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Lorke, Ariane; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Mitarb.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0391
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390

VI Kirchenreformer in der Mitte des 11. Jahrhunderts

sohrt Friedrich2125 entschloss sich der 30-jährige Richard jedoch für die monas-
tische Lebensform und bat wegen eines geeigneten Klosters Abt Odilo von Cluny
um Rat.2126 Von diesem auf St-Vanne verwiesen, saß Richard bereits 1004 auf dem
dortigen Abtstuhl und entfaltete eine intensive Reformtätigkeit in deren Folge
für die schnell wachsende Mönchsgemeinde Kirche und Konventsgebäude er-
weitert wurden.2127 Während Teile des lothringischen und flandrischen Episko-
pats und Adels dem emsigen Abt daraufhin ihre Eigenklöster überantworte-
ten,2128 honorierte Heinrich II. Richards Betriebsamkeit mit Schenkungen und
Besitzbestätigungen, der Übertragung politischer Aufgaben und legte Wert auf
einen persönlichen Austausch.2129 Wie Konrad II. beteiligte sich Richard am
Wiederaufbau der Klosterkirche von St-Evre in Toul, doch scheinen keine en-
geren Kontakte zwischen beiden bestanden zu haben, denn Konrad ist - im
Gegensatz zu seinem Vorgänger und seinem Nachfolger - nicht in St-Vanne
memoriert worden.2130 Als es allerdings 1039 den Bischofsstuhl von Verdun zu
besetzen galt, parierte der Reformabt das königliche Ansinnen ihn zu promo-
vieren, indem er Heinrich III. seinen Schüler Richard empfahl.2131 Dieser gab ihm
im Juni 1046 schließlich auch das letzte Geleit.2132 Richards auf Zurückdrängung
des weltlichen Einflusses ausgerichtete Tätigkeit blieb damit trotz mannigfalti-
ger Beziehungen zu den deutschen Herrschern auf die Reimser Kirchenprovinz
beschränkt und erfasste kein einziges Reichskloster, während über 20 Bischofs-
und Adelsklöster in Lothringen und Flandern durch ihn oder seine Schüler re-
formiert wurden.

2125 Zu ihm vgl. Dauphin, Richard 1946, S. 57-62 u. ö. Friedrich fand zwar keine Aufnahme in den
Katalog, da einzig sein Konversentum in St-Vanne, nicht jedoch weitere reformerische Tätigkeit
oder Kontakte nachzuweisen sind, doch zeugt seine enge Bindung zu Richard vom großen
Einfluss dieses Abtes auch auf die lothringischen Laien.
2126 Vgl. ebd., S. 57-62, 77-82.
2127 Vgl. ebd., S. 83-172.
2128 Zu den Übertragungen Gerhards I. von Cambrai vgl. Sproemberg, Gerhard I. 1971, S. 113f.: Im
bischöflichen Eigenkloster Marbilles ließ er Kleriker durch Mönche gorzischer Prägung ersetzen
und setzte seinen Bruder Eilbert, Mönch in St-Thierry, als Abt ein. Auch die Neugründung des
Klosters Chäteau-Cambresis und deren 24 Mönche unterstellte er seinem Bruder. In Hautmont,
das seinem Bruder Gottfried als Lehen übertragen worden war, ersetzte er die Kleriker mit Hilfe
Richards durch Mönche. Zusammen mit dem Bischof von Lüttich und Richard von St-Vanne
wurden Lobbes und St-Ghislain reformiert: Th. Schieffer, Gerhard I. 1937, S. 354. Zu Flandern
vgl. Sabbe, Notes 1928. - Zu Richards Förderern zählten ferner Graf Balduin IV. von Flandern,
die normannischen Herzöge Richard II., Robert und Wilhelm sowie König Robert II. von
Frankreich, vgl. Sackur, Cluniazenser 2 1965, S. 133-154.
2129 Vgl. MGH DD HII340 zu 1015, Nr. 524f. dagegen sind unecht; H. Hoffmann, Mönchskönig 1993,
S. 44f.; Sackur, Cluniazenser 2 1965, S. 155, 157, 171.
2130 Vgl. Dauphin, Richard 1946, S. 138, Anm. 1; Schulte, Könige 1934, S. 40. - H. Hoffmann,
Mönchskönig 1993, S. 45.
2131 Vgl. Sackur, Cluniacenser 2 1965, S. 256; Dauphin, Richard 1946, S. 144.
2132 Vgl. Sackur, Cluniazenser 2 1965, S. 290f.
 
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