Die Kunstgewerbeschule zu Hamburg
Blick in den Eingangshof
DER NEUBAU DER HAMBURGER KUNSTGEWERBESCHULE
Architekt Baudirektor Fritz SCHUMACHER, Hamburg
Von Paul WESTHEIM, Berlin
Wie die unter Pankoks Leitung stehenden Stutt-
garter Lehranstalten nimmt die Hamburger
Kunstgewerbeschule eine Sonderstellung in dem
gewerblichen Lehrbetrieb Deutschlands ein. Da
wie dort wird mit moderner Gesinnung gearbeitet,
während in den anderen Schulen zwar neue Lehr-
kräfte eingestellt worden sind, die Ausbildung des
gewerblichen Nachwuchses aber, wie mit jedem
Tag entschiedener zu erkennen ist und wie die
Werkbund-Ausstellung in Cöln aufs deutlichste be-
weist, nicht dem Aufwand entspricht, der mit diesem
Schulwesen gemacht wird.
Die Hamburger Kunstgewerbeschule hat sich in
richtiger Erkenntnis der Situation ihre Unterrichts-
ziele weiter gesteckt als die ähnlichen Anstalten
anderer Orte. Sie mußte davon ausgehen, daß der
Hamburger Staat seinen Bürgern eine Gelegenheit
zu höherer künstlerischer Ausbildung bisher nicht
bot und vermutlich auch nicht zu bieten beabsich-
tigt. Eine grundsätzliche Beschränkung nach oben
hin, nach der Akademie, nach der freien Kunst,
oder wie man es nennen will, wurde daher abge-
lehnt, auch aus der sehr richtigen Erwägung heraus,
daß in Graden abschattierte Kunst keine Kunst ist
MOD. BAUFORMEN 1914. November. 1.
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