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Fößel, Amalie; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Königin im mittelalterlichen Reich: Herrschaftsausübung, Herrschaftsrechte, Handlungsspielräume — Mittelalter-Forschungen, Band 4: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.26280#0052
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men, hinaus, indem er die eheliche Gemeinschaft direkt mit der Mitherrschaft der
Königin im Reich verknüpft.
Es folgt im Ablauf der Zeremonie die Salbung und die Anrufung des Hl. Gei-
stes, der die Seele von allem Unerlaubten reinigen und ihr für immer die Fähigkeit
geben möge, an das für die Seele Nützliche zu denken, es zu wünschen und danach
zu handeln*^. Der äußeren Salbung mit materiellem Öl entsprach die unsichtbare
innere Salbung durch den Geist Gottes^*. Sie verlieh der Königin eine über den
Stand der Laien hinausgehobene sakrale Würde. Auch die der Bischofsweihe ent-
sprechenden Salbformeln deuten darauf hin, »daß die Salbung der Königin an sa-
kramentaler Kraft nicht hinter der des Königs zurückstehen sollte«^.
Ende und Höhepunkt der Krönungszeremonie der Königin bildete das Aufset-
zen der Krone als das äußere, mit Gold und Edelsteinen verzierte Zeichen königli-
cher Würde, deren Glanz - so die Bitte an Gott - im Inneren mit dem Gold der Weis-
heit und den Edelsteinen der Tugenden erstrahlen möge^h Wie die Salbung so en-
det auch die Krönung mit dem Erflehen der Hilfe Jesu Christi, zjnz czzztz Dgo pzzfm gf
Spz'rz'fzz sarzcfo nzüz'f gf rgg?zaf Dgzzs pgr z'zz/züz'H sagctzla sagczzlortzzzr. Azzzgrz^.
Diese um 900 fomulierten Gebete behielten sowohl für die Krönung zur Köni-
gin wie auch zur Kaiserin das ganze Mittelalter hindurch dauerhafte Gültigkeit und
wurden bei Neufassungen von Ordines immer wieder verwandt. So stehen sie
wortwörtlich im römischen Ordo Cencius II. aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhun-
derts^, der eine gemeinsame Krönung von Kaiser und Kaiserin vorsieht, wie auch
in allen weiteren Ordines.
Auf der Ebene der Königinnen-Krönung finden sich die Gebete in wörtlicher
Übereinstimmung mit dem Ottonischen Pontifikale in der spätmittelalterlichen Coro-

201 Spz'rz'fzzs sazzcfzgraha Ezzzzzdz'fafz's zzosfrae ojjzcz'o zu fg co^z'osa dpscgzrdat, zzf, sz'czzf zzzazzzhzzs zzosZrz's z'zzdz'gzzz's
o?go zzzafgrz'alz' oMz'fa pz'zz^zzgscz's gxfgrz'zzs, z'fa gz'zzs z'zzuz'sz'M? zzngzzz'zzg dpiz'lzzzfa z'zzzpzzzgzzan zzzgrgarz's z'zzfgn'zzs,
gz'zzs^zzg spz'n'hzalz zzzzchozzg pg^gchsszzzzg sgzzzpgz* z'zzzlzzzfa et dE'cz'fa dgchzzarg fota zzzgzzfg et spgrngre dz'scas
setz caieas, et zzh'E'a azzz'zzzag fzzag z'zzgz'fgr co^z'fare opfarp atz^zze opgrarz z^zzeas, Ordo III, ed. ELZB, S. 9.
202 Nach SPRENGLER-RurPENTHAL, Theologie S. 99 bekräftigt die Salbung »die Bewahrung des
künftigen Königs vor dem Satan«. Obwohl dieser Aspekt sicherlich nicht auszuschließen ist,
läßt sich die Funktion und Bedeutung der Salbung wohl nicht darauf reduzieren, denn die Mut-
terschaft ist nur ein Aspekt im Ordo, in dessen Vordergrund die ganze Person der Königin steht,
die neben der Mutter auch die Aufgaben der Gemahlin und Mitherrscherin auszufüllen hatte
und dafür die Stärkung des hl. Öles und des hl. Geistes bedurfte.
203 So Percy Ernst SCHRAMM, Die Krönung in Deutschland bis zum Beginn des Salischen Hauses
(1028), ZRG Kan. 24 (1935) S. 184-332, hier S. 266. - Möglicherweise wurde die Königin auch,
anders als der König, nicht mit Katechumenenöl, dem olezzzzz gxorcz'zafzzzzz, gesalbt, sondern mit
dem sakramental wertvolleren Chrisam. Dies scheint die Anweisung im Mainzer Ordo anzu-
deuten, daß für die Königin olezzzzz szzcz*zz?zz zu verwenden sei. Ungewiß ist jedoch, ob diese Un-
terscheidung bereits im 10. Jahrhundert üblich war, vgl. ERDMANN, Königs- und Kaiserkrönung
S. 71.
204 OJfz'cz'o z'zzdz^zzdafz's zzosfzxze sezz cozz^rggafzonzs zzz rggzzzazzz Nngdzcfa, accz'pg corozzzzzzz rggaE's gxcgdgzdz'ag,
zpzae Ecgf alz z'ndzgHz's gpz'scoporzzzzz fazzzezz zzzazzz'lzzzs capdz fzzo z'zzzpondzzr, zzzidg, sz'czzf gxfgrz'zzs azzro ef gp??i-
zzzz's redz'zzzda gzzz'fgs, da gf z'züen'zrs azzro sapz'gzzfz'ae pz'rfzzfzzzzz^zzg^gzzzzzzz's dgcorarz cozzfgzzdas, zpzah'zzzzs post
occaszzzzz dzzz'zzs sagczzd czzzzz przzdgzzfdzzzs pz'rgz'zzdzzzs spozzso perezzzzz dozzzz'zzo zzostro Igszz CErz'sfo dz^zzg gf
fazzdaMz'fer occzzrrgzzs re^z'azzz cagfgsfz's azzfap zzzgrgarz's z'zzgrgdz z'azzzzazzz, Ordo III, ed. ELZE, S. 9. - 1356
verlieh Karl IV. dem Abt von Fulda im Privileg über die Erzkanzlerwürde der Königin bzw. Kai-
serin auch das Recht, bei deren Krönungen die Krone von ihrem Kopf zu nehmen, zu halten
und wieder aufzusetzen, vgl. PETERSOHN, Über monarchische Insignien S. 68f.
205 Ebd.; vgl. SPRENGLER-RUPPENTHAL, Theologie S. lOOf.
206 Ordines, ed. ELZE, Nr. XIV S. 35-47.

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