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Regierungsbaumeister Erberich und Scheeben, Köln
Eschweiler Bergwerks-Verein Kohlscheid, Grube Anna-Alsdorf
Feinkohlentürme (links)
MODERNE ZECHENBAUTEN
VON REGIERUNGSBAUMEISTER ERBERICH UND SCHEEBEN, KÖLN
Das dankbarste und fruchtbarste Gebiet moderner Archi-
tektur ist zweifellos der Industriebau. In ihm offen-
baren sich die formgestaltenden Kräfte der Gegenwart
besonders stark. Nicht daß hier auf Grund „neuer Sachlich-
keit“ ein neuer Stil geschaffen würde — sachliche Bauart
muß immer notwendige Voraussetzung für eine gesunde
Bau- und Stilentwicklung sein —, sondern hier finden neue,
dynamische Mächte ihren architektonischen Ausdruck. Es
geht nicht darum, ein bestimmtes Konstruktionssystem in
der Architektur mit aller Deutlichkeit zu demonstrieren, son-
dern mit modernen Arbeitsmethoden einen Bau zu schaffen,
der den Sinn des Werkes auch verkörpert. Ein neues Bau-
system bedeutet ja noch längst nicht eine neue Form. Erst das,
was über das technisch unbedingt Notwendige hinausgeht,
die Berücksichtigung von Faktoren, die jenseits der Kon-
struktionsberechnung liegen, jenes Fünkchen schöpferischer
Phantasie bringt erst die künstlerische Form, gleichviel, ob
sie dem Gestaltungswillen des Ingenieurs oder des Archi-
tekten entspricht.
Die abgebildeten Arbeiten der Kölner Architekten Er-
berich und Scheeben bringen interessante und wertvolle
Beiträge zu dem aktuellen Problem des Industriebaues. Es
sind Zechenbauten, die in verschiedener Weise die modernen
Gestaltungsmöglichkeiten zeigen. Das Prinzip des tech-
nischen Baues ist klar zu erkennen. Aber wie diese tech-
nischen Gegebenheiten im formalen Sinne ausgewertet sind,
darin beruht die entscheidende Tat. Die klare Gliederung
der Flächen, die Betonung tragender und stützender Beton-
pfeiler und -rippen, die Reihung einheitlicher großer Fenster-
öffnungen, die Gegenüberstellung der verschiedenen Material-
werte von Beton, Eisen und Glas — alles das bedingt im
rhythmischen Zusammenklang und in straffer Bindung die
Gestalt dieser Zechenbauten. Durch solches Abwägen der
einzelnen Faktoren tritt zur Sachlichkeit erst die Ästhetik.
Die Schönheit der Technik ist keine von vornherein vor-
handene Tatsache, sondern ist eine stets neu zu erringende
und zu schaffende Aufgabe unserer modernen Baukunst.
Welche verschiedenen Ausdrucksformen diese technischen
Bauten annehmen können, das lassen die abgebildeten Bei-
spiele deutlich erkennen; — in ihnen spiegelt sich das
Gesicht unserer technischen Zeit charaktervoll wieder.
M-z.
Regierungsbaumeister Erberich und Scheeben, Köln
Eschweiler Bergwerks-Verein Kohlscheid, Grube Anna-Alsdorf
Feinkohlentürme (links)
MODERNE ZECHENBAUTEN
VON REGIERUNGSBAUMEISTER ERBERICH UND SCHEEBEN, KÖLN
Das dankbarste und fruchtbarste Gebiet moderner Archi-
tektur ist zweifellos der Industriebau. In ihm offen-
baren sich die formgestaltenden Kräfte der Gegenwart
besonders stark. Nicht daß hier auf Grund „neuer Sachlich-
keit“ ein neuer Stil geschaffen würde — sachliche Bauart
muß immer notwendige Voraussetzung für eine gesunde
Bau- und Stilentwicklung sein —, sondern hier finden neue,
dynamische Mächte ihren architektonischen Ausdruck. Es
geht nicht darum, ein bestimmtes Konstruktionssystem in
der Architektur mit aller Deutlichkeit zu demonstrieren, son-
dern mit modernen Arbeitsmethoden einen Bau zu schaffen,
der den Sinn des Werkes auch verkörpert. Ein neues Bau-
system bedeutet ja noch längst nicht eine neue Form. Erst das,
was über das technisch unbedingt Notwendige hinausgeht,
die Berücksichtigung von Faktoren, die jenseits der Kon-
struktionsberechnung liegen, jenes Fünkchen schöpferischer
Phantasie bringt erst die künstlerische Form, gleichviel, ob
sie dem Gestaltungswillen des Ingenieurs oder des Archi-
tekten entspricht.
Die abgebildeten Arbeiten der Kölner Architekten Er-
berich und Scheeben bringen interessante und wertvolle
Beiträge zu dem aktuellen Problem des Industriebaues. Es
sind Zechenbauten, die in verschiedener Weise die modernen
Gestaltungsmöglichkeiten zeigen. Das Prinzip des tech-
nischen Baues ist klar zu erkennen. Aber wie diese tech-
nischen Gegebenheiten im formalen Sinne ausgewertet sind,
darin beruht die entscheidende Tat. Die klare Gliederung
der Flächen, die Betonung tragender und stützender Beton-
pfeiler und -rippen, die Reihung einheitlicher großer Fenster-
öffnungen, die Gegenüberstellung der verschiedenen Material-
werte von Beton, Eisen und Glas — alles das bedingt im
rhythmischen Zusammenklang und in straffer Bindung die
Gestalt dieser Zechenbauten. Durch solches Abwägen der
einzelnen Faktoren tritt zur Sachlichkeit erst die Ästhetik.
Die Schönheit der Technik ist keine von vornherein vor-
handene Tatsache, sondern ist eine stets neu zu erringende
und zu schaffende Aufgabe unserer modernen Baukunst.
Welche verschiedenen Ausdrucksformen diese technischen
Bauten annehmen können, das lassen die abgebildeten Bei-
spiele deutlich erkennen; — in ihnen spiegelt sich das
Gesicht unserer technischen Zeit charaktervoll wieder.
M-z.