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Fößel, Amalie; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Die Königin im mittelalterlichen Reich: Herrschaftsausübung, Herrschaftsrechte, Handlungsspielräume — Mittelalter-Forschungen, Band 4: Stuttgart, 2000

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https://doi.org/10.11588/diglit.26280#0316
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gunsten des Deutschen Ordens und gegen die Interessen Polens eine Trendwende
zum Abkommen von 1412 vollzogt. Sie war auch mit Sigmund nach Krakau ge-
reist, um Anfang März 1424 an der Krönung der neuen polnischen Königin Sophia
teilzunehmerE^, die der bereits über 70 Jahre alte Wladislaw 1422 in vierter Ehe ge-
heiratet hattet Hier wurde das neuerliche Bündnis der Könige unter Einbezie-
hung des ebenfalls anwesenden dänischen Königs Erich bekräftigt, das Sigmund
vor allem wegen der politischen Kontakte zwischen Polen-Litauen und den böhmi-
schen Hussiten^s Ende März 1423 in Käsmark mit Wladislaw geschlossen hattet
Dem Bündnis folgten seit 1426 neuerliche Zerwürfnisse, die schließlich Sig-
mund dazu veranlagten, eine schon ältere und seinen kaiserlich-universalen Vor-
stellungen entsprechende Idee wieder aufzugreifen und dem Großfürsten Witold
von Litauen die Königskrone anzubieten, wofür man das Einverständnis Wladis-
laws einholen mußtet Sowohl in die Verhandlungen mit Witold wie auch mit dem
mittlerweile fast 80jährigen Polenkönig war Barbara von Cilli eingebunden. Dem
Bericht des polnischen Chronisten Johannes Dlugosz zufolge habe Sigmund bei ei-
ner Zusammenkunft Ende Januar/Anfang Februar 1429 im polnischen Luzk (Luck)
den anhaltenden Widerstand Wladislaws gegenüber seinen Plänen zu brechen ge-
sucht, indem er zusammen mit seiner Gemahlin Barbara das Schlafgemach des noch
ruhenden Polenkönigs betrat und alle dessen Sekretäre hinausschickte, in der Hoff-
nung, mit Hilfe Barbaras und ihrer Überzeugungskraft den König um so leichter
umstimmen zu können^.
Die Korrespondenz Sigmunds*^- wie auch Witolds^ mit Wladislaw im An-
schluß an die von Sigmund geführten Gespräche in Luzk bestätigen die Mitsprache
Barbaras, ohne jedoch den konkreten Anteil daran genauer zu umschreiben. Die
von Dlugosz berichtete Episode wie auch ein Schreiben Barbaras vom 26. August
1429 an Witold von Litauen, mit dem sie ihm erneut eine von diesem bereits zurück-

285 HoENsen, Kaiser Sigismund S. 287-291; Sabine WEFBRS, Das politische System Kaiser Sig-
munds (Veröffentlichungen des Instituts für europäische Geschichte Mainz. Abt. Universalge-
schichte 138,1989)S.75-81.
286 Reg. Imp. XI Nr. 5823d.
287 Zur dritten Ehefrau des Polenkönigs, Elisabeth, Tochter Ottos von Pilcza, die Wladislaw 1417
geheiratet hatte, die jedoch bereits drei Jahre später, am 12. Mai 1420, verstarb, vgl. Maria Bo-
GUCKA, Eine Königin, um die niemand trauerte. Elisabeth, die dritte Ehefrau König Jagiellos, in:
Fürstinnen und Städterinnen S. 212-223.
288 Einen knappen Einblick darüber, wie sehr das Hussitenproblem die europäische Politik Sig-
munds beeinflußte, gibt Frantisek KAVKA, Bemerkungen zur Rolle des Hussitentums in Sigis-
munds europäischer Politik, in: Sigismund von Luxemburg S. 89-93.
289 HoBNSCH, Kaiser Sigismund S. 296-298,301-303,312-314.
290 HoENSCH, Kaiser Sigismund S. 348-351.
291 Sigisrnnn^ns rex conf/wab' sna Regina Barbara, ^no/acilzor sif saa persnasio, assampfa cnMe WiaA'siai
regis, in (?ao ipse a4f?nc iecio ^aiescens z'acebaf, ingretfiiar et omni&as secrefariis exciasis aiio^aifar,
Ioannes Dlugosz, Annales seu cronicae inclyti regeni Poloniae, ed. Alexander PRZEZDZiECKi
(Opera omnia 13,1878) S. 370. - Zum Bild, das Dlugosz von Sigmund und Wladislaw zeichnete
vgl. NowAK, Kaiser Sigmund S. 435.
292 Brief Sigmunds an König Wladislaw, in: Codex epistolaris Vitoldi magni ducis Lithuaniae
1376-1430, ed. Antonius PROCHASKA (Monumenta medii aevi historica res gestas Poloniae illu-
strantia 6,1882) Bd. 2 Nr. 1342 S. 811f.; vgl. Reg. Imp. XI Nr. 7160.
293 Brief Witolds an König Wladislaw vom 17. Februar 1429, in: Codex epistolaris Vitoldi Bd. 2
Nr. 1345 S. 815-818.

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