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Lorke, Ariane; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Mitarb.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0392
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VI.3 Religiöse

391

VI.3.10 Siegfried, Abt von Gorze
Als Schüler Wilhelms von Volpiano trat der Mönch Siegfried2133 die Nachfolge
seines für die monastische Reform des frühen 11. Jahrhunderts bedeutenden
Lehrers an.2134 Seit 1031 im Besitz des Krummstabes der lothringischen Re-
formabtei Gorze, wirkte er unter der Leitung Brunos von Toul, des späteren
Papstes Leo IX.,2135 am Wiederaufbau der durch einen Brand zerstörten Klos-
terkirche des Konvents von St-Evre in Toul mit. Unterstützung fand diese Zu-
sammenarbeit bei Konrad II. und seiner Frau Gisela, Bischof Dietrich II. von
Metz, Richard von St-Vanne, Poppo von Stablo und schließlich Norbert von
Moyenmoutier.2136 Siegfrieds streng kanonistische Haltung spiegelt sich in der
Kritik an Heinrichs III. Eheplänen.2137 Trotz dieser Kritik fand Agnes nach dem
Tod Siegfrieds - er starb am 12. Juni 1055 - Aufnahme in das Gorzer Totenge-
dächtnis.2138 Auf Bitten Bischof Adalberos von Würzburg erlaubte Siegfried dem
Gorzer Mönch Ekkebert und sechs weiteren Mönchen, 1047 das bischöfliche
Eigenkloster Münsterschwarzach zu reformieren.2139
VI.3.11 Teuzo, Mönch und Eremit in Florenz
Als Mönch des Marienklosters La Badia in Florenz zeigte Teuzo2140 große Skepsis
gegenüber möglicherweise simonistisch ins Amt gelangten Klerikern und geriet,
vermutlich über die daraus entstehenden Schwierigkeiten, mit seinem Abt in
Konflikt.2141 Kritisch gegen jedwede kirchliche Autorität, zog er sich in eine an

2133 Zu ihm vgl. Parisse, Sigefroid 2004; Minninger, Friedensmaßnahmen 1979, S. 42-47; Thomas,
Kritik 1977; ders., Abt 1977; Bulst, Untersuchungen 1973, Register S. 327.
2134 Zu Wilhelm vgl. Bulst, Untersuchungen 1973.
2135 Die Kontakte zwischen Bruno/Leo und Siegfried scheinen recht intensiv gewesen zu sein, denn
auf die Bitte des Letzteren verfasste Ersterer das Werk Christiana devotio, vgl. Bemard, Offices
1980.
2136 Vgl. Parisse, Entourage 2006, S. 448. - Zu den Personen s. Personenkatalog.
2137 Dazu ausführlicher oben S. 230-236.
2138 Zum Tod Siegfrieds vgl. Wagner, Gorze 1997, S. 323, Anm. 194; zum Eintrag im Nekrolog ebd.,
S. 320, Anm. 170.
2139 Zu Adalbero s. oben Abschnitt VI.2.2.1 und vgl. Wagner, Gorze 1997, S. 65.
2140 Hauptquellen zu Teuzo sind Petrus Damiani, Briefe 2, Nr. 44 sowie kurze Erwähnungen in den
Viten Andrea di Strumi, Vita loh. Gualberti 7f., S. 1081f. und Anonymus, Vita loh. Gualberti 1, S.
1105. In der Forschung spielte Teuzo immer nur untergeordnete Rollen im Rahmen von Studien
zu Petrus Damiani oder Johannes Gualberti: Jestice, Peter 1995, S.69-75; W. Goez, Reform-
papsttum 1973, S. 230; Quilici, Giovanni 1941/42, hier Nr. 99, 2, S. 38.
2141 Petrus Damiani, Briefe 2, Nr. 44, S. 1 If.; 26, Z. 26 - S. 27, Z. 7: Damiani berichtet, dass Teuzo nur
einmal im Jahr die Sakramente empfing und zwar nur von Priestern, die er selbst jenseits seines
Klosters auswählte. Teuzo begründete seine Haltung in einer für ihn - dem längeren Bericht
Damianis zufolge - offensichtlich typischen Art der Kommunikation, durch Fragen: Wer hätte
den Priester geweiht? Wer dessen Bischof? Und selbst wenn dies gratis erfolgt wäre, bliebe
immer noch die Frage, ob der Papst gratis auf den Thron gelangt sei?
 
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