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Lorke, Ariane; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]; Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg [Contr.]
Kommunikation über Kirchenreform im 11. Jahrhundert (1030-1064): Themen, Personen, Strukturen — Mittelalter-Forschungen, Band 55: Ostfildern: Jan Thorbecke Verlag, 2019

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https://doi.org/10.11588/diglit.54853#0406
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VI.4 Aufgrund von Quellenmangel nicht eindeutig zu entscheidende Fälle

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mal zusammen mit Leo in Rimini.2258 Zum Zweiten liest man seinen Namen in
den über den Aufenthalt in Rimini berichtenden Annalen vor den Erzbischöfen
und zwischen den Kardinälen, woraus Schwartz auf eine besondere Stellung
unter Leo IX. schloss.2259 Des Weiteren besuchte er Viktors II. Synode am 23. Juli
1057 in Arezzo und ist schließlich viertens unter den fünf Prälaten, welche
Kardinal Friedrich von Lothringen (seit 1057 Papst Stephan IX.) als die wür-
digsten Nachfolger für Papst Viktor nominierte.2260 Aus der häufigen Papstnähe,
der exponierten Stellung im Gefolge Leos sowie seiner Nennung als Papstkan-
didat muss auf Otgers enorme Bedeutung im Umfeld des Papsttums und viel-
leicht auch der Kirchenreform geschlossen werden.
VI.4.17 Richer von Niederaltaich, Abt von Leno und Montecassino
Als Schüler des bayerischen Reformabtes Godehard von Niederaltaich, fand der
Mönch Richer2261 um 1030 das Vertrauen Kaiser Konrads II., der ihm in der Mitte
der dreißiger Jahre die oberitalische Abtei Leno übertrug.2262 Eine dortige Re-
formtätigkeit ist aufgrund mangelhafter Quellenlage nicht nachzuweisen.2263
Auch für seinen Abbatiat in Montecassino (1038-1055), augenscheinlich auf
Bitten der dortigen Mönche an Konrad II., fließen die Quellen verhältnismäßig
spärlich.2264 „Seit den Tagen des mit Leo befreundeten Abtes Richer" galt Mon-
tecassino zwar „als geistige Rüstkammer des Reformpapsttums",2265 doch rei-
chen allein die Lobpreisungen Humberts von Silva Candida und dessen politi-
sche Zusammenarbeit mit Richer in Unteritalien für einen Nachweis von Re-
formtätigkeit für das hier angewandte Verständnis nicht aus.2266 Nicht nur häufig
im Umfeld Konrads nachzuweisen, sondern auch in Deutschland sowie auf den
beiden Italienzügen am Hofe Heinrichs III. zu entdecken, wohnte der kaisertreue
Reichsabt wohl den Synoden von Pavia und Sutri sowie der Kaiserkrönung
Heinrichs III. 1046 bei.2267 Auch zu den Päpsten bestanden offensichtlich mehr als
gute Beziehungen: Während Richer seine Weihe durch Benedikt IX. hinauszö-
gerte, besuchte jeder Papst seit 1048 (mit Ausnahme Viktors II.) Montecassino

2258 Zu seiner Identifizierung mit dem Bischof von Perugia, der sich laut der Vita Leos IX. in Rom
hervortat vgL Schwartz, Besetzung 1913, S. 288 (S. 289 zur Sonderstellung unter Leo). - Zur
Reliquientranslation in Regensburg 1052 vgl. Auctuarium Ekkehardi Altahense zu 1052, S. 364,
Z. 14-18; Steindorff, Jahrbücher 2 1881, S. 183.
2259 S. vorige Anm. und vgl. Schwartz, Besetzung 1913, S. 289.
2260 Zu Arezzo vgl. JL 4370; Gresser, Synoden 2006, S. 33. - Zur Nennung als Anwärter auf die
cathedra Petri vgl. Chron. monast. Casinensis II 94, S. 352, Z. 28.
2261 Cowdrey, Age 1983; Dormeier, Montecassino 1979; Gregoire, Mont-Cassin 1971; Wühr, Wie-
dergeburt 1947.
2262 Vgl. Wühr, Wiedergeburt 1947, S. 389-392: Ende 1035 oder Anfang 1036.
2263 Das Klosterarchiv verbrannte 1135 vollständig (vgl. ebd., S. 392).
2264 Zur Ernennung durch Konrad II. vgl. ebd., S. 404-409, zur spärlichen Quellenlage für „innere
Reformtätigkeit" S. 433f.
2265 Klewitz, Entstehung 1957, S. 103.
2266 Ebd., S. 435, 438f.
2267 Vgl. Wühr, Wiedergeburt 1947, S. 394-396.
 
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