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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 28.1929

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Clemens Klotz
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https://doi.org/10.11588/diglit.48541#0283

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225


Clemens Klotz, Köln
Wohlfahrtshaus in Bergisch-Gladbach. — Eingang

CLEMENS KLOTZ

Vor zwei Jahrzehnten hat Clemens Klotz seine Architektenlauf-
bahn in Köln begonnen; unbeirrt von Modeströmungen, nur
seiner starken Begabung folgend, hat er sich langsam durch-
gesetzt und steht heute unter den Architekten seiner Stadt in
vorderster Linie. Sozusagen von der Pike an hat er sein Hand-
werk erlernt und aus eigener Kraft erworben, was so mancher
Akademiker immer entbehrt. Seine kraftvolle natürliche Art, sein
gesunder, gerader Sinn, seine sichere Ruhe erweisen sich im
Gegensatz zu der vielfach überspannten abgehetzten Zeitströmung
als die stärksten Waffen im Kampf um die Selbstbehauptung. Er
ist einer von den Architekten, deren wesentliche Eigenschaft eine
makellose Baugesinnung ist; es liegt ihm nichts daran, „originell“
das heißt: modisch zu sein; seinen Arbeiten fehlt alles Er-
zwungene, Gesuchte; man empfindet sie als selbstverständlich,
weil sie sachlich sind und diese Wirkung beweist, daß sie im
entscheidenden Grunde — durchaus modern — dem Wesen der
Zeit entsprechen.
In der Baukunst war und ist immer nur das von bleibendem
Wert, bei dem das persönlich gebundene hinter dem Sachlich-
Allgemeingültigen zurücktritt. Sachlich sein heißt hier nicht nur,
einen materiellen Zweck erfüllen; es bedeutet auch, dem geistigen
Sinn der Gegenwart gerecht werden und doch sich einfügen in
die Kette der Tradition, wie es der künstlerische Takt erheischt.
Die Lauterkeit der Gesinnung und unbedingte Ehrlichkeit vor
sich selbst zwingen den Architekten Klotz, bei jeder Aufgabe den
sachlichen Kern zu suchen. Die Forderungen des Zweckes und
der Umgebung sind bei all seinen Werken entscheidend für Ge-
stalt und Einfügung. Seine Bauten sprechen nicht durch reklame-
hafte Formen und leere Motive; ihre Sprache ist kraftvoll durch
den klaren Aufbau, durch die Übersichtlichkeit des baulichen Ge-

füges und durch die Schönheit des Materials, für das ein starkes
Empfinden sichtbar vorhanden ist.
Klotz hat in letzter Zeit Gelegenheit gehabt, sich mit den ver-
schiedenartigsten Bauaufgaben auseinanderzusetzen. In diesem
Rahmen kann nur eine beschränkte Auswahl charakteristischer
Arbeiten gezeigt werden. Seine Wohnhäuser (S. 234- 239) offen-
baren am deutlichsten die ungezwungene Frische seiner Einstellung
und die Kultur seines räumlichen Denkens. Zu seinen besten
Leistungen gehören mehrere Mietshausblöcke, die er in den
letzten Jahren in den Kölner Vororten geschaffen hat (S. 230 ff.,
241 f.). Die schlichte Großzügigkeit ihrer Gesamthaltung und
die sorgfältige Durchbildung des Details machen diese großen
Baukörper geradezu vorbildlich, wenn man bedenkt, wie sonst
auf dem Gebiet des Wohnhauses immer noch Manier und Forma-
lismus vorherrschend sind.
Es ist nur zu verständlich, daß diesem Künstler, der als Mensch
die Natur über alles liebt, die Stellung des Hauses in der Land-
schaft zu besonders reizvollem Problem wird. Das Gemeindehaus
in Bergisch - Gladbach (S. 225 — 229) ist ein schönes Beispiel
für das Taktgefühl, mit welchem Klotz dem Wesen einer Land-
schaft nachzugehen und sein Bauwerk einzufügen weiß. Während
von der im Tal gelegenen Stadt vor allem die interessanten Über-
schneidungen der Gartenterrassen und Einzelglieder des Hauses
zur Geltung kommen, überschaut man vom Gipfel der Anhöhe
die außerordentlich glückliche nach Sonne und Aussicht orientierte
Stellung des Gebäudes im Bergischen Land.
Ganz anders in der Erscheinung — weil aus der gleichen Ge-
sinnung geboren — hält sich der gegenwärtig in der Ausführung
befindliche Entwurf zum Wasserwerk der Stadt Köln (S. 246).
Dieser Bau wird sich fern dem Weichbild der Stadt mitten in der

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