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Lorke, Ariane; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Mitarb.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0395
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394

VI Kirchenreformer in der Mitte des 11. Jahrhunderts

Adelheid, den Bischof bei der Bekämpfung der klerikalen Konkubinen wie auch
der als häretisch bezeichneten Kleriker in ihrem Herrschaftsgebiet zu unter-
stützen.2160 Wie schon Wilms interpretierte auch Goez den Brief dahingehend,
dass Adelheid den Bischof wegen seiner allzu großen Toleranz gegenüber dem
zölibatmissachtenden Klerus in die Schranken weisen sollte.2161 Ob sie dieser
Bitte Folge leistete, ist nicht bekannt. In Kontakt waren der Eremit und die Gräfin
aller Wahrscheinlichkeit nach auf dem Rückweg der Legation im Jahr zuvor
gekommen, als Damiani (in ihrem Herrschaftsgebiet?) mit Bischöfen und Klos-
tervorstehern zusammengetroffen war.2162 Von ihrer Unterstützung Fruttuarias
hatte Damiani sich bei einem zehntätigen Aufenthalt in der Abtei selbst über-
zeugen können.2163 Welche Motivation Adelheid zur Unterstützung des Klosters
veranlasste, bleibt indes offen. Auch die Art ihres Kontaktes zu Abt Adraldus
von Breme, der Damiani auf seiner Legation begleitet hatte, ist unklar.2164 Dass
die Ziele der Kirchenreform bei ihr nicht zwingend oberste Priorität besaßen,
zeigt ihr Verhalten jenseits des Untersuchungszeitraumes, als sie einen simo-
nistischen Bischof von Vercelli beherbergte.2165
VI.4.3 Azelin, Bischof von Merseburg
Der Neffe des gleichnamigen Hildesheimer Bischofs, ein wenig bekannter Bayer
namens Azelin,2166 wird zu den Mitgliedern des Hildesheimer Domkapitels
sowie der Hofkapelle Heinrichs III. gezählt.2167 Dass er einem bayerischen Re-
formkloster entstamme, ist bloße Spekulation.2168 Wohl zwischen 1053 und 1055
leitete er das Merseburger Bistum, doch ist kaum mehr von ihm überliefert, als

2160 Ebd., Nr. 114, S. 295-306 von 1064, hier S. 297: „(...) hortor et peto, ut tu domno iungaris episcopo,
quatinus mutuae virtutis fulti munimine furentis in Christum luxuriae valeatis aciem debellare.“ Ob-
gleich der Name Adelheids im Brief Nr. 112 nicht fällt, fährt er fort: „Sed dum vos confoederare ad
praelium contra diabolum studeo (..Er ermuntert sie S. 299, Z. 9 abermals zur Zusammenarbeit
mit dem Bischof, aber auch mit allen anderen Bischöfen ihres Herrschaftsgebietes zum Kampf
gegen nikolaitische Kleriker. Insbesondere legt er ihr als weltliche Herrscherin die Bestrafung der
Frauen ans Herz, Z. 13f.
2161 VgL E. Goez, Typ 2007, S. 189f.; Wilms, Amatrices 1987, S. 87f.
2162 Zwei Anklänge auf persönliche Treffen finden sich in Petrus Damiani, Briefe 3, Nr. 114, S. 298:
„Gerte ut multa praeteream, tanquam ex quodan mellisfavo visa est mihi haec stilla diffluere, cum hoc
verae humilitatis verbum de tuo contigit ore prodire.“ sowie S. 301, Z. 17-20: „(.,.)sed cum te presente
plures nobiscum colloquerentur episcopi monasteriorumque rectores, nullus eorumfuit, qui vel a te vel a
tuis procuratoribus ullam sibi molestiam conquaereretur inferri
2163 Ebd., S. 301, Z. 23 - S. 302, Z. 3.
2164 Damiani bat Adelheid, Grüße an den Abt auszurichten. Sollte dieser einen Brief Damianis
erhalten wollen, so solle er ihn schriftlich darum ersuchen. Ebd., S. 306, Z. 9-12.
2165 VgL E. Goez, Typ 2007, S. 189f. mit Anm. 178.
2166 VgL zu ihm Finckenstein, Bischof 1989, S. 128f.; Schlesinger, Kirchengeschichte 1983, S. 99;
Fleckenstein, Hofkapelle 2 1966, S. 260f.
2167 VgL Chron. epp. Merseb. 8, S. 181f.; Chron. epp. Hildesheim., S. 847; Fleckenstein, Hofkapelle 2
1966, S. 260f.
2168 Von Finckenstein, Bischof 1989, S. 128f.
 
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