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Lorke, Ariane; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Contr.]; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0370
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VI.2 Kleriker

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Grußformel als fratribus, so dass wir in ihnen Geistliche, vermutlich in Mailand
selbst tätig, zu sehen haben.1969 Das Schreiben richtet sich außerdem an Ariald
und Erlembald, die als Anführer der Mailänder Pataria aus anderen Quellen
bekannt sind.1970 Damiani erwähnt ihre frühere Zusammenarbeit im Kampf
gegen den Nikolaitismus, der zunächst ausgerottet schien, inzwischen jedoch
wieder Fuß gefasst habe. Diese Zusammenarbeit könnte mit der Legation
Damianis 1059/1060 in Mailand in Zusammenhang stehen.1971 In ihrem Zwei-
Fronten-Kampf gegen Nikolaitismus und Simonie sollen die Adressaten den
Mut nicht verlieren und weiter tapfer gegen diese Missstände einschreiten.1972
VI.2.2.29 Stephan, römischer Kardinal und Kardinalpriester von S. Grisogono
Den bis dahin vermutlich in Cluny dienenden Mönch Stephan1973 nahm Papst
Leo aus seiner Heimat Burgund mit nach Rom1974. Wiewohl über Stephans
Wirken bis 1057 wenig bekannt ist, kann nach seiner Übernahme des Kardi-
nalpriesteramtes1975 von S. Grisogono in Rom, ein Aufenthalt an Ostern 1058 in
Montecassino sowie mehrere Legationsreisen nach Mailand, Deutschland und
Frankreich (ab 1060 als römischer Kardinal) eine Reformtätigkeit bereits unter
Leo IX. zumindest vermutet werden.1976 Als Legat wandte er sich beispielsweise
im Auftrag Nikolaus' II. wohl nicht nur brieflich an Erzbischof Johannes von Dol
in der Bretagne, um diesen für die kommende Ostersynode zum Papst nach Rom
oder zur geplanten gallischen Synode Stephans in Tours vorzuladen.1977 Nach-
dem schon Leo IX. die Abspaltung der Doler Kirche von der Kirchenprovinz
Tours hatte verhindern wollen und gescheitert war, bezweifelte Schieffer auch
den Erfolg dieses Versuches um 1059/1060.1978 Auf den von ihm einberufenen
und geleiteten Konzilien in Vienne und Tours verkündete Stephan kurze Zeit
später, dass kein Kleriker ein Kirchenamt gegen Geld oder auf andere unkano-
nische Weise erlangen dürfe; Klerikern und benachbarten Bischöfen stehe fortan

1969 Petrus Damiani, Briefe 3, Nr. 129, S. 431-434. Der Zusammenhang zu Mailand ergibt sich aus den
übrigen Adressaten Ariald und Erlembald.
1970 S. oben Abschnitt VI.2.2.5 zu Ariald und VI.1.6 zu Erlembald sowie generell oben II.2.9.
1971 Petrus Damiani, Briefe 3, Nr. 129, S. 432, Z. If. - Zur Legation s. oben S. 102.
1972 Petrus Damiani, Briefe 3, Nr. 129, S. 432, Z. 20f.
1973 Zu ihm vgL Hüls, Kardinäle 1977, S. 169f.; T. Schmidt, Alexander II. 1977, besonders S. 108-111
und Register S. 261; Somerville, Cardinal 1977; H. Hoffmann, Cluny 1963, S. 200 mit Anm. 149.
1974 Bonizonis über ad admicum, S. 588, Z. 20.
1975 Entgegen Hüls, Kardinäle 1977, S. 169f. und T. Schmidt, Alexander II. 1977, S. 108-111 sah
Schilling, Bemerkungen 2009, S. 291 in Stephan jüngst einen Kardinaldiakon und keinen Kar-
dinalpriester.
1976 Ein Gegenbeweis bedürfte sehr überzeugender Argumente, zumal ihn Hüls, Kardinäle 1977, S.
264 als einen Repräsentanten der „Reformparteihochburg" Trastevere bezeichnete. Die Nach-
weise der Aufenthalte, Legationen und Urkunden Stephans ebd., S. 169f. (als Kardinal 1060:
Collectio 19, Sp. 928D). Zur Legation 1067 nach Frankreich, auf der sich Stephan eventuell mit
Simonievorwürfen gegen Erzbischof Radulf von Tours beschäftigte, vgL auch Th. Schieffer,
Legaten 1935, S. 76-79, besonders S. 78, Anm. 20.
1977 Collectio 19, Sp. 928D-930A.
1978 Th. Schieffer, Legaten 1935, S. 61. S. auch oben S. 167.
 
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