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Lorke, Ariane; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Contr.]; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0340
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VI.2 Kleriker

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nicht aus, den Erzbischof zu einem Mitglied des ,Reformzirkels' Leos zu er-
nennen. Möglicherweise übte Adelmann auch in Speyer das Amt eines scholas-
ticus aus, bevor er spätestens im Frühjahr 1059 zum Bischof von Brescia erhoben
wurde.1709 Als solcher war er zur Lateransynode im April 1059 eingeladen, doch
vermisst man unter dem so genannten Papstwahldekret seine Unterschrift.1710
Als einziger der lombardischen Bischöfe verkündete Adelmann jedoch in seiner
Diözese die Bestimmungen der römischen Synode vom April 1059, welche den
Kirchenbann über Simonisten und Nikolaiten verhängten. Im Zorn darüber
sollen ihn Mitglieder seines Brescianer Klerus massiv misshandelt haben.1711
Infolgedessen nahm das Ansehen der Brescianer Patarener einen breiten Auf-
schwung, weil diese die mangelnde Durchsetzungsfähigkeit des Bischofs für
ihre Agitation zu nutzen verstanden.1712 Im Februar darauf starb Adelmann,
vermutlich an den Spätfolgen dieser Ereignisse.1713 Mit seinem Nachfolger habe
eine Reihe „romfeindlicher" Bischöfe begonnen.1714
VI.2.2.4 Airard, Bischof von Nantes und Abt von S. Paolo fuori le mura
Über die Herkunft Airards1715, sein Doppelamt als „cardinalis ecclesie Sancti Pauli
et ejusdem monasterii abbas" sowie sein Wirken bis 1050 und nach 1051 liegen
kaum Nachrichten vor.1716 Es ist lediglich bekannt, dass Hildebrand unter seinem
Abbatiat als oeconomus rector von S. Paolo fuori le mura fungierte; über ihr Ver-
hältnis können nur Vermutungen angestellt werden.1717 Airard trat 1050 auf
Wunsch Papst Leos IX. die Nachfolge des wegen Simonie 1049 enthobenen Bi-
schofs Pudicus von Nantes an.1718 Seine Urkunde für das Kloster Marmoutier1719

1709 Bonizonis über ad amicum VI, S. 593, Z. 40 - S. 594, Z. 3 zählt ihn zu den lombardischen
Bischöfen, welche die römische Ostersynode im April 1059 besuchten.
1710 Gresser, Synoden 2006, S. 42, Anm. 20.
1711 Bonizonis liber ad amicum VI, S. 594, Z. 16-19 berichtet über seinen Tod: „Concilio igitur rite
celebrato episcopi Longobardi domum remeantes, cum magna a concubinatis sacerdotibus et levitis acc-
epissent pecunias, decreta pape celaverunt preter unum, Brixiensem scilicet episcopum; qui veniens
Brixiam, cum decreta pape publice recitasset, a clericis verberatus, fere occisus est.“ Vgl. Zumhagen,
Konflikte 2002, S. 138.
1712 So Zumhagen, Konflikte 2002, S. 138.
1713 Ann. Altahenses zu 1061, S. 59.
1714 Zumhagen, Konflikte 2002, S. 138; Schwartz, Besetzung 1913, S. 107f.
1715 Zu ihm vgl. Gresser, Synoden 2006, S. 24; Parisse, Entourage 2006, S. 446f.; Ziezulewicz, Law
1996, S. 38f.; ders., Sources 1996; Hüls, Kardinäle 1977, S. 212f.; Guillotel, Pratique 1974. -
Obwohl Airards Reformtätigkeit vor allem im westfranzösischen Raum lag, nehmen wir ihn
aufgrund seiner Kontakte zu Leo IX., Humbert und Hildebrand sowie seiner Legatentätigkeit
auf.
1716 Das Zitat aus der bei Guillotel, Pratique 1974, S. 33-40 edierten Urkunde Airards für das Kloster
Marmoutier vom 1. November 1050. Zur Herkunft vgl. ebd., S. 7.
1717 Nach ebd., S. 9f. sei es unklar, ob Hildebrand seinen Abt Airard überflügelte, oder Airard
Hildebrand als optimalen Stellvertreter nutzte, um sich spätestens ab dem 1. November 1050 um
sein Bistum Nantes kümmern zu können.
1718 Pudicus wurde auf der Reimser Synode 1049 abgesetzt, s. oben Anm. 236. Airards Erhebung
erfolgte nach der Lateransynode Ende April 1050 (dort nur Abt von S. Paolo, vgl. Collectio 19, Sp.
769D) und vor dem 1. November 1050 (erstmals als Bischof).
 
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