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Lorke, Ariane; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Contr.]; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0368
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VI.2 Kleriker

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beantwortet wurde.1949 Auch die Reform der Kollegiatskirche S. Fedele in Como,
deren Vermögensverhältnisse Rainald 1063 so ordnete, dass Güter an das Stift
restituiert werden sollten, damit die Hauptpriester aus deren Einkünften ge-
meinschaftlich leben könnten, offenbart Reformtendenzen des Bischofs.1950 Goez
betonte allerdings, Rainalds Handlungen hätten vor allem eine Stärkung der
kirchlichen Amtsgewalt beabsichtigt, während er allzu moderne und umstürz-
lerische Ansichten abgelehnt hätte.1951 Immerhin waren Rainald und Kunibert
von Turin aber die ersten der ansonsten renitenten lombardischen Bischöfe, die
Alexander II. im Schisma gegen Honorius (II.) zur Seite standen.1952 Wohl als
Dank für diese Unterstützung könnte das milde Urteil Alexanders interpretiert
werden, den Comenser Bischof trotz einer bereits ergangenen päpstlichen Er-
mahnung auf der Synode von Mantua 1064, Rainald hinsichtlich der fortgesetzt
erhobenen jährlichen Zahlung für das Chrisma nicht zu verurteilen, sondern
diesen seine Schuld und Buße selbst erwägen zu lassen.1953 Ob der Kontakt zur
Kaiserin Agnes und dem Eremiten Damiani wirklich eine Wendung hin zu Re-
formideen bewirkt habe, wie Zerbi postulierte, ist fraglich, da über das Denken
und Handeln Rainalds vor 1063 keine Informationen erhalten sind.1954
VI.2.2.27 Richard, Bischof von Verdun
Als 1039 der Verduner Bischofsstuhl vakant wurde, trug Heinrich diesen dem
Abt Richard von St-Vanne an, welcher jedoch, wie schon Odilo von Cluny und
Poppo von Stablo, ablehnte.1955 Als Ersatz brachte Richard sein Taufkind, den
ebenfalls Richard1956 benannten Sohn Graf Hildrads von Grand-Pre, in Vor-
schlag. Der junge Richard hatte seine Ausbildung zunächst in Cluny, dann in St-

1949 Epistolae ineditae, Nr. 77, S. 42.
1950 Rainalds Urkunde hierüber umfasst Unterschriften von sieben Geistlichen sowie 13 Laien. Zum
Sachverhalt vgL W. Goez, Rainald 1974, S. 482f.; Carte di S. Fedele, Nr. 5, S. 21-23 und s. oben
S. 174.
1951 W. Goez, Rainald 1974, S. 483. Der Aufenthalt des Mailänder Diakons und Patariaführers Ariald
in Como zur Befriedung einer Auseinandersetzung im dortigen Klerus (Andrea di Strumi, Vita s.
Arialdi, S. 1074f.) wurde von Zerbi, Vescovo 1993, S. 258f. in die Amtszeit von Rainalds Vor-
gänger Benno datiert.
1952 W. Goez, Rainald 1974, S. 478.
1953 Schon auf der römischen Synode 1059 war diese Zahlungserhebung explizit als Simonie ver-
boten worden: MGH Conc. 8, S. 405f. W. Goez, Rainald 1974, S. 484 meinte, dies „wird man als
einen Akt der Schonung eines bewährten Mitarbeiters ansehen müssen". Der diesbezügliche
Brief Alexanders in den Epistolae ineditae, Nr. 94, S. 47, vgl. Gresser, Synoden 2006, S. 76; zur
wirtschaftlichen Lage des Bistums als Ursache der Zahlungen Schmale, Synoden 1979, S. 320. -
Ähnlich verlief der Fall Bischofs Lanfrancs von Chiusi, der 1068 von seinem Klerus wegen der
Chrisma-Steuer angeklagt wurde und ebenfalls eine konziliante Behandlung durch Alexander
genoss (vgl. Gresser, S. 91). Allerdings wissen wir nicht, ob auch hier anderweitige Beziehungen
zu diesem positiven Urteil führten.
1954 S. oben Anm. 1507.
1955 Vgl. Sackur, Cluniacenser 2 1965, S. 256; Dauphin, Richard 1946, S. 144. Zu Odilo s. unten
Abschnitt VI.3.7, zu Poppo VI.3.8.
1956 Zu ihm vgl. Fleckenstein, Hofkapelle 21966, S. 289f.; Sackur, Cluniacenser 21965, S. 256,275,297,
343; Dauphin, Richard 1946, S. 123, 144, 315-319 u. ö.
 
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