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Lorke, Ariane; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Contr.]; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0326
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VI.2 Kleriker

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übernahm, sondern fast ausnahmslos als Vikar in Rom blieb.1594 Infolgedessen
habe sich auch Damiani, trotz guter persönlicher Kontakte zu Alexander, immer
mehr aus dem römischen ,Reformerkreis' zurückgezogen.1595
VI.2.1.2 Clemens II., Bischof Suidger von Bamberg
Über den an der Halberstädter Domschule erzogenen, 1035 in die Hofkapelle
aufgenommenen und 1040 zum Bischof von Bamberg promovierten Suidger1596
liegen vergleichsweise wenige reformrelevante Nachrichten vor.1597 Bemer-
kenswert ist die Freundschaft zu Erzbischof Adalbert von Hamburg-Bremen,
dessen Herkunft aus sächsischem Adel er teilte und dessen Vorschlag eventuell
Suidgers Wahl zum Papst am Ende des Jahres 1046 ermöglichte.1598 Als konse-
kriertes Oberhaupt der katholischen Kirche versah er Heinrich III. und dessen
Frau Agnes noch am Folgetag mit der Kaiserwürde. Der mit den Ereignissen von
Sutri und Rom verbundene Aufbruchscharakter spiegelt sich in der Einbürge-
rung des bis heute üblichen Brauches, bei der Stuhlerhebung einen neuen, pro-

1594 T. Schmidt, Alexander II. 1977, S. 149: „Die Kardinäle treten nicht mehr als Gruppe im Umkreis
des Papstes auf, ihn beratend und beeinflussend, wie das bei den Päpsten nach Leo IX. zu
verzeichnen war, sondern einzeln und im Außendienst'." VgL auch ebd., S. 147, 153, 197.
1595 So ebd., S. 180: Damiani habe sich aufgrund eines rauheren Klimas seit 1061 immer länger aus
Rom zurückgezogen und seine bereits zuvor gestellte Bitte um Entlassung mit mehr Nachdruck
vorgetragen. Vgl. Petrus Damiani, Briefe 2, Nr. 57 und Nr. 72 von Ende 1059 bis Juli 1061; ebd.,
Nr. 75 von 1060; ders., Briefe 3, Nr. 96 aus der Fastenzeit 1063, Nr. 107 aus der Fastenzeit 1064,
ders., Briefe 4, Nr. 167 von 1069-1072. - Das persönliches Verhältnis zu Alexander II. kann in den
Anfangsjahren als freundschaftlich bezeichnet werden: Es sind insgesamt neun an den Papst
gerichtete Briefe erhalten, in denen er sich als Ratgeber Alexanders erweist und diesen ermahnt,
die Strenge des Gesetzes zu mildem. Beispielsweise bittet er um Korrektur der Exkommuni-
kationspraxis bei Simonisten, dass nämlich von Simonisten gratis ordinierte Kleriker der mi-
sericordia wegen anzuerkennen seien. Diese Korrektur sei schon auf der Lateransynode von 1060
approbiert, aber anschließend nicht befolgt worden. Vgl. dazu ebd., Nr. 164 vom August 1069; T.
Schmidt, Alexander II. 1977, S. 183. Für den hier gewählten Betrachtungszeitraum bis ein-
schließlich 1064 sind fünf Schreiben relevant, von denen sich drei mit Reformthemen befassen
(Petrus Damiani, Briefe 3, Nr. 96, 98, 107). 1063 übernahm Damiani eine Legation in clunia-
zensischen Angelegenheiten nach Burgund. 1063 und 1064 nahm er zwar nicht an der Oster-
synode teil, traf sich aber nach der Synode von Mantua mit Alexander. Vgl. dazu Schmidt,
S. 181f. - Eine tiefgehende Entfremdung zwischen Eremit und Papst setzte erst später ein, weil
Damiani sich nicht geschätzt fühlte und ihm Unrecht widerfahren sei. Sein letztes Schreiben
enthält drohende Andeutungen: Damiani habe bislang ein bedeutsames Geheimnis Alexanders
verschwiegen, könnte sich nun aber gezwungen sehen, dieses zu enthüllen. Vgl. Petrus Damiani,
Briefe 4, Nr. 167; Schmidt, S. 187f.
1596 Zu ihm vgl. Gresser, Clemens II. 2007; Laqua, Clemente 2000; Mittermaier, Päpste 1991, S. 74-85;
G. Frech, Päpste 1991, S. 307-309; Finckenstein, Bischof 1989, S. 165-167; Beumann, Reformpäpste
1977, S. 21-37; W. Goez, Papa 1970; Kehr, Kapitel 1931, S. 50-52; Guggenberger, Päpste 1916, S. 29-
37.
1597 Vgl. Annalista Saxo zum Jahr 1040, S. 684f.
1598 Fleckenstein, Hofkapelle 21966, S. 256; s. unten Abschnitt VI.2.2.2. Wolter, Synoden 1988, S. 398,
Anm. 293 meinte, die Kritik an der Wahl liege in außerrömischer Herkunft des Papstes und
geringer Beteiligung der römischen Laien begründet, was den Berichten Bonizos und den
Cassinenser Quellen entspreche.
 
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