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Lorke, Ariane; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0339
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338

VI Kirchenreformer in der Mitte des 11. Jahrhunderts

1055.1699 Missionspolitisch stark nach Norden ausgreifend, plante Adalbert
vielleicht die Errichtung eines Patriarchats, in dessen Kontext die Errichtung
zweier Bistümer fällt,1700 doch ernannte Leo IX. ihn „nur" zum päpstlichen Le-
gaten und 1053 zum Apostolischen Vikar für den Norden.1701 Nach dem Tode
Heinrichs III. zusammen mit Anno von Köln mit der Vormundschaft für Hein-
rich IV. beauftragt, gelang es Adalbert jedoch nicht, sich gegen die übrigen
Großen des Reiches zu behaupten, so dass sein politischer Einfluss stark zu-
rückging.1702
VI.2.2.3 Adelmann von Lüttich, Bischof von Brescia
Der Wallone Adelmann genoss seine Ausbildung zwischen 1025 und 1028 noch
unter Fulbert in Chartres.1703 Auf Wunsch Bischof Reginards nach Lüttich zu-
rückgekehrt,1704 verfasste er ein Gedicht, das als Rhythmus bekannt ist. Es enthält
den Vers „Nun sic o! nunc dominante virtuti pecunia“, welcher von der älteren
Forschung als Vorwurf eines simonistischen Amtserwerbs des regierenden Bi-
schofs Reginard interpretiert wurde. Seit Silvestre geht man jedoch von einem
allgemeinen Rekurs auf die Verhältnisse der Zeit aus.1705 Adelmann übernahm
von etwa 1030 bis 1044 das Amt des magister scholarum am Lütticher Lambertstift
und sei dadurch, so Ziezulewicz, in Kontakt mit Wazo von Lüttich und Friedrich
von Lothringen gekommen. Welcher Art dieser Kontakt zu seinem Amtsvor-
gänger Wazo oder dem Kanonikus Friedrich war, lässt Ziezulewicz indes of-
fen.1706 Ebenso vage bleibt dessen in Behauptung übergehende Vermutung,
Adelmann könnte zu den möglichen Verfassern des Traktates De ordinando
pontifice zu rechnen sein.1707 Dafür schließt er aus einem Brief (vermutlich)
Adelmanns an Erzbischof Hermann von Köln: „nous pouvons deduire ä partir
d'autres preuves qu'Hermann etait un membre important du cercle de refor-
mateurs de Leon IX."1708 Diese,übrigen Beweise' - ein Aufenthalt des Papstes in
Köln sowie die Ernennung Hermanns zum päpstlichen Kanzler - reichen m. E.

1699 Nach Kluger, Ordnung 2007, besonders S. 302 könnten Zwölfbistumsplan und Patriarchat im
engen Umkreis Adalberts als Ausweg erdacht und von Adam von Bremen niedergeschrieben
worden sein, um der kirchenpolitischen Entwicklung im Norden entgegenzuwirken. Weder in
Rom noch bei Sven Estridsson oder Heinrich IV. finde sich ein Widerhall.
1700 Zum so genannten Zwölfbistumsplan vgl. zusammenfassend Johanek, Erzbischöfe 1991, S. 106-
109 sowie grundlegend Fuhrmann, Studien 1955, S. 120-183.
1701 Vgl. JL 4290 und dazu Kehr, Privileg 2005.
1702 Vgl. Glaeske, Erzbischöfe 1962, S. 64-77, besonders S. 64.
1703 Zu ihm vgl. Ziezulewicz, Deplacements 2006, S. 464; Zumhagen, Konflikte 2002, S. 138-141;
Ziezulewicz, Law 1996, S. 41,47; Silvestre, Notice 1961; Schwartz, Besetzung 1913, S. 107. - Zur
Ausbildung in Chartres, wo er zusammen mit Berengar von Tours, dem späteren Abt Albert von
Marmoutier sowie Olbert von Gembloux studierte vgl. Ziezulewicz, School 1991, S. 396.
1704 Vgl. Ziezulewicz, School 1991, S. 396, Anm. 60.
1705 Vgl. Silvestre, Notice 1961, S. 859f.
1706 Ziezulewicz, Deplacements 2006, S. 461.
1707 Noch reine Vermutung bei Ziezulewicz, School 1991, S. 397-401; bereits als Behauptung bei ders.,
Law 1996, S. 41.
1708 Ziezulewicz, Deplacements 2006, S. 461.
 
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