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Lorke, Ariane; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Mitarb.]; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0372
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VI.2 Kleriker

371

Nähe zu oder ähnliche Interessenlage mit Archidiakon Hildebrand schließen.
Stephan starb an einem 11. Februar zwischen 1068 und 1072.1984
VI.2.2.30 Tedald, Bischof von Arezzo
Tedald (auch Theodald)1985 wurde als Sohn Tedalds von Canossa, des Grafen von
Brescia, geboren und war der jüngere Bruder des späteren Markgrafen Bonifaz
von Tuszien. Bald nach seiner zwischen August 1022 und Mai 1023 erfolgten
Erhebung zum Bischof von Arezzo unterstützte er die Gründung der Eremitei
von Camaldoli durch Romuald, indem er Rodeland des Bistums zur Verfügung
stellte und kurz vor Romualds Tod 1027 den dortigen Altar weihte.1986 Im Jahre
1033 garantierte er zwar - wohl unter Mitwirkung Guidos von Arezzo1987 - den
Bestand der Gründung als bischöfliches Eigenkloster, doch „Versuche Cam-
aldolis, sich aus dieser Bindung zu lösen, mißlangen."1988 Welcher Art die
„Nachlässigkeiten" waren, die Tedald zur Übertragung der Kirche S. Clemente
an das Kloster Prataglia bewegten, bleibt offen.1989 Durch sein vorbildliches as-
ketisches Leben soll Tedald versucht haben, die seit Generationen im Aretiner
Klerus bestehende und auch durch die 1009 erfolgte Gründung einer Kanoni-
kergemeinschaft nicht abzustellende nikolaitische Lebensweise des Klerus zu
beenden.1990 Wenngleich die Beschreibung von Tedalds Engagement der Feder
eines Hagiographen entfloss, muss dem doch ein wahrer Kem zugrundegelegen
haben. Hätte sonst der Musiktheoretiker und Kritiker der simonistischen Ver-
hältnisse in der Mailänder Kirche, Guido von Arezzo, nach seinem nicht näher zu
datierenden Auszug aus dem Kloster Pomposa seine neue Heimat in dem von
Priestersöhnen bevölkerten Arezzo gefunden?1991 Guido widmete dem Bischof
um 1030 sein musiktheoretisches Hauptwerk, den Micrologus, und übernahm die
Ausbildung der Chorknaben.1992 Tedald könnte im Übrigen bei der Wahl Hein-

1984 Vgl. T. Schmidt, Alexander II. 1977, S. 110, Anm. 215.
1985 Zu ihm vgl. Rusconi, Opere, 2005, Register S. 184; Samaritani, Contributi 2000, S. 112f., 117-119,
123; Miccoli, Aspetti 1999, S. 62f.; E. Goez, Beatrix 1995, S. 115f.; Rossetti, Origine 1977, S. 66-70;
Tabacco, Canoniche 1962, S. 246f.; Schwartz, Besetzung 1913, S. 200f.
1986 Zur Erhebung vgl. Schwartz, Besetzung 1913, S. 200. Zur Gründung Camaldolis zwischen 1023
und 1026 vgl. Tabacco, Data 1962, zur Unterstützung generell Rusconi, Opere 2005, S. XXXIV.
1987 Zu ihm s. unten Abschnitt VI.3.2.
1988 Rusconi, Opere 2005, S. XXXIV: „Quasi certamente e Guido a promuovere e dettare l'atto di
donazione delle decime dei mercanti aretini, emesso da Teodaldo in favore di Camaldoli il 20
maggio 1033, e in lui sarebbe da identificare l'ultimo sottoscrittore, come e stato piü volte
suggerito." - Das Zitat bei Kurze, Camaldoli 1983, Sp. 1406.
1989 Vgl. Miccoli, Aspetti 1999, S. 62f. mit Verweis auf die mir unzugängliche Edition der Quellen
Arezzos: Documenti di Arezzo 1, Nr. 148, S. 211.
1990 Die Historia custodum Aretinorum 2, S. 1073, Z. 11-13 und 3-5, S. 1475f. berichten von ganzen
Priestergenerationen und der Aufteilung von Kirchengütem auf die aus diesen Verbindungen
hervorgehenden Söhne. Donizonis vita Mathildis 5, S. 361f. beschreibt, freilich mit hagiogra-
phischen Absichten, das vorbildliche asketische Leben Tedalds. Vgl. Tabacco, Canoniche 1962
sowie kurz Nicolaj, Storie 1995, S. 99-101.
1991 Zu ihm s. unten Abschnitt VI.3.2.
1992 Zum Micrologus vgl. zuletzt Rusconi, Opere 2005, S. XXXIX f., 4-85 mit der älteren Literatur.
 
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