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Moderne Bauformen: Monatshefte für Architektur und Raumkunst — 28.1929

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K.,W.: Architekt Professor Ludwig Ruff, Nürnberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.48541#0179

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137


Professor Ludwig Ruff, Nürnberg. — Firma Dyckerhoff & Widmann, Nürnberg
Preisgekrönter Entwurf für die Lechbrücke bei Hcchzoll (1927)
ARCHITEKT PROFESSOR LUDWIG RUFF, NÜRNBERG

Im Rahmen dieser Zeitschrift ist das Schaffen des Professors
an der Nürnberger Kunstschule, Architekten Ludwig Ruff,
bereits mehrfach gewürdigt worden. Rein Prinzipielles zum
Wirken dieses Baukünstlers ist bei diesen Veröffentlichungen
schon erörtert worden, ebenso wie das Besondere der ein-
zelnen Arbeiten. Damit sind den Lesern der „Modernen Bau-
formen“ das Bild dieser Persönlichkeit und seine Werke
durchaus vertraut. Wenn wieder einmal fast ein ganzes Heft
Professor Ludwig Ruff gewidmet ist, so hat dies seine
besonderen Gründe. Zunächst liegt ein rein äußerer Anlaß
vor: Ludwig Ruff ist im vergangenen Jahre fünfzig Jahre
alt geworden — Anlaß genug, einmal ein Resume der bis-
herigen Wirksamkeit unseres Architekten zu geben und vor
allem Rechenschaft vom augenblicklichen Entwicklungs-
stadium abzulegen. Weiteren Anstoß zu dieser erneuten
Veröffentlichung bietet aber die Tatsache, daß ein ganz be-
sonderes Werk von Ruff vor uns steht, in dem sich uns der
Kulminationspunkt seines künstlerischen Schaffens offenbart.
Mit dieser letzten Konstatierung ist aber bereits ein Teil
der ersten Forderungen beantwortet; d.h. in überraschender
Zufälligkeit zeitlichen Zusammentreffens schließen sich hier
äußere chronistische Veranlassung und innere Notwendigkeit
künstlerischer Reife zur synthetischen Erscheinung zusammen.
Die abgebildeten Arbeiten geben einen Einblick in die
Entwicklung Ruffs in der Nachkriegszeit. Bewußtes Fest-
halten an der guten Tradition gilt als Grundsatz für dieses
Schaffen. Das ist jedoch keineswegs gleichbedeutend mit
Rückständigkeit, sondern ist nur Ausdruck einer inneren
Gebundenheit an die süddeutsche Heimat und verrät einen
feinen Sinn für das naturhaft und organisch Gewachsene
einer Landschaft, eines Stadtbildes. Diese Bodenständigkeit
gibt dem Architekten die Sicherheit, fast möchte man sagen
MOD. BAUFORMEN 29. IV, 1

Abgeklärtheit, dem anstürmenden Neuen gegenüber. Ruff ver-
hält sich zu den Forderungen des Tages keineswegs passiv
oder gar ablehnend, er verarbeitet vielmehr die neuen
Elemente im Sinne der allgemeinen landschaftlichen Ent-
wicklung und damit zugleich auch zugunsten seiner eigenen
stilistischen Ausprägung. Und das ist das Erstaunliche an
dieser Erscheinung, daß trotz traditioneller Verhaltenheit
und kluger allgemeingültiger Auswertung neuer Formpro-
bleme die persönliche Note in den Arbeiten dieses Künstlers
so stark zur Geltung kommt und damit eben über alle verall-
gemeinernde Formulierung hinweg die besondere Persönlich-
keit in das Licht der Betrachtung tritt. Man braucht nur
einen Blick auf eine Arbeit wie etwa die Innenausgestaltung
der Bayerischen Vereinsbank Nürnberg aus dem Jahre 1923/24
zu werfen, um das Entfalten der individuellen Eigenart aus
dem traditionell Gebundenen recht zu erkennen. Linien-
führung der Ornamentik, Staffelung der Wandgliederung,
Befangenheit der Formengebung weisen hier nirgends über
die Typik der allgemein zeitlichen Haltung hinaus, nur in
der Klarheit und Ruhe in der Gesamtdisposition der Räume
und der Ausstattung verrät sich das Streben nach einer von
persönlichem Empfinden getragenen organischen Durch-
bildung des Ganzen wie des Einzelnen im Sinne einer ein-
heitlichen großen Wirkung. Darin offenbart sich der ernste
Wille, das ornamentale Spiel der Einheit einer Gesamt-
komposition unterzuordnen. Die Großform, besser gesagt
die Architektur soll den Eindruck beherrschen. Damit le-
gitimiert sich der Urheber aber als Baukünstler, der sich der
inneren wahren Funktion seines Berufes bewußt ist. Das
bedeutet letzten Endes aber nichts weniger als ein Bekenntnis
zur modernen Baugesinnung, zum modernen Menschen über-
haupt. Nicht die belanglosen untergeordneten Einzelheiten
 
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