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Lorke, Ariane; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Contr.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0341
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VI Kirchenreformer in der Mitte des 11. Jahrhunderts

zeigt Airard als Unterstützer laikaler Güterrestitutionen und Verkünder der
diesbezüglichen Beschlüsse der Lateransynode von 1050.1719 1720 Dies fiel bei einigen
Laien auf fruchtbaren Boden.1721 Einen Beschwerdebrief von Klerus, Graf und
Volk von Nantes an Leo IX. über den fremden, ihnen aufgezwungenen Airard
sah Ziezulewicz mit Recht im Zusammenhang mit der Durchsetzung gräflicher
Rechte über den Nanter Bischofssitz.1722 In diesem Kontext trat Airards Nach-
folger Quiriac, Bruder des Grafen Hoel von Nantes, bereits am 23. Mai 1059 in
offizieller Form als Vertreter der Diözese auf, während Airard die Lateransynode
besuchte.1723 Quiriac hob das Engagement seines Vorgängers gegen laikale Ein-
flussnahme auf genuin kirchliche Angelegenheiten explizit hervor.1724 Noch am
15. September 1060 urkundete Airard als päpstlicher Legat zusammen mit
Humbert von Silva Candida und Petrus von Gubbio für Farfa.1725 Sein Tod wird
in das Jahr 1061 datiert.1726

1719 Ziezulewicz, Sources 1996, S. 434-436.
1720 Vgl. ebd., S. 436f.: „Thus, the core of Airard's reform consisted of achieving the restoration to the
Church of ecclesiastical property in the possession of laymen." Vgl. auch Guillotel, Pratique
1974, S. 14f. - Die Beschlüsse dieser Synode, von denen Airard (s. oben Anm. 1715) spricht, sind
allerdings nur indirekt zu erschließen, vgl. zur Restitution des Kirchenzehnten Gresser, Synoden
2006, S. 14 mit Anm. 29. - Zu Airards Verhältnis zu Marmoutier und insbesondere Abt Albert
vgl. Ziezulewicz, Sources 1996, S. 442f.
1721 Die in Anm. 1715 zitierte Urkunde nennt aus der Menge der aus Angst vor Exkommunikation
Bekehrten einen Roaldus, der all seine kirchlichen Besitztümer und Einkünfte dem Bischof zur
freien Verfügung übertragen habe. Airard habe diese St. Martin sowie den Mönchen von Mar-
moutier übertragen. - Die Urkunde Nr. 916 im Cartular von St-Aubin in Angers verrät, dass ein
miles Simon schon vor Airards Episkopat die Hälfte seines Zehntanteils der Kirche St-Opportune
den Mönchen von St-Aubin übertragen hätte. Airard aber habe Simon wegen der zurückbe-
haltenen zweiten Hälfte des Zehnten gerügt und auf die Strafe der Exkommunikation verwie-
sen, woraufhin Simon auch diesen Teil herausgegeben habe. Vgl. Ziezulewicz, Sources 1996, S.
437f.
1722 Ebd., S. 434, 444; Guillotel, Pratique 1974, S. 16, Anm. 28 mit Auszügen aus dem Brief und der
Datierung auf 1054 auf S. 16f. Parisse, Entourage 2006, S. 447 wies zu Recht darauf hin, dass
Ariard und Udo von Toul (zu ihm s. unten Abschnitt VI.2.2.32) die einzigen bekannten Bischöfe
sind, deren Promotion Leo bestimmte und deren Umsetzung allein noch der Zustimmung von
Klerus und Volk bedurfte. Daher darf in diesen Fällen ein besonders positives Verhältnis zu Leo
unterstellt werden, auch wenn die Ursachen dessen nicht zu ergründen sind.
1723 Airard in Rom Ende April: Collectio 19, Sp. 918D. Quiriac wird anlässlich der Weihe Philipps I.
von Frankreich als „Quiriaco Namnetensi" bezeichnet (Collectio 19, Sp. 923D, vgl. Guillotel,
Pratique 1974, S. 17). Dass Airard infolge des Beschwerdebriefes aber tatsächlich aus Nantes
vertrieben wurde, wie Ziezulewicz, Law 1996, S. 38f. annahm, entbehrt jeglicher Grundlage und
ist reine Vermutung. - Zu Quiriac, der Airards Restitutionspolitik trotz der schwierigen
Amtsnachfolge fortsetzte, vgl. Ziezulewicz, S. 39f. Quiriac erscheint aufgrund seines Wir-
kungsbereiches, der ausschließlich im Nantais lag, nicht im Personenkatalog.
1724 Quiriac in einer Urkunde von 1064 für Ronceray, vgl. Ziezulewicz, Sources 1996, S. 438, Anm. 30.
1725 Ebd., S. 433f., Anm. 10. Vgl. Antiquitates Italicae, Sp. 1039-1044, hier Sp. 1044.
1726 Vgl. Guillotel, Pratique 1974, S. 17f.
 
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