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Lorke, Ariane; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Contr.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0366
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VI.2 Kleriker

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VI.2.2.25 Raimbald von Raillanne, Erzbischof von Arles
Als Kind dem Kloster St-Victor übergeben, stieg Raimbald1930 als Sohn einer reich
begüterten provenzalischen Vasallenfamilie kurz vor dem Jahr 1030 zum Ko-
adjutor des Erzbischofs Pontius von Arles auf.1931 Nach dessen baldigem Tod
erlangte Raimbald dessen Amt und erlebte in den folgenden Jahren die Unsi-
cherheiten in Burgund, welche aus der 1033 infolge eines Erbvertrages erfolgten
Krönung des Saliers Konradzum Burgunderkönig resultierten und die Arier
Kirchenprovinz zu einem Teil der Reichskirche werden ließen.19321032 und 1043
dotierte er sein Kathedralkapitel, das diese Güter gemeinschaftlich besitzen und
deren Einkünfte für den eigenen Gebrauch verwenden sollte.1933 Die Zahl der
Kanoniker weise nach Poly auf die Apostelzahl zwölf hin, so dass eine ur-
kirchliche Reform anzunehmen ist.1934 Im Jahr 1041 restituierte er ein Kloster an
die Gemeinschaft von St-Victor in Marseille aus Einsicht in die Notwendigkeit
der Rückführung laikal verwalteter Güter in kirchliche Verwaltung.1935 Raimbald
gehörte außerdem zu den Verfassern des Gottesfriedensaufrufes an die italischen
Bischöfe1936 und bestimmte wohl 1042 auf einer Kirchen Versammlung in St-
Gilles, der Erzbischof Leodegar von Vienne beiwohnte, dass Rittern für fast zwei
Monate das Waffentragen untersagt sei und legte die Unverletzbarkeit der Kir-
chen fest.1937 Er besuchte vier Jahre später die Synode von Pavia und nahm mit
großer Wahrscheinlichkeit an der Kaiserkrönung Heinrichs und seiner Frau
Agnes in Rom teil.1938 Die Auszeichnung der Arier Kirche durch Papst Johannes
XIII. um 970 als erste Kirche nach Rom, setzte Raimbald zumindest für die
Provence in der Mitte seines Episkopats eindrücklich durch die Unterordnung
zahlreicher Bischöfe und Erzbischöfe um.1939 Am 13. September 1056 berief er
gemeinsam mit Erzbischof Pontius von Aix als päpstlicher Legat ein Konzil in
Toulouse ein. Als Einheimische sollten sie den von ihnen verkündeten antisi-
monistischen und antinikolaitischen Beschlüssen offensichtlich mehr Nachdruck
verleihen, als es einem ortsfremden Legaten möglich gewesen wäre, vermutete

1930 Zu ihm vgL van Wijnendaele, Silences 2005, S. 323; Vones-Liebenstein, Debüts 1991, S. 1 If.; Poly,
Provence 1976, Registers. 411; Amargier, Raimbaud 1969; H. Hoffmann, Gottesfriede 1964, S. 82,
85; Th. Schieffer, Legaten 1935, S. 58f.
1931 Zur Familie de Reillane vgL Amargier, Raimbaud 1969.
1932 Poly, Provence 1976, S. 66; Amargier, Raimbaud 1969, S. 40. Er amtierte von 1030 bis 1068.
1933 Gallia christiana novissima III, Nr. 336, 369, 407.
1934 Poly, Provence 1976, S. 189, Anm. 112; vgl. die Liste der Kanoniker: Gallia christiana novissima
III, Nr. 363, Sp. 155f.
1935 Vgl. Poly, Provence 1976, S. 193f. Das Kloster S. Honorat et S. Genies-des-Alyscamps war im
Laufe der Zeit den Vicomtes von Marseille unterstellt worden. Raimbald wollte, dass es „re-
formari in priorem statum" und erlangte dazu die Zustimmung der Grafenfamilie (Gallia chris-
tiana novissima III, Nr. 363).
1936 S. oben S. 48 und vgl. Poly, Provence 1976, S. 188.
1937 S. oben Anm. 1901.
1938 Amargier, Raimbaud 1969, S. 41; H. Hoffmann, Gottesfriede 1964, S. 82.
1939 Poly, Provence 1976, S. 255-257; Amargier, Raimbaud 1969, S. 43. Mehrfach nannte er sich später
Vikar der Römischen Kirche (vgl. ebd.).
 
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