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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 28.1929

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Rolf Distel, Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.48541#0221

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Rolf Distel, Köln
Aus einem Wohnzimmer

ROLF DISTEL, KÖLN

Unter den modernen Kölner Architekten, die uns heute
so viel Interessantes zu zeigen haben, nimmt Rolf Distel
eine eigene Stellung ein. Er ist keiner der Extremen, in-
dessen verfügt er bei ausgesprochen moderner Tendenz über
ein so starkes Empfinden für die beste Tradition, daß er
seinen Schöpfungen, die durchaus dem modernen Lebens-
tempo angepaßt sind, stets einen besonderen Charakter zu
geben weiß. Im Novemberheft des Jahrgangs 1927 haben
wir neben Hochbauten schon eine Reihe feiner Interieurs
und geschmackvoller Möbel von Distel gezeigt. Heute be-
schränken wir uns auf einige neue raumkünstlerische Arbeiten,
die durch ausgesprochene Eleganz und Wohnlichkeit für ihn
einnehmen. Mit einem sichern Gefühl für gute Proportion
verbindet der Künstler eine Vorliebe für weiche, schmieg-
same Formen und weiß seinen technisch untadelig ausge-
führten Möbeln eine sympathische Vornehmheit zu geben,
so daß sie eine angenehme Behaglichkeit um sich verbreiten.
Als Gründer und künstlerischer Leiter der Werkstätten für
Angewandte Kunst in Köln hat Distel enge Fühlung mit den
Bedürfnissen des wohlhabenden rheinischen Bürgertums, das
sich stets den Hang zu schmucker, gediegener und reprä-
sentativer Wohnungskultur bewahrt hat.

Trotz aller Schlichtheit und Zweckmäßigkeit, die aus den
Arbeiten Distels sprechen, sind diese doch nie ohne feine
neuzeitliche Akzente, die unser Auge fesseln. Dabei wird
deren Wirkung unterstützt durch einen feinen Farbensinn,
der Distel vor vielen andern auszeichnet. Das Mobiliar, das
wir in diesem Heft bringen, weist durchweg einen soliden,
bleibenden Charakter auf, wie ihn die gediegene bürgerliche
Familie liebt. Neben so vielen andern Erzeugnissen unserer
Zeit, bei denen man sich kaum denken kann, daß sie der so
rasch wechselnden Mode lange standhalten werden, glauben
wir den Arbeiten dieses Meisters ein besonders gutes Pro-
gnostikum für die Zukunft stellen zu können. Solche Möbel
vererben sich auf Kinder und Kindeskinder, weil die Freude
des Verfertigers überzeugend daraus spricht; auch möchten
wir annehmen, daß das Ausland dafür Interesse zeigt, was
so wichtig für die deutschen Exportmöglichkeiten ist. Dieser
Gesichtspunkt wird von den rigorosen Anhängern des Aller-
neuesten nur zu oft außer Acht gelassen, und doch werden
wir sehr wahrscheinlich in den kommenden Zeiten mehr und
mehr darauf angewiesen sein, für unsere Produkte auch im
Ausland wieder steigenden Absatz zu schaffen, um so den
wirtschaftlichen Schwierigkeiten gewachsen zu sein.
 
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