Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Lorke, Ariane; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Contr.]; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0038
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
1.3 Methodik

37

stellvertretend ein Name aus der Masse genannt.114 Diese Person ist zumeist ein
Adliger oder Vornehmer und daher, so steht zu vermuten, der Bedeutendste
dieser Gruppe. Alle übrigen Personen waren den Schreibern und Autoren zu
unwichtig, um genannt zu werden, aber am Kommunikationsprozess ebenso
beteiligt. Zweitens werden Laien nur in Ausnahmefällen überhaupt als Syn-
odalteilnehmer genannt. Drittens sind synodale Beschlüsse gegen sie nicht als
Kontakt codierbar, da die Quellen über eine Anwesenheit des Beschuldigten
schweigen.
Indem Aktionen anders als bloße Erwähnungen von Personen codiert
wurden, lässt ich aktives Handeln im Vergleich zu passiver Erwähnung unter-
suchen. Wurden die Erwähnten in die aktive Kommunikation einbezogen oder
lediglich über ihre Köpfe hinweg gewertet und entschieden?
Bei all dem bleibt die grundlegende Frage, ob die analytisch ermittelten
Strukturmuster in der Realität überhaupt irgendeinen Effekt hatten und wenn ja,
welchen.115 Ebenso theoretisch ungelöst ist die Frage nach den Grenzen von
Netzwerken, die derzeit vor allem forschungspragmatisch gelöst wird.116 Auch
im vorliegenden Fall wurden diese aufgrund der Quellenlage sowie der Frage-
stellung im Vorfeld determiniert.
Wie lassen sich nun die Ergebnisse der NWA präsentieren? Ein hilfreiches
Tool ist die Netzwerkkarte, auch Netzwerkgraph genannt. Sie stellt die tabella-
risch erhobenen Daten in Form einer Beziehungskarte dar. Je nach verwendeter
Software sehen die Karten unterschiedlich aus. Es gibt jedoch generelle Ge-
meinsamkeiten: Personen werden durch Punkte (Knoten genannt) repräsentiert,
die durch Linien (Kanten genannt) miteinander verbunden sind. Diese Linien
symbolisieren die Kommunikationsbeziehungen. Das Aussehen der Linien lässt
sich ebenso wie das der Punkte nach individuellen Vorgaben entsprechend der
Fragestellung anpassen: Beispielsweise können die Punkte geschlechtsspezifisch
eingefärbt werden, so dass Rot für weiblich und Grün für männlich steht. Glei-
ches gilt für die Linien, also Beziehungen: So könnten z. B. rote Linien für einen
Themenkontakt bezüglich Simonie stehen, während gelbe Linien Kommunika-
tion über das Thema Verwandtenehe anzeigen. Linien können zu Pfeilen wer-
den, um damit die Richtung der Kommunikation (Sender an Empfänger) an-
zugeben. Punkte und Linien/Pfeile können entsprechend ihrer Bedeutung größer
oder kleiner, dicker oder dünner abgebildet oder beschriftet werden. Wegen
dieser Differenzierungsmöglichkeiten ist eine eigene Legende zu jedem Netz-
werkgraph nötig.
Aufgrund dieser vielfältigen Darstellungsmöglichkeiten empfiehlt sich eine
einführende Interpretation anhand eines fiktiven Beispiel-Graphen. Dieser liegt
in Abb. 1 vor. Zunächst benennt die Abbildungsbeschriftung sowohl den zeit-

114 Beispielsweise unten Anm. 454 oder 497.
115 So Aderhold, Selektivitäten 2009, S. 185f.
116 Vgl. Friemel - Knecht, Grenzen 2009; Häußling, Einleitung 2009, S. 9. Die Problematik ist nur
minimierbar durch Hinterfragen der Grenzziehung, durch Transparentmachen der Diskre-
panzen und der Berücksichtigung möglicher Auswirkungen, mithin einer eingeschränkten
Generalisierbarkeit der Ergebnisse, so Friemel - Knecht, Grenzen 2009, S. 15.
 
Annotationen