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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 28.1929

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Schindler, R. M.: Ein neues Betonierverfahren
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https://doi.org/10.11588/diglit.48541#0593

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EIN NEUES BETONIERVERFAHREN
Von R. M. Schindler, Los Angeles.

Der Architekt des auf S. 475/6 des vorliegenden Heftes darge-
stellten Wohnhauses Packard in Pasadena hatte die Freund ic -
keit, uns sein Bauverfahren wie folgt zu beschreiben.
Die Konstruktion. Die Wände des Hauses sind mi
Hilfe meines ,Slab-Gun‘-Systemes erbaut. Die Deckenkonstru -
tion ist aus California Redwood verfertigt.
Das landläufige Putzhaus besteht aus einem Holzgerippe un

einer Putzhaut. Das angewandte Prinzip, eine unorganische, un-
elastische Haut über ein organisches, sich bewegendes Gerippe
zu ziehen, muß zu Rissen führen. Solch ein Schema ist besonders
unsinnig, wenn ,Gunite‘ an Stelle von Putz verwendet wird.
>Gunite‘ ist ein hochgradiger Zementmörtel, der mit Hilfe von
Preßluft angetragen wird und eine besonders widerstandsfähige
Putzhaut gibt. Mein ,Slab-Gun‘-System verbindet eine armierte
2 cm dicke ,Gunite‘-Betonplatte mit armierten Betonstützen. Das
Klima in Kalifornien läßt eine so dünne Außenwand zu.
Zuerst wurde ein armierter Betonfußboden auf die Erde ge-
legt. Eiserne Anker werden für alle Stützen vorgesehen. Be-
wehrungseisen (1 cm dick) werden in eine U-Form gebogen und
durch provisorische Holzspreizen und Draht versteift. Sie werden
in umgekehrterStellung gegen einen hölzernen Rahmen genagelt.
Das entstehende Gerippe wird aufgestellt und an die Fußboden-
anker befestigt. Ein Drahtgewebe wird entlang den Eisen mit
Draht befestigt. Fensterstürze bekommen separate Bewehrung.
Eine Anzahl von Holzformen wird verfertigt. Sie bestehen aus
einem Holzrahmen und einem Feld aus dünnen, eng gestellten
Latten. Die Fensterrahmen werden an Stelle der Lattenfelder in
einige Formen provisorisch genagelt. Die Innenseite der Felder
wird mit einem wasserdichten Papier (nicht Dachpappe) belegt, um
das Abrüsten zu erleichtern. Diese Formeinheiten werden hinter
dem Drahtgeflecht aufgestellt und leicht gegen die Rahmen
genagelt. Der Beton wird durch das Geflecht gegen die Formen
geblasen und die exponierte Seite der Wand glatt gestrichen.
Die Rückseite ist fertig, nachdem die Formen entfernt werden.
Dieselben sind alle gleich und können beliebig oft wieder ver-
wendet werden. Alle Türen sind Schwingtüren und werden
ohne Rahmen zwischen die Betonwände versetzt.
Architektonisches Schema. Die dreieckige Form des
Grundstückes gibt die Grundform für das Haus und alle Details.
Der 60gradige Winkel wird durchgehend verwendet.
Alle Fußböden sind eben mit dem Rasen, mit Ausnahme des
Erkers im Wohnzimmer. Dort wurde die natürliche Welle im
Grundstück gesteigert, um einen wirkungsvolleren Eingang zu er-
halten und der Bergaussicht einen besseren Vordergrund zu geben.

Die ,Slab-Gun‘-Konstruktion ergibt eine auf einer Seite durch
zurückgesetzte Felder gegliederte Wand. Durch abwechselndes
Anreihen der glatten und gegliederten Seiten und durch Ver-
wendung der Felder in vertikaler und horizontaler Lage ist es
möglich, eine ausdrucksreiche Wandgliederung zu erhalten. Ein
Raster von Einheitslinien wurde als Unterlage für den Grund-
riß und den Aufriß verwendet.
Die Wände sind bloß 2,03 m hoch. Ein flaches Dach über-
zieht das Haus in dieser Höhe. Etwaige größere Raumhöhen
werden durch Dachaufbauten erzielt. Diese erhielten Fenster in
den Seitenwänden und ermöglichen dadurch Besonnung aller
Räume während des ganzen Tages und einen kühlenden Luft-
zug unmittelbar unter der sonnheißen Dachfläche.
Der Bauherr wollte ein steiles Dach haben. Dieses ist jedoch
eine charakteristische nordische Form und paßt nicht ins schnee-
freie Kalifornien. Um jedoch den Wunsch des Bauherrn zu be-
friedigen, ohne gegen mein architektonisches Gewissen zu sün-
digen, wurde der Dachaufbau über dem Wohnraum mit steilen
Seitenflächen (60°) geplant. Durch die Einführung einer Fläche
an Stelle des Firstes und durch das Ersetzen der Giebel bei
Kehrungen wurde eine neue architektonische Form geschaffen,
die mit dem Steildach nichts mehr zu tun hat. An Stelle des
erdschweren, schützenden Charakters des nordischen Giebel-
daches scheint diese neue Form sich gegen den südlichen
Himmel zu öffnen.
Das Grundrißschema des Gartens schließt sich innig an das
des Hauses an. Durch Form und Höhenlage wird jeder Innen-
raum eine unmittelbare Fortsetzung des Gartenraums. Die Außen-
wände des Hauses werden einfach Teile der Gartenraumwände.
Das Haus verliert vollkommen den Charakter eines geschlossenen
konvexen Baukörpers, es löst sich ganz in Raumform auf.
Materialien: Betonboden auf der Erde.
Slab-Gun-Wände.
California-Redwood-Holz für Konstruktion
und Einrichtung.
Dachpappen-Dach.
Glas.
Oberflächenbehandlung: Leicht rauher Beton.
Glattes Holz.
Glas.
Farbe: Beton.
Transparente grau-grüne Beize für das rote Holz.
Grüne Schiefersandung am steilen Dach.
Kosten: $ 7000.00.


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