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Lorke, Ariane; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Mitarb.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0197
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196

III Kommunikation über Kirchenreform zur Zeit Heinrichs III.

eben erwähnt, bat er einige Adressaten zudem um die Aufbewahrung seiner
Mitteilungen oder die Anfertigung von Abschriften.* * * 1111 Wollte Damiani sich
einer Person besonders empfehlen, legte er seinem Brief schließlich eines oder
mehrere seiner Werke als Geschenk bei. Denn nur auf diese Weise wäre es ihm als
Besitzlosen möglich, Geschenke zu machen.1112 Im Alter von etwa 50 Jahren
bestimmte er zwei Bischöfe seiner Region zu Zensoren seines literarischen
Werkes, doch starben beide vor Damiani.1113 Als er um 1064 schließlich in einem
seiner Briefe einen Fehler erkannte, nutzte Damiani die Gelegenheit, zwei Abte
sowie seinen Schüler Johannes von Lodi um Korrektur dieses Irrtums und zu-
gleich auch die Korrektur all dessen, was sie an Fehlern in seinen Werken fänden,
zu bitten.1114 Im Zusammenhang mit der erwähnten überregionalen Weiterlei-
tung seiner Briefe erweiterte diese „sekundäre Zirkulation" sein Korrespon-
denznetzwerk und erhöhte zugleich den internen Vemetzungsfaktor - die
damianische Reformkultur war zu einem Großteil epistolar vergesellschaftet.1115
Damianis Briefcorpus offenbart demzufolge ein zielgerichtetes, situations-
gerechtes, problembewusstes und aufwändiges Vorgehen beim Verfassen, Ver-
senden und Aufbewahren von Informationen, geboren aus einem klaren Be-
wusstsein für die Komplexität zunächst des Übermittlungsprozesses wie auch
der anschließenden längerfristigen Überlieferung. Ein überaus berechtigtes
Vorgehen, führt man sich die vergleichsweise kaum wahrnehmbare Überliefe-
rung sonstiger Briefe des Untersuchungszeitraumes vor Augen. Verfolgung
einer Strategie, Qualitätssicherung, dezentrale Backups, Zielgruppenorientie-
rung, Kundenpflege und Risikominimierung - Damiani offenbart sich nicht al-
lein als überdurchschnittlich engagierter, sondern auch erfolgreicher Manager
des Produkts „Reform" in der Mitte des 11. Jahrhunderts.

autorisierten Briefes an Erzbischof Anno von Köln rügten, diente ihm die Briefkopie als Un-
schuldsnachweis.); Nr. 109, S. 210. Ebenso können die augenscheinlich wörtlichen Zitate in Brief
36, S. 340 als Hinweise auf Kopien betrachtet werden.
1111 Petrus Damiani, Briefe 1, Nr. 12; Nr. 37, S. 347, Z. 15f„Queso autem utbreviculus iste non pereat, sed
in libro quolibet transcribatur, ut devotionis meae circa vos memoria conserveretur." Reindel, Briefe
1996, S. 147 meinte, wenn nicht direkt bei den Beauftragten, so müsse es doch außerhalb von
Fonte Avellana Sammlungen der damianischen Briefe gegeben haben, wie sie beispielsweise
Desiderius von Montecassino anlegen ließ. Doch enthält keine der bekannten Handschriften
sämtliche 180 Briefe, ganz abgesehen von den mindestens acht definitiv verlorenen Briefen (S.
149).
1112 Petrus Damiani, Briefe 1, Nr. 12, S. 141, Z. 12f.: „Ego itaque, quia munera terrena non habeo, des-
picabilia tibi opusculorum meorum dona transmitto Ders., Briefe 3, Nr. 108, S. 188f. „Quia
redeun tem te, venerabilis pater, a Man tuano conciliofinitimis iam audio partibus propinquare, congruum
iudicavi exenio litterarum tibi, quo videlicet dono potissimum delectaris, occurrere.“ Zum Thema
Freundschaftsbriefe und Geschenke vgL Signori, Geschenke 2011.
1113 Petrus Damiani, Briefe 2, Nr. 62.
1114 Ebd., Nr. 116. - Reindel, Briefe 1996, S. 148 vermutete, dass es sich einerseits um Abt Gebizo von
SS. Bonifacio et Alessio in Rom handelte, zum Anderen vielleicht um einen Tebald, dem Damiani
vor 1066 schrieb und der vielleicht als Einsiedler bei Vicenza lebte.
1115 In Anleitung an die Ausführungen von Kempe, Korrespondenzen 2004, S. 426f. zur Frühen
Neuzeit.
 
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