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Lorke, Ariane; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0336
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VI.2 Kleriker

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gleichen, da vergleichsweise wenige Klosterprivilegien überliefert sind.1674 Wie
seine Vorgänger Leo und Clemens führte der den Namen Viktor II. annehmende
Papst in den zwei Jahren seines Pontifikates den Kampf gegen Ämter kauf und
Priesterehe fort, indem er beispielsweise Anfang Juni 1055 eine große Synode mit
Heinrich III. abhielt, auf der Reformthemen zur Sprache kamen.1675 Im Gegensatz
zu Leo, der auf persönliche Anwesenheit setzte, nutzte Viktor als erster der
Reformpäpste das Legatenwesen intensiver, um die Reformanliegen in Frank-
reich durchzusetzen.1676 Personell änderte sich an der durch Leo konstituierten
römischen Berater- und Mitarbeitergruppe einzig, dass Friedrich von Lothringen
sie aufgrund der politischen Haltung seines Bruders Gottfried verließ.1677 Viktor
ist mehrfach und längere Zeit im Umfeld Heinrichs III. nachzuweisen, so auch,
als dieser im Oktober 1056 in der Pfalz Bodfeld unerwartet starb.1678 Kraft
päpstlicher Autorität sowie in seiner Funktion als Eichstätter Oberhirte setzte
Viktor die Nachfolgesicherung des noch unmündigen Heinrichs IV. durch, um
die ihn der sterbende Kaiser gebeten hatte.1679 Zudem befriedete er Niederloth-
ringen, Bayern und Kärnten, so dass er „als Stütze der Reichsregierung" in diesen
Tagen gelten kann.1680 Nach Italien zurückgekehrt, hielt er Synoden im Lateran
und in Arezzo ab, 1681 wo er im Juni 1057 starb.

Gebhard in Vorschlag brachte, ob die Gesandtschaft oder Heinrich, ist unklar. Jedenfalls habe
sich der Kandidat gegen seine Erhebung gewehrt, bis der Kaiser zusicherte, der römischen
Kirche entfremdetes Kirchengut zurückzuerstatten. Vgl. Tellenbach, Libertas 1936, S. 128f., 222f.;
Kehr, Kapitel 1931, S. 57f.; Steindorff, Jahrbücher 2 1881, S. 285, 292-294.
1674 Viktor II. scheint in seinen drei Amtsjahren nur 16 Urkunden für Klöster ausgestellt zu haben,
woraus auf eine geringe Liebe zum Mönchtum geschlossen wurde. Vgl. W. Goez, Reform-
papsttum 1973, S. 219 mit Anm. 83f. u. S. 232; Dresdner, Sittengeschichte 1890, S. 133.
1675 Unter Vorsitz Viktors fasste man einen Beschluss gegen die Veräußerung von Kirchengut, ver-
urteilte mehrere Bischöfe wegen Simonie und setzte schließlich Bischof Cadalus von Parma aus
unbekannten Gründen ab. Da Letzterer einen der wichtigsten Vertrauten Heinrichs III. in
Oberitalien darstellte, schloss Wolter, Synoden 1988, S. 420-422 auf keinen bestimmenden Ein-
fluss Heinrichs auf die Themen und den Verhandlungsgang der Synode. Es sei „im Grunde ein
päpstliches Konzil, welches durch die Anwesenheit des Kaisers zweifellos größeres Gewicht,
aber offenbar keine entscheidenden Impulse erhielt", so Wolter, S. 422.
1676 S. oben S. 165.
1677 W. Goez, Kirchenreform 2008, S. 100.
1678 Er begleitete Heinrich 1046 nach Rom und nahm an den dortigen Synoden teil; Ostern 1048
verbrachte er am Kaiserhof in Regensburg; 1049 besuchte er die Mainzer Synode; nach dem
Antritt seines Pontifikats findet man ihn mehrere Monate mit dem Kaiser in Florenz. Vgl. Wolter,
Synoden 1988, S. 375, 383, 395, 410; Kehr, Kapitel 1931, S. 57-59.
1679 Viktor hatte bereits 1053 den Schutz des unmündigen Thronfolgers als Bischof von Eichstätt
übernommen, nachdem der junge Kaisersohn mit der bayerischen Herzogswürde bekleidet
worden war, vgl. Beumann, Reformpäpste 1977, S. 35; Hugelmann, Einfluß 1906; Steindorff,
Jahrbücher 2 1881, S. 232.
1680 Vgl. Boshof, Königtum 1993, S. 43.
1681 Vgl. Gresser, Synoden 2006, S. 32f. Die Verhandlungsgegenstände sind unklar.
 
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