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Lorke, Ariane; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0060
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II.2 Themen und Hintergründe

59

trus Damiani auch diejenigen Simonisten heißen, welche ihre Stimmen auf
Synoden oder bei geistlichen Gerichten verkauften.* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * 248 Im Rahmen der Ausein-
andersetzungen zwischen dem mehr Autorität beanspruchenden Papsttum und
Heinrich IV., der gerade diesen Anspruch negierte, wurde die Amtervergabe und
mithin der Simonievorwurf schließlich zu einem „Vehikel des politischen
Kampfes"249. Daran vermochten auch sämtliche Maßnahmen bis 1073 nichts zu
ändern: Die simoniaca haeresis grassierte in jener Zeit so intensiv wie noch im Jahre
1O48.250
Gründe für das Scheitern dieser seit der Jahrhundertmitte intensivierten
Bemühungen seitens Laien und Klerikern sah die Forschung im Fehlen politi-
scher, rechtlicher und terminologischer Voraussetzungen. Lediglich dort, wo die
Reformbewegung Anklang gefunden hätte, sei auch die Simonie eingedämmt

amicum 5, S. 590, Z. 8-15 für die Florentiner Synode Viktors II. 1055 und nennt dabei auch den
Bischof von Florenz, bei dem es sich aber um den späteren Nikolaus II. gehandelt haben müsste,
wenn Bonizo hier Recht behält. Vermutlich verwechselte er ihn aber mit seinem Nachfolger
Petrus Mezzabarba. Ob Hildebrand bei diesem Anlass tatsächlich so rigoros gegen Simonie und
Priesterehe predigte, wie Bonizo ebd. meint, muss aus Mangel an weiteren Quellen und ange-
sichts einer teilweise zweifelhaften Verlässlichkeit Bonizos offen bleiben. - Detlev Jasper hielt es
für möglich, dass die Synodalen der römischen Ostersynode 1057 den Erzbischof von Narbonne
aufgrund von Simonie bannten, doch fehlen leider genauere Hinweise. Vgl. MGH Conc. 8, S. 329,
Z. 13-16. - Für die römische Ostersynode 1060 ist unklar, ob die wegen Simonieverdacht vor-
geladenen Ordinarien von Dol und Beauvais erschienen. Vgl. Gresser, Synoden 2006, S. 53. Th.
Schieffer, Legaten 1935, S. 61 zweifelte, ob das Einladungsschreiben den Erzbischof von Dol
überhaupt erreichte. - Unter Vorsitz Petrus Damianis verurteilte die Legatensynode von Chalon-
sur-Saöne 1063 Abt Reginald von St-Medard in Soissons (vgl. Th. Schieffer, Legaten 1935, S. 71;
JL 4548), während es Haderich von Orleans gelang, den Legaten durch einen falschen Eid zu
täuschen (JL 4586, Th. Schieffer, Legaten 1935, S. 71). Der Erfolg hielt jedoch nicht lange an, denn
Alexander II. ließ Haderich bald durch die Erzbischöfe von Reims und Sens bannen. S. unten S.
348f. - Auf der römischen Ostersynode 1065 erfolgten Absetzungen der Bischöfe Erlolf/Arnulf
von Saintes und Landus von Nocera Umbia wegen Simonie (Gresser, Synoden 2006, S. 70). - Die
Synodalen in Siponto 1067 beschlossen die Deposition der Bischöfe Lantius von Lucera sowie
Landolfs von Tertiveri wegen Simonie (Collectio 19, Sp. 978C-E; Epistolae ineditae, Nr. 118, S.
58).
248 Petrus Damiani, Briefe 3, Nr. 97, S. 72, Z. 1-3. Der kurz zuvor zum Kardinalbischof erhobene
Petrus Damiani hatte es noch 1057 in einem Brief an seine Amtsbrüder für unabdingbar gehalten,
deren Vorbildwirkung insbesondere am Bereich der Käuflichkeit zu illustrieren und anzu-
mahnen (ders., Briefe 2, Nr. 48, S. 58, Z. 23 - S. 59, Z. 29). Aus der Tatsache, dass er dieses Thema
für Kardinalbischof Bonifatius von Albano 1059/1060 detaillierter ausführte, ist wohl zu
schließen, dass dieses Thema offensichtlich einige Relevanz für den Eremiten besaß (ebd., Nr. 69,
S. 298-309).
249 Das Zitat bei Struve, Wende 1992, S. 336. Vgl. auch Tellenbach, Kirche 1988, S. F140E; R. Schieffer,
Latrones 1972. - Ein Beispiel möge genügen: Der Magdeburger Domherr Karl/Karlomann habe
1071 mit Unterstützung Heinrichs IV. den Konstanzer Bischofsstuhl usurpiert. Der Konstanzer
Klerus suchte Hilfe bei Papst Alexander II., der wiederum den Mainzer Erzbischof in die Pflicht
nahm (beide Briefe verloren). Vgl. dazu Bertholdi chronicon zu 1069-1071, S. 208-213 sowie die
Akten der Mainzer Synode 1071 mit Erwähnung der Briefe des Konstanzer Klerus an Alexander
II. und dessen Brief an den Mainzer Metropoliten (Udalrici Babenbergensis Codex 37, S. 71f.).
250 Vgl. Fliehe, Reforme 1924, S. 366 sowie die Berichte über Simonievorwürfe und -verfahren bei
Gresser, Synoden 2006 unter Alexander II. und Gregor VII.
 
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