Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 28.1929

DOI article:
Darius, Paul: Das Kapitoltheater in Mannheim
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.48541#0173

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
133


Paul Darius, Stuttgart
Kapitoltheater in Mannheim

DAS KAPITOLTHEATER IN MANNHEIM
Von Architekt B. D. A. Paul Darius

Der ungeahnte Aufschwung des Lichtspielwesens im letzten
Jahrzehnt hat unsere Baukunst vor neue Aufgaben gestellt.
Mußten für die Unterbringung von Lichtspielvorführungen früher
Ladenlokale, Konzertsäle usw. herhalten, so sahen die geschäfts-
tüchtigen Besitzer bald ein, daß sie dem Publikum mehr bieten
müßten. Die Geburtsstunde des Lichtspielhauses war da. Tradition
war keine vorhanden, da fiel man auf den unglücklichen, wenn
auch naheliegenden Gedanken, als Vorbilder die bestehenden
Schauspiel- und Opernhäuser zu nehmen. Man verkannte den
Zweck des Lichtbildhauses und schwelgte in dem Bewußtsein:
Theater. Etwas peinlich wirkten diese ersten protzigen Parvenüs,
deren Hauptschmuck meistens in einer Masse vergoldeten Stucks
lag. Mit den Worten „das Publikum will es ja so, künstlerisch
mag es schlecht sein, wir wollen auch keine Kunst, wir wollen ein
ausverkauftes Haus haben“, wies man die Einwendungen des
Architekten zurück. Diese Einstellung des Bauherrn wurde zum
Verhängnis. Man vergaß, welche künstlerischen und erzieherischen
Aufgaben das Lichtspielhaus am Publikum zu erfüllen berufen
war. Wenn man bedenkt, daß täglich Hunderttausende von Be-

suchern aus allen Schichten der Bevölkerung in den Lichtspiel-
häusern Unterhaltung suchen, dann ist es nicht gleichgültig, ob
solche Räume auf den Besucher ästhetisch bildend wirken oder nicht.
Hier hat das Verantwortungsgefühl des Architekten einzusetzen.
Bei dem Neubau des Kapitoltheaters in Mannheim war der
Bauherr verständig genug, um dem Architekten keinerlei Vor-
schriften zu machen. Es wurde lediglich das Programm festgelegt:
1100 bis 1200 Sitzplätze, eine Bühne für kleinere Varieteeinlagen,
vier Wohnungen und im Untergeschoß sieben Kegelbahnen.
Der Bauplatz lag am Anfang einer Straße, der sog. Neckar-
vorstadt, die mit langweiligen Häusern aus den neunziger Jahren
bebaut war. Bei einer fast quadratischen Form von etwa 34 m
Seitenlänge des Platzes wurde die Achse des eiförmigen Zuschauer-
raums in die Diagonale verlegt, und zwar so, daß in der linken
hinteren Ecke die Bühne liegt. Ihr gegenüber umschließt eine
Wandelhalle die hintere Hälfte des Zuschauerraums.
Von der Straße aus betritt man durch vier Eingangstüren, denen
gegenüber die beiden Kassen liegen, die Halle, an deren Innen-
wand die Eingänge zu den Logenplätzen liegen. An der Außen-
 
Annotationen