paderborn, sondern im Kölner Dom zelebriert wurde.
40 Unter Ausklammerung der Wahlvorgänge und in Heranziehung des 1880 in Mainz gefundenen
Kaiserinnen-Schmucks, der in der älteren Forschung als Schmuck der Kaiserin Gisela angese-
hen wurde, stellte Günther G. WOLF, Die Wiener Reichskrone (Schriften des Kunsthistorischen
Museums 1, 1995) S. 168-173 die These auf, daß die Krönung Giselas durch Erzbischof Aribo
zusammen mit Konrad II. in Mainz deshalb nicht stattfinden konnte, weil der dafür zeremonia-
le Schmuck entwendet und vergraben worden war, um die Krönung Giselas zu verzögern. Wolf
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