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Metadaten

Lorke, Ariane; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Contr.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0032
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1.3 Methodik

31

sen exemplarische Analysen das Kommunikationsverhalten einzelner Reformer
und die organisatorischen Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Anschließend
steht die strukturelle Entwicklung im Fokus, wobei die Kommunikationsfor-
men, -arten und wege sowie die Raumerfassung von besonderem Interesse
sind.* * 89 Ein zusammenfassender Blick auf die chronologische Entwicklung
schließt die Studie ab.
Um die Darstellung der komplexen Kommunikationsverhältnisse von per-
sonellen Hintergrundinformationen zu entlasten, Dopplungen zu vermeiden
und eine rasche Informationsgewinnung über Personen zu ermöglichen, enthält
der Anhang einen Personenkatalog. Er verzeichnet zusammenfassend den
Werdegang einer nachweislich reformengagierten Person, ihr Verhältnis zu an-
deren Reformern sowie ihr Bemühen um das Erreichen von Reformzielen. Diese
Zusammenstellung ist insbesondere bei jenen Personen von Vorteil, die in kei-
nem der gängigen Nachschlagewerke oder Lexika zu finden sind. Damit stellt
der Katalog die erste personelle Übersicht zur Kirchenreform in der Mitte des 11.
Jahrhunderts dar.90
1.3.2 Netzwerkanalyse
Ausgehend von der Prämisse, dass nicht Individuen oder Personengruppen die
soziale Welt bilden, sondern ihre Beziehungen untereinander, hat sich in den
Sozialwissenschaften verstärkt ab den 1970er Jahren die Netzwerkanalyse
(NWA) entwickelt und als ertragreicher Forschungsansatz erwiesen.91 Da auch
Historiker nach den Handlungen von Individuen und deren Kontext fragen,
überrascht es nicht, dass die Geschichtswissenschaften eigene Ansätze zum
Verständnis sozialer Beziehungen entwickelten, aber auch das Konzept der so-
zialen NWA adaptierten.92 Den Anwendungsmöglichkeiten sind nahezu keine

wandtschaft, Freundschaft und anderes eingebunden waren, um das komplexe System von
wechselseitig erwiesenen Diensten, Begünstigungen und Hilfen adäquat erfassen zu können.
89 Für die Konzilien des 15. Jahrhunderts hat diese Aspekte, methodisch ähnlich, auch Birgit Studt,
Reformverbände 2008, S. 305 in Aufsatzform untersucht. Ihr letzter Schritt sah dabei einen
Vergleich unterschiedlicher Kommunikationsstränge bzw. -netze hinsichtlich deren Reichweite,
Dichte und Tragfähigkeit bzw. Raumerfassung vor.
90 Die einzigen mir bekannten Personenübersichten sind Parisse, Entourage 2006 (Beraterumfeld
Papst Leos IX.), und T. Schmidt, Alexander II. 1977 (Beraterumfeld Papst Alexanders II.), die
beide aus der Analyse einer Einzelperson hervorgingen.
91 Vgl. den Rückblick Freeman, Development 2011; als Beispiel für frühe Studien Boissevain,
Friends 1974.
92 Die Untersuchung von Netzwerken forderte beispielsweise Althoff, Verwandtschaft 1997, S.
197f. Vgl. den Verflechtungsansatz von Reinhard, Freunde 1979 und den als Meilenstein gel-
tenden Aufsatz Padgett - Anseil, Action 1993 sowie als einführender Überblick Düring - Eu-
mann, Netzwerkforschung 2013 und Gamper - Reschke - Düring, Knoten 2015. Mein herzlicher
Dank an Dr. Marten Düring für eine Einsichtnahme vor Drucklegung. - Die wachsende Popu-
larität der Informationstechnologie in den Geisteswissenschaften führt zur Ausprägung digi-
taler Geisteswissenschaften' (Digital Humanities), deren Anwender sich noch immer vorrangig
auf Workshops und Konferenzen oder über über Verbände wie,Digitale Geisteswissenschaften
 
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